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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Beatriz Williams
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Ring war als Sicherheitsmaßnahme gedacht. Ich durfte nichts dem Zufall überlassen. Du hast ja keine Ahnung, welche wilden Pläne mir im Kopf herumgegangen sind. Ich habe mir das Hirn über metaphysische Fragen zermartert. Was kann man ändern und was nicht? Ursache und Wirkung. Was war richtig? War es einfach nur Gottes Wille? Ich bin darüber beinahe verrückt geworden.«
    »Ich auch. Aber schließlich wusstest du doch, wo ich am 2. April 1916 sein und dass ich nach New York fahren würde. Dort hättest du genug Gelegenheit gehabt, mich zurückzuholen.«
    »Kate, ich wusste nicht, dass Hollander hinter all dem Schlamassel steckt. Und dass ich dich würde zurückholen können, wusste ich ebenfalls nicht. Ich dachte, ich würde sterben, und tappte völlig im Dunkeln, bis ich ihn getroffen habe, während er sich im Wald von Southfield die Seele aus dem Leib kotzte, nachdem er dich gerade ins Jahr 1916 zurückgeschickt hatte. Nur eines wusste ich ganz genau: Die Columbia ist am 4. April vom Torpedo eines deutschen U-Boots auf den Meeresgrund geschickt worden. Keine Überlebenden.«
    Ein Klopfen hallte durchs Zimmer. Julian stand auf. »Einen Moment, Liebling. Das ist dein Frühstück.« Er verschwand, und ich hörte leise Stimmen und das Klappern von Besteck und Porzellan. Kurz darauf kehrte er mit einem Tablett zurück. »Hier, Liebling.« Er stellte es auf das Tischchen neben dem Sessel und schenkte mir aus einer silbernen Kanne Kaffee ein.
    Ich beobachtete ihn besorgt, denn er bewegte sich steif und schonte seinen rechten Arm. »Dein Arm«, sagte ich und wies mit dem Kopf darauf. »Hast du dich verletzt?«
    »Ein bisschen.«
    Als er sich wieder in den Sessel setzte, kuschelte ich mich seufzend auf seinen Schoß. Er lehnte sich zurück und betrachtete mich, während ich Kaffeetasse und Croissant balancierte.
    »Verstehst du jetzt, warum ich so verzweifelt war?«, fragte er mit leiser Stimme. »Es ging nicht nur darum, dass ich getötet werde und du eine Zeitreise unternimmst. Du wärst in dieses Schiff gestiegen und selbst ums Leben gekommen. Damals hatte ich keine Ahnung, wie du überhaupt in die Vergangenheit geraten bist. Zum Glück habe ich Hollander getroffen und die Wahrheit aus ihm herausgeholt. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert ich war.«
    »Es tut mir leid, dass ich dir solche Schwierigkeiten gemacht habe«, flüsterte ich. »Ich war nur so in Panik. Ich hatte Schüsse gehört, und Arthur sagte … Er hat sich umgebracht. Julian, er hat sich vor meinen Augen eine Pistole in den Mund gesteckt und sich erschossen … Da war ich sicher, dass du tot bist, sonst hätte er es doch nicht getan …«
    »Kate, das war nicht vorgesehen. Geoffrey und ich haben alles geplant. Ich wusste, dass mich jemand töten wollte und nicht davor zurückschrecken würde. Und dann haben wir festgestellt, dass wir es gar nicht mit einer großangelegten Verschwörung zu tun hatten, sondern nur mit Arthur, und wir rechneten uns gute Chancen aus, ihn zu stoppen. Wir wollten ihn so weit weg von dir wie möglich locken und ihm dann Vernunft beibringen, indem wir dafür sorgten, dass die Krise sich zuspitzte. Vermutlich war das eine dumme, aus der Verzweiflung geborene Idee. Doch uns an die Behörden zu wenden und ihn einsperren zu lassen, kam aus offensichtlichen Gründen nicht in Frage. Und dennoch konnten wir nicht einfach abwarten, bis er abdrückt. Wenn ich geahnt hätte, dass du Zeugin werden würdest …«
    »Aber ich habe Schüsse gehört, Julian. Als ich dem Geräusch folgen wollte, bin ich stattdessen einem total durchgedrehten Arthur begegnet … O mein Gott, der Arme.«
    »Ich bereue es sehr.«
    »Was genau bereust du?«, fragte ich leise und hob den Kopf, um seine versteinerte Miene zu betrachten. »Moment mal, Julian. Warum hat Arthur geglaubt, dass Geoff auf dich geschossen hat?«
    »Nun, weil es stimmt«, murmelte er schuldbewusst.
    Ich fuhr hoch. »O mein Gott, du bist angeschossen worden? Wo?«
    »Nur eine Fleischwunde an der Schulter. Er hat gut gezielt.«
    »Julian! Welche Schulter? Warum hast du nichts gesagt?«
    »Die rechte. Es ist nichts, Liebling. Schon fast wieder verheilt.«
    »Was, wenn er ein lebenswichtiges Organ getroffen hätte? Dein Herz oder deine Lunge?«
    »Er war Scharfschütze, Liebling. Er kann mit einer Pistole umgehen.«
    »Dann eben eine Arterie oder den Knochen.«
    Schweigen.
    »O mein Gott.« Mein Kopf sank an seine Brust. Auf die linke Seite. »Hoffentlich warst du beim
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