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Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Meer der Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Beatriz Williams
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»Liebling, ich habe es auch geliebt. Arme Kate, was habe ich dir nur angetan. Das Ganze ist allein meine Schuld, weil ich dich zurückgelassen habe …«
    »Aber ich wusste es und habe dich trotzdem nicht daran gehindert zu gehen. Als ich die Inschrift auf der Innenseite des Rings gelesen hatte, war mir klar, dass ich nichts dagegen tun konnte und dass alles genau so kommen würde, wie es vorherbestimmt war. Ich konnte und durfte nicht Gott spielen. Deshalb ist es in Ordnung. Du hattest meine Erlaubnis.«
    »Das ist keine Entschuldigung, mein Liebling. Und ich habe dafür zwölf Jahre im Fegefeuer verbracht und auf dich gewartet, ohne sagen zu können, wann ich dich wiederfinden würde. Ich habe mich verzweifelt nach dir gesehnt. Und als ich dich dann traf, habe ich erkannt, dass ich ein alter Egoist gewesen bin und mich deshalb besser hätte von dir fernhalten sollen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.«
    »Julian, du Idiot.«
    »In den ersten Monaten habe ich verzweifelt nach dir gesucht und mich bemüht, herauszufinden, was aus dir geworden ist. Zu meinen Eltern bist du offenbar nicht gefahren. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass du in Frankreich geblieben bist. Also habe ich die Passagierlisten der Dampfer durchforstet. Dabei wusste ich nicht einmal, unter welchem Namen du die Passage gebucht hattest. Du hättest genauso gut deinen Mädchennamen nehmen können, und den kannte ich nicht. Doch schließlich bin ich auf der Passagierliste der Columbia auf eine Katherine Ashford gestoßen. Das Schiff hat Le Havre am 2. April 1916 mit Kurs auf New York verlassen.« Er hielt inne. »Zweite Klasse – also wirklich, Liebling. Ich dachte, die Perlen würden mehr einbringen.«
    »Ich konnte sie nicht verkaufen«, entgegnete ich. »Sie waren dein Hochzeitsgeschenk.«
    »Kate, warum, glaubst du, habe ich sie dir gegeben? Oder all den anderen Schmuck? Mir war klar, dass du es nicht magst, mit protzigen Edelsteinen behängt zu werden. Verkleidet zu werden wie eine Puppe, wie du es ausgedrückt hast. Aber ich musste sichergehen, dass du im Notfall Werte besitzt, die du mitnehmen kannst.«
    »Oh.«
    »Liebling, Liebling, begreifst du denn nicht. Southfield und alles andere habe ich nur für dich getan.« Er küsste mich gleichzeitig drängend und zärtlich. »Ich musste dich finden und beschützen, ohne zu wissen, aus welcher Richtung Gefahr drohte. Du hast mir so wenig mitgeteilt, und ich arroganter Narr habe dir den Zettel zurückgegeben, der vielleicht alles gerettet hätte. Da mir bekannt war, dass du an der Wall Street arbeitest, habe ich dort angefangen. Ich brauchte Geld und Macht, um der Bedrohung etwas entgegensetzen zu können. Also habe ich geschuftet wie ein Galeerensklave, weil ich dir etwas bieten wollte, wenn ich dir endlich begegne. Und auch, um wiedergutzumachen, was ich dir angetan habe.«
    »Es war doch alles meine Schuld …«, widersprach ich.
    »Pst.« Er legte mir einen Finger auf die Lippen. »Das Wochenendhaus habe ich vor einigen Jahren gekauft, weil ich dachte, dass es dir gefallen würde. Als mein Vermögen dann größer wurde, habe ich eines Sonntagmorgens bei einem Spaziergang das Haus in New York entdeckt. Du warst immer in meinen Gedanken, Kate. Und als du an jenem Tag im Mai in die Auffahrt eingebogen bist, glaubte ich, mein Herz würde zerspringen. Du warst zu mir nach Hause gekommen.«
    »Hör auf. Es ist zu viel. Alles nur für mich?«
    »Nun, wir brauchen schließlich ein Zuhause, oder? Nachdem du dann im August nach Manhattan entwischt bist, kam ich auf den Gedanken, dass es schwieriger sein würde, dir zu schaden, wenn ich dich, also uns beide, ins Rampenlicht rücke. Und so bin ich das Risiko eingegangen, dass jemand mich erkennen und sich einen Reim darauf machen würde, in der Hoffnung, die Katastrophe dadurch abzuwenden. Und dann hast du mir von dem Baby erzählt.«
    »Du warst ziemlich erschrocken.«
    »Ich wusste, dass wir in Sicherheit waren, solange du kein Kind erwartest. Denn als wir uns in Amiens trafen, warst du schwanger. Deshalb wurde mir klar, dass die Krise kurz bevorsteht und vielleicht sogar schon eingetreten ist, als du es mir gesagt hast.«
    »Aber du hast mich geheiratet, obwohl dir bekannt war, dass unsere Ehe zum Plan des Schicksals gehört. Und du hast mir den Ring mit der Gravur geschenkt.«
    »Nun, das war eine andere Sache. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn du ein Kind von mir erwartet hättest, ohne mit mir verheiratet zu sein. Der
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