Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell
Autoren: Simon Mockler
Vom Netzwerk:
einmal ihr Äußeres. Dann ging sie ein paar Schritte weiter, ehe sie ihre Turnschuhe auszog und in die Handtasche steckte. Es war Zeit für die High Heels. Sie wartete noch zwei Minuten, dann stieß sie die Tür zur Bar auf und trat ein.
    Â»Me gustaría la especialidad de la casa«, sagte Danny. Ich möchte die Spezialität des Hauses . Der Barmann musterte die geröteten Adern um seine Nasenlöcher und die geweiteten Pupillen und bedeutete ihm mit einem Nicken, ins Hinterzimmer durchzugehen. Die Bar war leer. Es war Montagabend. Danny ging an den billigen Chromstühlen vorbei und wartete vor der Hintertür. Als er hörte, wie der Türöffner summte, trat er hindurch. Vor ihm erschien eine weitere Tür mit einer Klappe, die sich sofort öffnete. Er legte zwanzig Dollar auf das kleine Bord darunter. Die Klappe ging zu, und als sie sich erneut öffnete, lag auf dem Bord ein Plastiktütchen mit drei Gramm Kokain. » Gracias« , murmelte er. Persönlich war der Service hier nicht gerade.
    Danny kehrte in die Bar zurück. Inzwischen war noch jemand gekommen, eine Frau, die mit dem Barmann sprach.
    Â»Kommen Sie, trinken Sie noch was, bevor Sie gehen«, sagte der Barmann. Danny warf einen raschen Blick auf die Frau, die einen Minirock und hohe Absätze trug. Doch sie ignorierte ihn. Gut so. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war eine Bordsteinschwalbe, die ihn belästigte. Normalerweise endete das immer damit, dass er die Frau bezahlte, damit sie ihn in Ruhe ließ. Normalerweise.
    Â»No, gracias«, lehnte er mit nervösem Lächeln ab.
    Â»Kommen Sie schon. Geht aufs Haus.«
    Danny wusste nicht recht, was er tun sollte. Wenn das Kokain etwas taugte, würde er wiederkommen müssen. »Okay«, sagte er schließlich, nahm das angebotene Bier und setzte es an die Lippen.
    Â»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, murmelte er und leerte das Glas, ohne abzusetzen.
    Â»Du hast Geburtstag?«, sagte die Frau. » ¡ Feliz cumpleaños!« Sie hob mit feierlicher Geste ihr Glas, und ein Lächeln erhellte ihre Züge, die ihm zunehmend attraktiver erschienen.
    Â»Danke«, erwiderte er, überrascht von ihrem Blick und der stummen Aufforderung, die er darin las.
    Gloria wandte sich an den Barmann. »Noch eins«, sagte sie und deutete auf ihr leeres Glas. »Und du?«, fragte sie Danny, der erst murmelte, dass er nach Hause müsse, weil dort Arbeit auf ihn warte, dann aber doch nickte.
    Das dürfte wohl ein Kinderspiel werden, dachte Gloria. Umso besser. Umso einfacher wurde dieser Job. Sie überlegte, wie lange sie ihn wohl beschwatzen müsste, bis sie ihn so weit hatte, dass er mit ihr kam.
    Â»Du bist Amerikaner, nicht wahr? Das höre ich an deinem Akzent. Bist du hier im Urlaub?«
    Danny wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Seine Haut prickelte. Er sollte das nicht tun. Er sollte mit niemandem reden. »Irgendwie schon. Ich mache Recherchen und wollte mal weg. Ist so eine Art Arbeitsurlaub.« Halt die Klappe, Danny , beschwor er sich. Doch die Worte überschlugen sich förmlich, so eilig hatten sie es, seinen Mund zu verlassen. Es war so lange her, dass er mit einem anderen Menschen gesprochen hatte. Er blickte wieder Gloria an. Mit einer Frau.
    Â»Tja, dann sind Sie hier genau richtig«, erklärte der Barmann, der mit einem von Schmutz befleckten Geschirrtuch ein Glas polierte. »In dieser Stadt kann man sich verlieren. Was machen Sie denn beruflich?«
    Â»Ich bin Wirtschaftsprüfer«, entgegnete er rasch.
    Der Barmann hob die Augenbrauen. Die Frau sah aus, als hätte sie ihn nicht richtig verstanden.
    Â»Wirtschaftsprüfer?«, wiederholte sie. Der Mann schien nicht zu hören, fingerte unsicher an seiner Stirn herum und murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Gloria und der Barmann tauschten einen skeptischen Blick.
    Â»Alles okay mit Ihnen? Vielleicht sollten wir ein Taxi für Sie rufen«, sagte der Barmann. »Wo wohnen Sie denn?«
    Danny blickte auf. Was hatte der Typ gesagt? Warum wollte der wissen, wo er wohnte? »Das ist alles ein Irrtum. Ich sollte gar nicht hier sein. Entschuldigen Sie, aber ich muss jetzt gehen.«
    Er schob sich an der Frau vorbei, stolperte über einen niedrigen Tisch, fand sein Gleichgewicht wieder und stieß die Tür auf. Nichts wie raus. Er drehte seinen Kopf hin und her, um die Straße hinauf- und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher