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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut
Autoren: Ellis Peters
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bedankte mich und erklärte, das fände ich großartig.
    Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Wer kann ein Landgut besser verwalten als ein so bedeutendes Kloster? Bevor ich es selber übernehme, kann ich viel von euren Verwaltern lernen.
    Meine Mutter und ich dürfen nach Mallilie ziehen, wann immer wir es wünschen - falls es nicht noch mehr schneit.« Der Glanz in Edwins Augen war zwar nicht erloschen, aber dumpfer geworden. »Bruder Cadfael, es war so schrecklich. Ich meine –
    Meurig ... Ich verstehe das alles nicht ...«
    Ja, jungen Leuten fiel es schwer zu verzeihen, es war ihnen fast unmöglich. Aber Edwin brachte dem jungen Mann, den er einmal vertrauensvoll geliebt hatte, immer noch eine gewisse Zuneigung entgegen, die er sich nicht aus dem Herzen reißen und die seiner Abscheu vor dem Giftmörder nichts anhaben konnte.
    »Ich hätte ihm Mallilie nicht kampflos überlassen«, fuhr er offen und ehrlich fort. »Aber wenn er den Kampf gewonnen hätte, wäre ich ihm nicht böse gewesen. Und wenn ich gewonnen hätte - ich weiß nicht ... Er hätte nichts mit mir geteilt oder? Jedenfalls bin ich froh, daß er entkommen ist. Das mag falsch sein - ich kann's nicht ändern, ich bin heilfroh.«
    Wenn es falsch sein sollte, so zu denken, war er nicht der einzige, der diese Sünde beging. Doch das erwähnte Cadfael nicht.
    »Bruder Cadfael - sobald wir wieder in Mallilie sind, möchte ich Ifor ap Morgan besuchen. Er hat mich geküßt, als ich ihn darum bat, und deshalb glaube ich, daß ich ihm den Enkel ersetzen könnte.«
    Wie gut, daß ich ihm das nicht vorgeschlagen habe, dachte Cadfael erfreut. Nichts ist jungen Menschen unangenehmer, als zu einer guten Tat gedrängt zu werden, wenn sie sich bereits freiwillig dazu entschlossen haben. »Das ist schön«, entgegnete der Mönch freundlich. »Er wird sich bestimmt freuen. Und wenn du Edwy mitnimmst, erzähl Ifor, wie man euch auseinanderhalten kann, denn er hat nicht mehr so scharfe Augen wie ich.«
    Die beiden Jungen grinsten, dann sagte Edwy: »Er ist mir noch einiges schuldig für die grobe Behandlung, die ich seinetwegen erdulden mußte und für die Nacht, die ich im Gefängnis verbracht habe. Und deshalb werde ich in Mallilie aufkreuzen, so oft es mir paßt.«
    »Ich mußte zwei Nächte sitzen«, warf Edwin ein, »und das in einem viel schlimmeren Kerker.«
    »Aber dir haben sie kein Haar gekrümmt - weil Hugh Beringar auf dich aufgepaßt hat.«
    Daraufhin bohrte Edwin seinen Zeigefinger unsanft in Edwys Bauch. Edwy schlang ein Bein um das Knie seines Onkels und brachte ihn zu Fall. Beide brachen in schallendes Gelächter aus. Eine Zeitlang sah Cadfael duldsam zu, wie sie sich am Boden wälzten, dann packte er zwei dicke Lockenschöpfe und riß sie auseinander. Gehorsam standen sie auf, grinsten ihn an und sahen nicht mehr ganz so makellos aus wie zuvor.
    »Ihr seid ein abscheuliches Paar, und ich wünsche Ifor ap Morgan viel Vergnügen mit euch«, sagte Cadfael mit einem wohlwollenden Lächeln. »Du bist jetzt also der Gutsherr, Edwin - das heißt, das wirst du sein, wenn du großjährig bist. Deshalb solltest du an deine Verantwortung denken. Ein Onkel muß seinem Neffen stets mit gutem Beispiel vorangehen.«
    Edwin, der sich den Staub von der Hose gewischt hatte, hob den Kopf und sah Cadfael ernsthaft in die Augen. »Ich habe schon über meine Pflichten nachgedacht, wirklich. Da gibt es vieles, was ich nicht weiß und was ich noch lernen muß, aber ...
    Ich habe es dem Abt schon gesagt, daß es mir nie gefallen hat, wie mein Stiefvater gegen den armen Aelfric prozessiert und ihn zum Leibeigenen gemacht hat - obwohl der Junge ebenso frei geboren wurde wie sein Vater. Ich habe den Abt gefragt, ob ich einen Mann schon jetzt freilassen könnte oder bis zu meiner Großjährigkeit warten muß. Da antwortete er, das könnte ich schon jetzt tun, und er würde es für mich erledigen. Aelfric wird also bald ein freier Mann sein. Und ich glaube - also, Aelfric und Aldith ...«
    »Ich hab' ihm erzählt, daß sich Aldith in Aelfric verguckt hat.«
    Edwy schüttelte den Staub ab und setzte sich dann auf die Bank. »Wenn er frei ist, werden die beiden sicher heiraten.
    Aelfric ist sehr gebildet und kennt Mallilie gut. Der wird ganz bestimmt einen prächtigen Verwalter abgeben, wenn Edwin seinen Besitz übernehmen kann.«
    »Du hast mir das erzählt! Ich wußte schon die ganze Zeit, daß sie ihn mag, aber er wollte nicht sagen, daß er sie auch mag. Und was weißt du
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