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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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musterte ihn nachdenklich. »Randgruppen. Göttliche Erleuchtung ist die Domäne einiger weniger Glücklicher. Die meisten leben in ständiger Dunkelheit, umgeben von falschen Auslegungen und Mißverständnissen. Sie wandeln über Pfade, die zur Zersplitterung und in das Chaos führen.«
    »Dann möchten Sie also, daß ich hinausgehe und das Wort verkünde?«
    »Wohl kaum. Wir erwarten nicht, daß Sie als eine Art Missionar tätig werden. Schließlich, was weiß jemand wie Sie schon über die Höheren Wahrheiten?«
    Und da diese Worte eher eine Feststellung als eine Frage waren, erwiderte Rex: »Sie sehen mich perplex.«
    »Überall existieren subversive religiöse Elemente. Untergrundorganisationen, die alle möglichen Arten unheiliger Riten und verdammenswerter Häresien praktizieren. Wir möchten lediglich Namen erfahren. Einzelheiten, Adressen von Verbindungshäusern, Treffpunkten und so weiter und so fort. Sie werden uns mit diesen Informationen versorgen, damit der Dalai Lama diese Unglücklichen in seine Gebete und Meditationen einschließen kann, in der Hoffnung, daß sie letzten Endes doch noch zur Erlösung finden. Können Sie mir folgen?«
    Rex zog den Finger wieder hervor, der in einem blockierten Nasenloch gebohrt hatte, und nickte begeistert. »Ich soll die verlorenen Schafe zurück zur Herde bringen, nicht wahr?«
    »Schafe? Was hat das denn mit Schafen zu tun?«
    »Das war metaphorisch.«
    »In der Tat. Nun, wenn Metaphern Ihre Stärke sind, dann lassen Sie mich soviel sagen, daß dieser Sender kein totes Fleisch gebrauchen kann.«
    »Sie können sich auf mich verlassen.« Rex straffte die Schultern. »Zeigen Sie mir nur mein Büro.«
    »Büro?« Die gespenstischen Laute aus der Kehle der häßlichen Frau besaßen nur geringe Ähnlichkeit mit einem Lachen. Eine sehr geringe Ähnlichkeit. »Besitzen Sie eine eigene Transportgelegenheit?«
    Rex schüttelte den Kopf.
    »Dann werden wir ihnen eine zur Verfügung stellen. Sie werden sich stündlich vom Terminal Ihres Wagens melden und Bericht erstatten. Stündlich, haben Sie das verstanden, Mister Mundi?«
    »Und was, wenn ich nichts zu berichten habe?«
    »Sie werden nichtsdestotrotz Bericht erstatten. Die Fahrzeuge des Senders sind sehr kostspielig. Falls einer der Agenten sich nicht meldet, müssen wir davon ausgehen, daß er sich mit dem Wagen abgesetzt hat. Der Muttercomputer wird das Fahrzeug dann bewegungsunfähig machen und die Umweltkontrollen außer Funktion setzen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, welche in Ihrem Fall, wie ich glaube, niemals zur Anwendung kommen wird.«
    »In der Tat.«
    »Haben Sie noch Fragen?«
    »Wir haben noch nicht über mein Gehalt gesprochen. Stundenbasis oder festes Honorar und Spesen. Vielleicht sollten wir jetzt darüber reden, um spätere Unannehmlichkeiten zu vermeiden.«
    Mrs. Vrillium hielt einen kleinen transparenten Würfel in die Höhe. »In diesem Speicher finden Sie sämtliche Informationen, die Sie über ihren ersten Auftrag wissen müssen.« Sie warf Rex den Würfel zu. »Sie werden nach Resultaten bezahlt, Mister Mundi. Berechtigte Spesen werden ebenfalls erstattet.«
    Rex drehte den Würfel weniger als überzeugt in den Händen. »Ist meine Schwester Gloria zufällig irgendwo in der Nähe?«
    »Gloria ist im Augenblick viel zu beschäftigt, um mit Ihnen zu reden. Aber falls es etwas Wichtiges ist, kann ich es ihr heute abend sagen. Wir leben nämlich zusammen, wissen Sie?«
    »Wie bezaubernd«, sagte Rex. »Dürfte ich vielleicht Ihre Toilette benutzen?«

4
    Du bist nichts, der Staat ist alles.
    Mussolini
    Careful with that axe, Eugene.
    P. Floyd
    Eine halbe Stunde später saß Rex Mundi hinter dem Steuer des Firmenwagens Nummer 801. Es war ein spartanisches kleines Fahrzeug, zwei Gänge, geschlossene Klimakabine, Einsitzer, automatisches Leitsystem. Angetrieben von einem Atomreaktor von Streichholzgröße. »Ein Kind könnte ihn fliegen«, war die einzige vage Information, die man ihm hatte zukommen lassen. Im Armaturenbrett war ein Computerterminal eingebaut, doch zu Rex’ Verdruß fehlte ein Fernseher.
    Rex wühlte in der Brusttasche seines Strahlenschutzanzugs und zog den kleinen transparenten Würfel hervor. Er schob ihn in die Aussparung des Terminals, und der Schirm des Computers erwachte zum Leben. Das Logo des Senders wurde sichtbar, drei winzige Kaulquappen, die den Schwänzen der jeweils anderen hinterherjagten. Dann knisterte es im Lautsprecher, und das selektive Memory des Würfels begann zu
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