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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster
Autoren: Jason Dark
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nicht in der Lage gewesen, normal zu reagieren.
    Die Zigeunerin hielt ihre Hand fest und der von ihr ausgehende Strom riss nicht ab. Er erreichte sogar den Arm der jungen Frau und Helen spürte auch ein Kribbeln auf ihrem Rücken.
    Die fremde Frau senkte den Blick. Sie schaute sich die Handlinien sehr genau an. Helen war wieder so weit zu sich gekommen, dass sie der Person zuschaute. Leider sah sie nicht ihr Gesicht, denn sie hatte den Kopf gesenkt.
    Flüsternde Worte drangen aus dem Mund der Zigeunerin. Helen verstand sie nicht. Sie waren in einer fremden Sprache gesprochen worden, in der man sich in Südost-Europa unterhielt.
    »Bitte, bitte…«
    »Was ist?«
    Die Zigeunerin schüttelte den Kopf.
    Helen fühlte sich leicht alarmiert. »Warum sagst du denn nichts? Ich will…«
    »Nein, nein, schon gut.«
    »Ist was mit meinen Handlinien?«
    Ein leises Stöhnen wehte aus dem Mund der Frau, bevor sie den Kopf anhob. Helen sah, dass sie zugleich schluckte. Auch aus dem Gesicht war die letzte blasse Farbe gewichen. Mit einer schon ruckartigen Bewegung ließ sie Helens Hand los, die damit nicht gerechnet hatte, sodass sie nach unten fiel wie eine Hühnerklaue.
    »Was ist denn passiert?«
    Die Fremde wich einen Schritt zurück. Sie atmete jetzt heftiger. »Es ist gut«, sprach sie schnell und guttural. »Alles ist gut. Ich werde jetzt gehen. Der Himmel sei mit dir und…«
    Sie machte kehrt, um zu verschwinden. Nur hatte sie nicht mit Helens schneller Reaktion gerechnet, denn jetzt war sie schon aufmerksam geworden und auch beunruhigt. Zwar glaubte sie nicht an diesen ganzen Zauber, doch in den letzten beiden Minuten hatte sich ihre Meinung schon geändert.
    Bevor die Zigeunerin abtauchen konnte, bekam Helen sie zu fassen und zerrte sie zurück. »Moment mal, meine Dame, jetzt will ich endlich wissen, was mit dir und auch mit mir los ist. Was hast du in meiner Handfläche gesehen? Was sagen dir die Linien?«
    Die Frau war in Helens Griff starr geworden. Der Atem schoss heftig aus ihrem Mund. Weit standen die Augen auf und sie schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Was ist los, verdammt? Was hast du gesehen?«
    »Bitte… bitte… nichts. Es ist ja alles nicht wahr. Nur leerer Hokuspokus. Etwas Geld machen, nichts anderes. Du solltest es nicht so ernst nehmen.«
    »Das nehme ich aber.« Helen fasste auch mit der anderen Hand zu und schüttelte die Frau durch. »Ich kann sehr wohl unterscheiden, was echt und gespielt ist. Dein Verhalten ist nicht gespielt. Das ist verdammt echt, ich weiß es.«
    »Bitte…«
    »Klar, du kannst gehen. Aber zunächst will ich wissen, was du in meiner Hand gelesen hast.«
    »Ich kann mich auch geirrt haben.«
    »Klar, kannst du. Aber komischerweise glaube ich dir das nicht. Nein, du bist keinem Irrtum erlegen. Was hast du gesehen?«
    Die Zigeunerin senkte den Kopf. »Ja, wenn du es nicht anders haben willst, werde ich es dir sagen. Ich habe ein schweres Schicksal in deiner Hand gelesen.«
    »Ist okay. Das kenne ich. Das schwere Schicksal liegt bereits hinter mir.«
    »Wie gut.« Die Zigeunerin wollte die Hand zurückziehen, aber Helen hielt sie weiterhin fest, denn sie war von der Antwort nicht überzeugt.
    Deshalb sagte sie: »Moment noch, junge Frau. Ich weiß, dass man aus den Handlinien die Zukunft lesen kann. Das schwere Schicksal ist bei mir Vergangenheit. Also stimmt das nicht, was du mir da gesagt hast. Was hast du wirklich gesehen?«
    »Nein, ich…«
    »Was?« Sie zerrte die schwächere Frau zu sich heran und so prallte sie gegen Helen.
    Der laute Atem war zu hören. Die Frau mit dem Kopftuch und dem schürzenartigen Kleid kämpfte mit sich selbst und auch gegen den Druck der anderen.
    »Sei vorsichtig!«, flüsterte sie Helen ins Gesicht. »Bitte, du musst vorsichtig sein. Tu mir den Gefallen. Gibt auf dich Acht. Ich habe einen Schatten gesehen, der über dir schwebt. Er ist nicht gut. Er ist dunkel und bedrohlich…«
    »Okay. Und weiter?«
    »Nichts mehr. Nur der Schatten.«
    Helen zögerte. Sie überlegte jetzt, ob sie die Frau loslassen sollte oder nicht. Sie brauchte nur einen Blick in deren Augen zu werfen, um zu erkennen, dass sie es ehrlich meinte und wahrscheinlich keine Einzelheiten wusste.
    Helen war auch nicht sicher, ob sie diese überhaupt hören wollte. Zwar stand sie dem Handlesen auch jetzt skeptisch gegenüber, aber eine innere Unruhe gab sie schon zu.
    Sie merkte auch, dass sie die Zigeunerin zu hart angefasst hatte. Es tat ihr Leid und sie lockerte den
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