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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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nicht,
das wir Geschwister sind, sie hielt mich für deine Gemahlin und wollte keinen
Zwist. Deshalb ist sie fortgelaufen.“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ich habe mit Antonia gesprochen, auch sie hatte uns für
Eheleute gehalten.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Antonia sagt, Line
hätte geweint. Sie glaubt, dass Line dich liebt und dass sie nur gegangen ist,
um dir nicht im Wege zu stehen.“
    „Ist das wahr?“, eine leise Hoffnung keimte in Conrad auf.
    „Finde es heraus.“
    Zweifelnd sah Conrad seine Schwester an. „Wie soll ich sie
finden?“
    „Sie ist zu Fuß unterwegs, allein. In der Nacht wird sie
nicht sehr weit gekommen sein. Vielleicht ist sie noch in der Stadt.“
    „Danke, Schwesterchen“, sagte Conrad und stand auf.
    Bevor sie etwas erwidern konnte, war Conrad bereits aus dem
Saal gestürmt. Constance sah ihm seufzend nach. Sie rechnete nicht damit, ihren
Bruder wieder zu sehen, bevor er sein Mädchen gefunden hatte. 
    Sven, der auf einer Steinbank am Bergfried saß und sich an
die dicke Mauer lehnte, sah erstaunt auf, als Conrad vorbeistürmte als wären
hundert Sarazenen hinter ihm her. Der Normanne überlegte, ob er ihm folgen
sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Es gab Dinge, die musste ein Mann
allein tun. Für das, was er vorhatte, brauchte er bestimmt keine Waffenhilfe.
    Also lehnte er sich entspannt zurück und schickte seinem
Freund die besten Wünsche nach. Er war sicher, Conrad würde in den nächsten
Stunden zusammen mit Line wieder zurückkehren.
    Conrad hatte jedoch keine Ahnung, wo er mit der Suche
beginnen sollte. Zunächst war er nach Norden geritten. Als er sicher war, dass
sie diesen Weg nicht genommen haben konnte, weil er sie sonst längst eingeholt
hätte, kehrte er zurück und ritt in eine andere Richtung. Aber auch hier konnte
er sie nicht finden und niemand, den er fragte, hatte sie gesehen. Den ganzen
Tag war er unterwegs, ohne eine Spur oder einen Hinweis zu finden.
    Es war bereits dunkel, als er wieder nach Breuberg
zurückkehrte und durch die Stadt ritt. Die Türen der  Häuser waren 
verschlossen und keine Menschenseele war auf der Straße zu sehen. Conrad ritt
bis zum Marktplatz, in dessen Mitte sich ein öffentlicher Brunnen befand.
    Aus einer Schenke drang gedämpfter Lärm. Der junge Ritter
ließ sein Schlachtross am Brunnen zurück und ging zum Wirtshaus. Im Gastraum
schlug ihm der vertraute, undefinierbare Geruch entgegen, eine Mischung aus
Eintopf, Braten, Bier, Wein und Schweiß.
    Conrad nahm den Wirt beiseite und fragte ihn nach einem
schwarzhaarigen Mädchen, das neu in der Stadt war und eventuell eine Arbeit
suchte.
    „Tut mir Leid, junger Herr, eine Schwarzhaarige habe ich
nicht anzubieten“, erwiderte der Wirt und strich sich über das Kinn, „aber Ihr
könnt eine Brünette haben, Lore ist gerade frei. Für ein paar Pfennige…“
    Beinahe hätte Conrad ihm die Faust ins Gesicht geschlagen,
aber er beherrschte sich und lehnte dankend ab.
    „Sucht Ihr vielleicht ein Quartier? Dann habt Ihr Glück,
Herr. Ich habe eine gute Kammer frei mit einem richtigen Bett, nicht nur einem
Strohsack.“
    Conrad hatte sich bereits abgewandt, als der Wirt ihm noch
hinterher rief: „Trinkt doch wenigstens etwas von  meinem hervorragenden Wein
und…“
    Die letzten Worte hörte Conrad nicht mehr, denn der junge
Ritter hatte die Tür bereits zugeschlagen. Wieder im Freien überlegte er, was
er tun sollte. Seine Vernunft sagte ihm, dass es keinen Zweck hatte, noch heute
Abend weiter zu suchen. Er sollte am nächsten Morgen wiederkommen, wenn die
Frauen Wasser am Brunnen holten. Wenn Line noch in der Stadt war, musste irgendjemand
sie gesehen haben. Der Brunnen war der beste Ort, um etwas zu erfahren, denn
hier wurden alle Neuigkeiten und Gerüchte ausgetauscht.
    Gerade als er sich wieder auf sein Pferd schwingen wollte,
spitzte Hektor die Ohren. Er hatte etwas gehört. Conrad sah sich um, konnte
aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Der Platz lag dunkel und leer vor ihm,
nur eine Katze huschte lautlos vorbei.
    „Heda!“, rief ihn plötzlich jemand von hinten an.
    Die Hand am Schwertgriff wirbelte Conrad herum.
    Ein Mann in einem dunklen Mantel trat aus der Dunkelheit der
Häuserzeile hervor. Er trug eine abgedunkelte Unschlittlampe und eine
langstielige Pieke. Das musste der Nachtwächter sein. „Was tut Ihr hier, junger
Herr?“
    „Was geht es dich an?“, gab Conrad schroff zurück.
    „Gar nichts“, entgegnete der Wächter ruhig.
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