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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut
Autoren: Ellis Peters
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mit gütigem Lächeln weitergesprochen. »Und nun will ich dich mit Bruder Robert Pennant bekannt machen, Vater Abt, unserem Prior, der mir stets eine große Hilfe war. Ich bin sicher, daß er dir mit der gleichen selbstlosen Ergebenheit dienen wird wie einst mir.«
    »Es war ja so schön!« rief Bruder Mark später im Gartenschuppen, wo Bruder Cadfael die Leistungen seines jungen, leicht befangenen Vertreters begutachtet und diesen dann mit einem hohen Lob erfreut hatte. »Aber jetzt schäme ich mich. Man darf nicht jubeln, wenn jemand ins Unglück gestürzt wird.«
    »Ach, was!« entgegnete Cadfael geistesabwesend, packte seinen Ranzen aus und stellte die Töpfchen und Flaschen, die er auf die Schafhürde mitgenommen hatte, wieder ins Regal.
    Nach einer Weile fügte er hinzu: »In so jungen Jahren brauchst du noch nicht nach einem Heiligenschein zu greifen. Du hast noch genug Zeit, um dein Leben zu genießen und manchmal sogar ein bißchen Schadenfreude zu empfinden, bevor du dich zum Heiligen entwickelst. Es war wirklich schön, und alle hatten ihren Spaß dran. Wir wollen doch keine Heuchler sein.«
    Bruder Mark beschloß, einen Teil seiner Skrupel zu vergessen, und verstieg sich sogar zu einem Grinsen.
    »Trotzdem - wenn Vater Heribert imstande war, so freundlich auf ihn zuzugehen, ohne jede Bosheit ...«
    »Bruder Heribert! Und sei nicht so streng zu dir selbst«, riet Cadfael liebevoll. »Du bist immer noch ein schrecklich grüner, wenn auch sehr netter Junge. Glaubst du, diese wohlgesetzten Worte kamen rein zufällig über seine Lippen. ›Ich bin zurückgekommen, um dem Allmächtigen als schlichter Mönch zu dienen, unter deiner Herrschaft ...‹ Genausogut hätte er sagen können: ›... in eurer Mitte.‹ Und dann die selbstlose Ergebenheit‹, mit der Robert ihm gedient haben soll! Nun ja - wenn ich mir unseren neuen Abt so anschaue ... Ich fürchte, Robert wird ziemlich lange auf die ersehnte Beförderung warten müssen.«
    Bruder Mark ließ seine Beine von der Bank baumeln und starrte Cadfael entgeistert an. »Du meinst - Bruder Heribert hat das alles absichtlich gesagt?«
    »Er hätte schon einen Tag früher einen Reitknecht ins Kloster gesandt, wenn es sein Wunsch gewesen wäre, den Prior vorzuwarnen. Zumindest hätte er einen Mann von St.
    Giles aus losschicken können, um Robert schonend vorzubereiten. Er hat lange an den Unzulänglichkeiten dieser Welt gelitten - und heute hat er seine harmlose kleine Rache genossen.« Marks bestürztes Gesicht rührte Cadfael. »Schau nicht so entsetzt drein! Du wirst nie ein Heiliger werden, wenn du deine bösartigen Wesenszüge bekämpfst. Und bedenk doch, was er für Roberts Seelenheil getan hat.«
    »Indem er ihm vor Augen führte, wie nichtig sein eitler Ehrgeiz ist?« fragte Mark zweifelnd.
    »Indem er ihm beibrachte, daß man das Fell des Bären nicht verkaufen darf, ehe man ihn hat. So, und jetzt ab mit dir in die Wärmestube? Hör dir alle neuen Klatschgeschichten an! Ich komme später nach, wenn ich mit Hugh Beringar gesprochen habe.«
    »Nun - jetzt ist alles vorbei, und die Sache hat ein gutes Ende gefunden«, sagte Beringar, der es sich neben der Kohlenpfanne bequem gemacht hatte, einen Becher Glühwein aus Cadfaels Vorratslager in der Hand. »Der Fall wurde zu den Akten gelegt, und es hätte Edwin viel schlimmer erwischen können. Übrigens, deine Richildis ist eine wunderbare Frau, und es war mir ein Vergnügen, den Jungen zu ihr zurückzubringen. Wahrscheinlich wird er zu dir kommen, sobald er von deiner Heimkehr erfahren hat - was demnächst geschehen wird, denn ich will die beiden besuchen, bevor ich in die Stadt gehe.«
    Sie hatten sich nur wenige direkte Fragen gestellt und ebenso wenige, eher ausweichende Antworten erhalten.
    Das Gespräch war so unaufrichtig, wie ihre Beziehung zueinander offen und ehrlich war, aber sie verstanden sich sehr gut.
    »Wie ich höre, ist dir oben im Grenzland ein Pferd abhanden gekommen«, bemerkte Beringar.
    »Mea culpa!« gestand Cadfael. »Ich habe die Stalltür offen gelassen.«
    »Etwa um die gleiche Zeit, als im Gerichtshof von Llansilin ein Mann abhanden kam«, warf Hugh ein.
    »Dafür kannst du mich nicht verantwortlich machen. Ich habe den Täter gefunden, und sie waren außerstande, ihn festzunehmen.«
    »Vermutlich wird man Schadenersatz von dir verlangen - für das Pferd.«
    »Die Sache wird morgen bei der Kapitelsitzung zweifellos zur Sprache kommen. Doch das spielt keine Rolle - solange niemand auf
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