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Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)

Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)

Titel: Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
Autoren: Uwe Lammers
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nicht mehr stellen konnten? Ob sie denn gar keinen
Verstand
im Kopf habe… und dann die Mahnung, dass sie doch mehr an Sianlees Gesundheit denken solle…
    ‚…und
ich
habe das damals auch gedacht’, entsann sich die Linguistin Vaniyaa betrübt und gründlich verwirrt aufgrund der Tatsache, dass ihr diese Erinnerung gerade in diesem Moment einfiel und dann auch noch so dermaßen plastisch vor dem inneren Auge stand.
    Oh ja, auch sie selbst hatte während des Studiums an der Akademie lange Jahre daran geglaubt, dass Erstkontakte eine rein hypothetische, fiktive Möglichkeit seien, sich letztlich mit dem eigenen Volk auseinanderzusetzen. Dass man zwischen den Sternen weniger Brüder und Schwestern im Kosmos suchte als vielmehr eine Berechtigung für die Existenz des yantihnischen Volkes suchte.
    Es gab nicht wenige Psychologen, die der Auffassung waren, Erstkontaktgeschichten seien im Wesentlichen psychologische Konstrukte eines Verstandes, der versuchte, sich selbst zu begreifen, sich dies aber nicht eingestehen wollte und deshalb Teile seiner Persönlichkeit nach außen projizierte, um sie so als „Fremdes“ kennen zu lernen. Solche Yantihni, wurde behauptet, seien dann in hohem Grade als gestört anzusehen.
    Aber das lag nun sieben Jahre zurück, das Studium war für die 28jährige Linguistin längst beendet, viele damalige Studieninhalte schon wieder gründlich vergessen. Nur der Traum von den Erstkontakten, den sie insgeheim immer noch am Leben hielt, der war nicht vergessen.
    Und heute war alles anders. Alles.
    Nun stand dieselbe zierliche, wissensdurstige Vaniyaa, die einst der lebenden Legende Sianlee lauschte, mit beiden Beinen fest auf dem rostroten Metallboden eines fremden Raumschiffs – eines
extrayantihnischen
Raumschiffs
, um ganz genau zu sein –, tief in den Eingeweiden dieses über 1000 Neenor großen, beinahe mondgroßen Flugkörpers, den sie insgeheim
Sternenhammer
nannte. Der Begriff war treffender als alles andere, fand sie, auch wenn der Rest der Crew der RHON-2 diese Bezeichnung aus verständlichen Gründen mied.
    Es war eben die von Entsetzen kündende Bezeichnung, die der Extrayantihni Gwensh gebraucht hatte, als er, abgestürzt auf dem Planeten Hushhin, den schockierten dort arbeitenden Archäologen seinen schrecklichen Erlebnisbericht gab. [4] Der Bericht, der vom Untergang seines Volkes kündete, das von einem Verhängnis niedergemetzelt wurde, wie man es sich überhaupt nicht vorstellen konnte. Und Gwensh war gesandt worden, um Hilfe zu holen – oder um zu warnen.
    Deshalb befand sich nun, Monate später, das Expeditionsschiff RHONSHAAR in unmittelbarer Nähe des Xoor’con-Systems.
    Die kleinwüchsige, dunkellockige Linguistin befand sich über 2300 Lichtjahre von ihrer Heimat entfernt, zusammen mit vier anderen Mitgliedern ihres Volkes, und in ihr pochte heftige, wirre Angst, jedoch vermischt mit einer unglaublichen, prickelnden Erregung.
    Sie schrieben hier Geschichte! Yantihnische Stellargeschichte, noch weitaus wichtiger als alles das, was Sianlee und alle Sternenforscher und Sternenforscherinnen vor ihr in vier Jahrhunderten herausgefunden hatten. Mochte auch die Umgebung, die sie hier vorsichtig und unter hohem Zeitdruck erforschten, monströs und bizarr sein und jeder Beschreibung spotten – das, was sie hier über jenes fremde Volk lernen konnten, das dieses mondgroße Raumschiff erschaffen hatte, ließ sich mit keinem Gold der Welt aufwiegen.
    Natürlich – zunächst war Vaniyaa selbst auch bestürzt gewesen von den schieren, erschlagenden Dimensionen dieses Himmelskörpers. Gebäudekomplexe auf der Oberfläche, höher als die höchsten Gebirge von Rilecohr! Einflugschneisen, groß wie ganze Stadtviertel. Hangars gleich überdachten Tiefebenen. Häusergroße, schwebende und voll robotisierte Geleitzüge, vollautomatische Fabriken und Reparaturbetriebe, die sie keines Blickes würdigten… und dann die Reise mit den Zweipersonen-Gleitkissenfahrzeugen weiter hinein in diese mächtige Maschine, vorbei an neenorlangen, finsteren Aggregaten und Myriaden von robotischen Automaten… das schüchterte schon sehr stark ein.
    Und den größten Schreck hatten sie alle erlitten, als sie vor kurzem dann Zeugen wurden, wie die Roboter der Monderbauer Hunderte von toten Tassaiern gleich Abfall einfach entsorgten… eine grässliche Entdeckung. [5] Der Robotiker Ollashon war seither fest davon überzeugt, dass den Erbauern dieser mondgroßen Maschine alle Schlechtigkeiten zuzutrauen
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