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Das Monopol

Titel: Das Monopol
Autoren: Nicolas Kublicki
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der rassistischen Burenvolksfront in Südafrika. Abgestoßen von Waterboers historischem Beitrag zu Apartheid, Nationalsozialismus, Kommunismus und Kinderarbeit. Und sie waren entsetzt, wie sehr sie sich von Waterboer und seinen Medienhelfern hatten manipulieren lassen.
    Mehr als ein Jahrhundert lang hatten Waterboer und seine Helfershelfer in den Medien gewaltigen Profit aus hart arbeitenden Menschen geschlagen, auch und besonders in den USA. Für das amerikanische Volk war dies mehr als nur ein Verbrechen – es war Verrat an den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Die amerikanische Bevölkerung wollte eine harte Bestrafung; darüber herrschte Einmütigkeit in jedem Bundesstaat, jeder Stadt, jedem Dorf.
    Ob die Geschworenen es auch so sahen?
    Die Beratungen dauerten nur eine Stunde. Von Küste zu Küste versuchten Berichterstatter von Presse, Funk und Fernsehen, Gründe für diese außergewöhnlich kurze Zeit zu suchen.
     
    Sie müssen schuldig sein.
    Sie müssen unschuldig sein.
    Ist beides möglich.
     
    Das Geplapper der Berichterstatter verstummte, als man auf den Fernsehbildschirmen die Geschworenen aus dem Beratungszimmer kommen sah. Sie nahmen wieder ihre Plätze auf der Bank ein.
    »Sind die Geschworenen zu einem Urteil gekommen?«, fragte Richterin Taggart. Auch sie war inzwischen ein Liebling der Presse geworden.
    Feierlich erhob sich ein älterer US-Bürger koreanischer Herkunft von seinem Platz am Ende der Bank. »Ja, Euer Ehren.«
    »Wie lautet das Urteil?«
    Leicht zitternd vor Nervosität entfaltete der Mann ein Papier und rückte seine runde, goldgefasste Brille zurecht. »In der Strafsache Vereinigte Staaten von Amerika gegen den Diamantenhändlerverband und andere halten die Geschworenen die Angeklagten für schuldig in sämtlichen strafrechtlichen und zivilrechtlichen Anklagepunkten …«
    Durch die offenen Fenster erklangen Beifallsrufe und übertönten die zornigen und verzweifelten Ausrufe der Angeklagten im Gerichtssaal.
    Carlton hob die Augen zum Himmel und faltete die Hände. Gott, ich danke dir.
    Richterin Taggart ließ den Hammer wiederholt auf den Mahagoniuntersetzer sausen. »Ruhe im Gerichtssaal! Ruhe!«
    Schweigen breitete sich aus.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Taggart zu dem älteren Mann. »Die Vereinigten Staaten danken allen Geschworenen für ihre Geduld, Ausdauer und die harte Arbeit. Bitte bleiben Sie in der Geschworenenbank bis zur Urteilsverkündung und der anschließenden Festsetzung der Schadenersatzzahlungen.«
    Carlton schaute hinüber zu dem besiegten Churchman, dem der letzte Satz der Richterin ebenfalls einen Schock versetzt hatte.
    Urteilsverkündung? Zahlungsfestsetzung? Jetzt schon?
    Aber das hatte durchaus seinen Sinn. Normalerweise hätte das Gericht mit der Urteilsverkündung und Festlegung einer Schadenersatzzahlung noch gewartet. Doch auch Richterin Taggart wusste die Medien zu nutzen: Wenn sie nicht sofort das Urteil verkündete und Zahlungen festsetzte, würde dieser Schritt in der Presse nicht mehr erwähnt. Auch die Richterin wollte ihren Moment des Triumphes auskosten.
    »Wie die Anklage bereits erwähnt hat, sieht der Sherman Act für Unternehmen eine Höchststrafe von zehn Millionen Dollar vor. In diesem Prozess wurde bewiesen, dass jede veröffentlichte Werbeanzeige einen Verstoß gegen dieses Gesetz darstellt. Laut Gesetz beträgt die Verjährungsfrist drei Jahre. Somit kann die Strafe nur für Werbeanzeigen gelten, die in den letzten drei Jahren vor der Anklageerhebung veröffentlicht wurden. Das Gericht stützt sich auf das Urteil der Geschworenen und verurteilt den Diamantenhändlerverband hiermit zu einer Geldstrafe in Höhe von 523 Millionen Dollar. Das Gericht verurteilt die American Publications Incorporated zu einer Geldstrafe in Höhe von 1327 Milliarden Dollar. Das Gericht verurteilt den Angeklagten …«
    Die Richterin las die unglaublichen Summen mit ruhiger, monotoner Stimme vor.
    Die Konkursanwälte der Angeklagten hatten die Papiere schon vorbereitet, bevor das Urteil verkündet wurde. Sämtliche Konkurserklärungen wurden innerhalb einer Stunde nach Urteilsverkündung eingereicht. Jeder Angeklagte bat um Liquidation zu Sanierungszwecken gemäß Absatz 11 des United States Code 10, dem Bundeskonkursgesetz. Das Ergebnis war, dass keiner der Angeklagten mehr als einen Bruchteil seiner Strafe zahlen musste. Dennoch hatte das amerikanische Justizministerium sein Ziel erreicht: Nie wieder würde ein Vertreter der Medien eine Werbung von
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