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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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Schultern. Warum sollten sie sich
nicht die Zeit vertreiben? So erzählte er seine Geschichte. Es überraschte ihn
selbst, dass er einem fast Fremden sein Herz ausschüttete. Aber es tat ihm gut,
sich alles von der Seele reden zu können.
    Wiprecht entpuppte sich als guter Zuhörer.
    „Sie hat mir ausrichten lassen, sie hätte mich niemals
geliebt“, endete Conrad schließlich.
    „Frauen sagen oft etwas anderes, als sie meinen. Besonders
dann, wenn sie gekränkt oder verzweifelt sind“, sagte Wiprecht langsam. Dann
grinste er. „Das ist ja auch kein Wunder, denn sie reden meistens viel
schneller, als sie denken können.“
    Conrad musste an Constances Worte denken. „Du sprichst fast
wie meine Schwester“, bemerkte er. Dann setzte er leise hinzu, was er gar nicht
sagen wollte. „Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich sie nicht finde.“
    Der alte Wächter wackelte mit dem Kopf. „Wisst Ihr, junger
Herr, ich habe viel erlebt, habe viele Schlachten geschlagen. Ich hatte vor
Niemandem Angst. Nur eines habe ich immer gefürchtet: mich an ein Weib zu
binden. Glaub mir, keine Waffe kann so tiefe Wunden schlagen wie eine Frau.“
    Er machte eine Pause. „Drei Dinge sind es, die einen Mann
verderben: der Krieg, der Suff und die Weiber“, sinnierte er.
    „Das mag so sein“, entgegnete Conrad. „Und doch sind es
diese Dinge, die einen Mann erst zum Manne machen. Was wäre ein Mann, wenn er
nicht Ruhm und Ehre erwerben, wenn er nicht mit seinen Gefährten zechen und
seine Trinkfestigkeit beweisen könnte und was wäre er ohne die Liebe?“
    „Ein Mann, an den sich Niemand erinnern wird, wenn er diese
Welt verlässt. Ein Mann, um den Niemand weint.“ Wiprecht nickte versonnen. Er
grinste ihn an, als hätte er ihn mit seiner These nur prüfen wollen. „Deshalb
habe ich mich auch nie danach gerichtet. Diese Worte stammen auch nicht von
mir, sondern von einem Mönch, den ich vor langer Zeit kennen gelernt habe und
dessen Name mir leider entfallen ist.“
    „Ein bedauernswerter Mann, dieser Mönch.“
    „Ja“, bestätigte Wiprecht und stand auf, „ich werde dann mal
meine Runde machen, muss mir ein wenig die Beine vertreten.“
    Als er nach einiger Zeit zurückkehrte, brachte er zwei
Decken aus dicker Wolle mit und machte es sich zusammen mit Conrad auf der steinernen
Bank am Brunnen bequem. Trotz seines Mantels war Conrad dankbar für die warme
Decke, denn es wurde langsam empfindlich kalt.
    Wieder holte der alte Wiprecht seinen Branntwein hervor,
nahm einen großen Schluck und reichte ihn an Conrad weiter.
    „Du wirst dein Mädchen finden“, sagte er bestimmt.
    „Ich danke dir, aber woher willst du das wissen?“
    „Weil du vorher nicht aufgeben wirst.“
    „Stimmt“, sagte Conrad entschlossen.
     

III
Die Magd Beatrice
    Neblungmond Anno 1229
                                                                                                            
    Nicht ganz ausgeschlafen saß Sven am nächsten Morgen wieder
auf der Steinbank am Bergfried und betrachtete teilnahmslos das geschäftige
Treiben der Mägde und Knechte auf dem Burghof. Gedankenversunken starrte er vor
sich hin, als plötzlich etwas an seinem Hosenbein zupfte.
    Der Ritter sah nach unten und blickte erstaunt in zwei
kullerrunde Kinderaugen, die ihn aus einem unglaublich schmutzigen Gesichtchen
ansahen. Das Kind, Sven konnte unmöglich sagen, ob es sich um einen Jungen oder
ein Mädchen handelte, steckte in einem ebenso schmutzigen Kittel, der mal
hellgrau gewesen sein mochte und kaute intensiv auf einem Finger, während es
ihn interessiert musterte. Zu Svens Erstaunen zeigte es keinerlei Scheu.
    „Bist du ein Ritter?“, hörte er eine piepsige Stimme fragen.
Sven nickte nur. Er war so fasziniert, dass er fürchtete, ihm könne die Stimme
versagen.
    „Beschützt du uns mit deinem Schwert?“, nuschelte das Kind,
jetzt schon mit zwei Fingern im Mund, während es mit der anderen Hand auf das
große Schwert an Svens Seite zeigte.
    „Natürlich“, brummte Sven, nickte bestimmt und war froh, seine
Furcht einflößende Streitaxt in seiner Kammer gelassen zu haben.
    Jetzt nahm das kleine Wesen die Hand aus dem Mund und
strahlte den Ritter an.
    Sven war gerührt. Wieder fürchtete er, das Kind zu
erschrecken, denn seine Narbe erlaubte ihm nur ein schiefes Lächeln.
    Aber jetzt strahlte es noch mehr und entblößte eine Reihe
kleiner
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