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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut
Autoren: Ellis Peters
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schon über Landgüter und Verwalter, du komischer Zimmermannslehrling?«
    »Mehr, als du jemals von Holz und Schnitzereien verstehen wirst, du aufgeblasener Gutsbesitzer!«
    Edwy packte Edwin am Schöpf, Edwin bohrte die Finger zwischen die Rippen seines Onkels, und sie balgten sich auf der Bank, kreischend vor Vergnügen. Cadfael griff resolut nach ihren Armen und zerrte sie gewaltsam zur Tür.
    »Raus mit euch! Verschwindet von diesem heiligen Grund und Boden, wo ihr bei Gott nicht hingehört, und treibt euch lieber in einer Bärenhöhle rum!« Sogar in seinen eigenen Ohren klangen diese Worte dümmlich und anmaßend.
    In der Tür drehten sie sich strahlend zu ihm um. Edwin erinnerte sich an einen Auftrag, den er erhalten hatte und stieß hastig hervor: »Bruder Cadfael, würdest du meine Mutter besuchen, bevor wir abreisen? Sie bittet dich darum.«
    »Gut«, antwortete Cadfael, weil er nichts anderes sagen konnte. »Natürlich.«
    Er sah ihnen nach, wie sie zum großen Hof und zur Pforte gingen, Arm in Arm, wobei sie sich immer wieder freundschaftlich anrempelten. Sie waren in einem sonderbaren Alter - von heldenhafter Treue und Tapferkeit, sobald sie unter Druck standen, ernsthaft und verantwortungsbewußt, wenn es wichtige Ziele zu verfolgen galt - und wenn ihre Welt in Ordnung war, balgten sie sich wie junge Hunde.
    Cadfael kehrte in seinen Schuppen zurück und verschloß die Tür, um den Rest der Welt auszusperren - sogar Bruder Mark.
    Es war still und dunkel in diesen vier Holzwänden, im dünnen bläulichen Rauch, der von der Kohlenpfanne hochstieg. Ein Heim innerhalb eines Heims, das ihm allein gehörte, und mehr wünschte er sich nicht. Es war vorbei, wie Hugh Beringar gesagt hatte, und niemand hatte schmerzlicher gelitten, als es nötig gewesen war. Edwin würde sein Erbe antreten. Aelfric würde seine Freiheit wiedererlangen und hatte eine sichere Zukunft vor sich. Das würde seine Zunge lockern und ihn veranlassen, Aldith einen Antrag zu machen. Und wenn er halsstarrig blieb, würde sie Mittel und Wege finden, um ihn dazu zu bringen. Mit Bruder Rhys würde Cadfael ein langes Gespräch über seine Verwandten führen, und dabei würde er ihm Cynfrith' hausgemachten Schnaps überreichen.
    Schleierhafte Erinnerungen würden die Lücke schließen, die ein verschwundener Großneffe hinterlassen hatte. Ifor ap Morgan würde in stiller Einsamkeit trauern und niemals davon reden, aber er konnte sich an seine Hoffnungen klammern, und in seiner Nähe würde ein Ersatzenkel wohnen. Und Meurig würde durch die Welt ziehen, um Buße zu tun, und die Gebete anderer Menschen brauchen. Cadfaels Gebete waren ihm jedenfalls ganz sicher.
    Er ließ sich auf der Bank nieder, wo die beiden Jungen eben noch lachend gerauft hatten und legte die Beine hoch.
    Versonnen fragte er sich, ob er immer noch behaupten konnte, daß er die Enklave nicht verlassen dürfte - zumindest so lange, bis Richildis nach Mallilie gezogen war. Dann entschied er, daß das feige wäre - nachdem er bereits beschlossen hatte, seinen auferlegten Hausarrest zu vergessen.
    Immerhin war sie eine sehr anziehende Frau, auch jetzt noch, und er freute sich auf ihre Dankbarkeit. Und die Aussicht auf eine Unterhaltung, die mit den Worten › Weißt du noch ...‹ beginnen würde, war mehr als verlockend. Ja, er wollte zu ihr gehen. Es geschah nicht allzuoft, daß er einen Menschen traf, mit dem er in gemeinsamen Erinnerungen schwelgen konnte.
    In ein oder zwei Wochen würde der ganze Haushalt nach Mallilie übersiedeln, dann würde Richildis in sicherer Entfernung leben, und er würde sie nur mehr selten sehen.
    Bruder Cadfael stieß einen tiefen Seufzer des Bedauerns aus, oder der Erleichterung?
    Ja, vielleicht war es so für alle am besten ...
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