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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut
Autoren: Ellis Peters
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die Idee verfällt, daß ich Schadenersatz für den verschwundenen Mann leisten soll.«
    »Das könnte bei einer anderen Sitzung beschlossen werden - und dann müßtest du einen hohen Preis zahlen.« Hughs scharfgeschnittenes, gebräuntes Gesicht lächelte hinter den zitternden Dämpfen, die von der Kohlenpfanne aufstiegen. »Ich habe Neuigkeiten für dich, mein Freund. Jeden Tag geschehen Wunder in Wales! Erst gestern erfuhr ich aus ehester, daß ein Reiter, der seinen Namen nicht nannte, das Kloster von Beddgelert aufsuchte und dort sein Pferd zurückließ. Er bat die Brüder, das Tier in ihrem Stall zu versorgen, bis es den Brüdern auf der Schafhürde von Rhydycroesau wiedergegeben werden könnte, wo er es ausgeliehen hätte. In Rhydycroesau weiß man noch nichts davon, denn oben in Arfon hat es früher geschneit als hier, und man konnte keinen Boten über die Berge schicken. Ich glaube, das ist auch jetzt noch nicht möglich.
    Jedenfalls ist das Pferd in Sicherheit. Wer immer der Fremde war«, fuhr Hugh unschuldig fort, »er muß das Pferd zwei Tage nachdem unser verschwundener Übeltäter in Penllyn sein Geständnis ablegte, ins Kloster gebracht haben. Die Nachricht erreichte uns über Bangor, als man die Wege noch benutzen konnte, und wurde dann übers Meer nach ehester weitergeleitet, mittels eines Küstenbootes. Jedenfalls wird man dir keine allzugroße Strafe wegen des entlaufenen Pferdes aufbrummen.«
    »Beddgelert«, murmelte Cadfael nachdenklich. »Offenbar ist der Mann von dort zu Fuß weitergegangen. Was glaubst du wohl, wohin er sich wenden wird, Hugh? Nach Clynnog oder Caegybi - oder fährt er übers Meer nach Irland?«
    »Wie war's mit den Mönchszellen von Beddgelert?« schlug Hugh vor und blickte grinsend in seinen Wein. »Nachdem du dich in der Welt herumgetrieben hast, bist du in einen ähnlichen Hafen geflohen.«
    Gedankenverloren strich sich Cadfael übers Kinn. »Nein, das nicht - noch nicht. Er glaubt sicher, daß er noch nicht genug bezahlt hat.«
    Hugh lachte schallend, stellte seinen Becher auf den Tisch, erhob sich und schlug Cadfael freundschaftlich auf die Schulter.
    »Ich gehe jetzt lieber. Immer, wenn ich mit dir zusammen sitze, habe ich das Gefühl, an einer Schurkerei beteiligt zu werden.«
    »Aber eines Tages könnte es so enden«, meinte der Mönch ernsthaft.
    »Mit einer Schurkerei?« Hugh drehte sich an der Tür noch einmal um, immer noch lachend.
    »Mit einer Berufung. Viele Männer sind vom einen bis zum anderen Ende gegangen, Hugh, und haben dazwischen Gutes getan.«
    Am nächsten Nachmittag erschienen Edwy und Edwin in der Tür des Gartenschuppens, in ihren besten Kleidern, ordentlich gekämmt und ungewöhnlich sittsam - zumindest am Anfang.
    Durch dieses gedämpfte Temperament glichen sie einander so sehr, daß Cadfael erst einmal nach dunkelbraunen und haselnußbraunen Augen suchen mußte, um sie unterscheiden zu können. Herzlich bedankten sie sich für seine Hilfe. In ihrem Glück hatten sie Frieden miteinander geschlossen, wenigstens vorläufig.
    Cadfael musterte sie von oben bis unten. »Diesen zeremoniellen Staat habt ihr doch sicher nicht mir zu Ehren angelegt.«
    »Der Vater Abt hat nach mir geschickt«, erklärte Edwin mit ehrfürchtiger Miene. »Meine Mutter hat gesagt, ich soll meine besten Sachen anziehen. Er kommt nur aus Neugier mit. Er ist nicht eingeladen.«
    »Und er ist in der Tür über seine eigenen Füße gefallen und wurde rot wie ein Kardinalskäppchen«, konterte Edwy prompt.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Doch! Jetzt wirst du ja auch ganz rot!«
    Und das Blut stieg tatsächlich in Edwins Wangen.
    »Abt Radulfus hat also nach dir geschickt«, sagte Cadfael.
    Offenbar wollte der neue Vater die Angelegenheit zu einem raschen Ende bringen. »Und wie gefällt er euch?«
    Keiner der beiden wollte zugeben, daß sie beeindruckt waren. Sie wechselten einen nachdenklichen Blick, dann antwortete Edwy: »Er war sehr gerecht. Aber Novize möchte ich nicht hier sein.«
    »Er sagte, die Angelegenheit müßte mit meiner Mutter und mit den Anwälten besprochen werden«, berichtete Edwin.
    »Aber das Landgut würde keinesfalls der Abtei gehören. Die Vereinbarung wäre ungültig. Wenn das Testament anerkannt und Graf von ehester, der Oberlehnsherr, seine Zustimmung geben würde, wäre ich der Besitzer von Mallilie. Bis ich großjährig bin, will die Abtei das Landgut verwalten. Und der Herr Abt will mein Vormund werden.«
    »Und was hast du dazu gesagt?«
    »Ich
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