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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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seufzte er nur und steckte seine Geldbörse wieder weg. Das dämliche Grinsen des Tankstellenbesitzers verbesserte seine Situation nicht . »Nette Freundin hast du!«
    »Wir sind nur …«
    »Gut befreundet«, beendete Emma den Satz für ihn. Auch ihr schien es wichtig, das klarzustellen, und trotzdem schmerzte es kurz.
    »Ich … geb’s dir wieder, wenn wir zurück sind«, fing Benjamin auf dem Weg zur Tür an.
    »Ist schon okay. Beim nächsten Mal muss uns nur was anderes einfallen. Mehr Geld hab ich nicht drauf.« Ehe er sichs versah, hatte sie seine Hand gestreift. Für eine Sekunde verhakten sich ihre Finger.
    Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Sie musste ihn wieder stärker auf Abstand halten. Emma legte ein paar Schritte vor, doch er hastete hinterher. »Was war das denn?«
    »Vergiss es.« Jetzt klang sie wieder so abweisend. Dabei wollte sie das gar nicht. Aber vielleicht war es besser so. Immerhin saß Finn auf dem Beifahrersitz und bewegte sich zu der Musik, während er an den Knöpfen der Highend-Anlage herumspielte. Er schien also nichts mitbekommen zu haben.
    Sie setzte sich wieder auf die Rückbank und steckte die Packung Tampons weg. Hatte er das etwa für so eine Art Vertrauensbeweis gehalten? Im Rückspiegel sah er sie fragend an. Sie hatte ihre Schutzhaltung eingenommen, die Arme vor der Brust verschränkt und die Kapuze ihres Pullovers über den Kopf gezogen. Schnell schaute sie zum Fenster hinaus, obwohl da bloß die Tanksäule stand.
    Kurz vor Hannover verließen sie die Autobahn. Die letzten Kilometer hatten sie schweigend verbracht. Finn zappte durch die Radiokanäle, bis Benjamin ihn davon abhielt.
    »Hör jetzt auf. Das macht mich verrückt.«
    Finn hob verdutzt die Augenbrauen und beschwichtigte. »Ist ja gut.«
    »Was suchen wir hier«, fragte er, nachdem sie auch die Landstraße verlassen hatten. Inzwischen hatte die Sonne sich gesenkt und das flache Land mit seinen Raps- und Kornfeldern in ein leuchtendes Rot getaucht. »Ich dachte an einen Schlafplatz.«
    »Sag das doch. Wir hätten eben bei der Tankstelle halten können. Ich brauche Kippen«, beschwerte Finn sich und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Ich habe dir doch gerade welche gekauft«, regte Benjamin sich auf und sah sich nach Emma um, die nur teilnahmslos auf die vorbeiziehenden Äcker starrte. Finn hielt ihm die fast leere Schachtel zum Beweis hin.
    »Du kannst zur Tanke laufen. Ist ja nicht weit.«
    »Hey, was ist da in dem Laden passiert?«, platzte es aus Finn heraus, der triumphierend lachte, als hätte er die Lösung für alles gefunden. »Da war doch irgendwas.«
    »Was willst du?« Benjamin steuerte den BMW auf einen kleinen Pfad und bremste scharf vor einem Stoß Baumstämme, sodass sie alle ein Stück nach vorne gerissen wurden.
    »Dann halt nicht. War ja nur ’ne Vermutung«, gab Finn auf und sprang aus dem Wagen. Kurz darauf öffnete er den Kofferraum und zog das Zelt heraus. Stumm machte er sich daran, die Streben aneinander zu befestigen, die Heringe einzuschlagen und die Plane auszubreiten.
    » Zufrieden?«, fragte er, als sein Werk vollendet war. Dazu rieb er sich die Hände und spuckte auf einen Haufen Sägespäne, den die Forstarbeiter zurückgelassen hatten. Benjamin prüfte das Zelt, ehe er sich wieder Finn zuwandte.
    »Sorry. Ich hab eben überreagiert«, entschuldigte er sich und sah zu seinem Freund auf.
    »Schon okay. Ich bin dann mal weg«, keuchte Finn und machte sich auf den Weg, Zigaretten zu besorgen. »Ich fahr dich«, wollte Benjamin ihm hinterherrufen. Die Worte lagen ihm schon auf der Zunge, doch er hielt sich gerade noch davon ab und ließ ihn weiterrennen.
    Als er sich umsah, konnte er Emma nicht entdecken. Stattdessen bemerkte er im offenen Kofferraum einen Pappkarton und trat näher. Er riss das Klebeband auf. Sechs Flaschen Rotwein kamen zum Vorschein. Ein paar Zweige knackten. Das Geräusch ließ ihn herumfahren. Emma trat zwischen den Bäumen hervor. Sie musste den Wald erkundet haben.
    »Schau mal, was ich gefunden habe.« Benjamin hielt eine der Flaschen hoch. Emma nickte nur. Ihr Mund blieb wie versiegelt. Sie hatte die Hände in den Ärmeln versteckt. Unter ihren Füßen knirschten die Nadeln, die von den umliegenden Tannen gefallen waren.
    Allmählich kühlte der Sommertag ab. Hier im Schatten der Bäume fröstelte es sie trotz des Pullovers.
    »Lass uns ins Auto gehen«, schien er den gleichen Gedanken gehabt zu haben.
    Sie saßen nebeneinander und starrten geradeaus durch

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