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Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)

Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)

Titel: Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
Autoren: Uwe Lammers
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die Forscherin auszeichnete, wenn sie die Geduld verlor und zu einer zornfunkelnden Furie wurde. Ihre Worte bekamen etwas gefährlich Ruhiges, eine bedrohliche Beiläufigkeit, die Lügen strafte.
    „
Erstkontakte
, fragst du, meine liebe Cinaari?“, sprach sie die Studentin direkt an, die unter dem eindringlichen Blick der alten Frau zusammenfuhr und blasser wurde. „Oh, natürlich, du meinst, in eine Vorlesung über interstellare Erkundungen an den äußeren Grenzen unseres Sternenreiches gehöre so etwas mit hinein…“
    Sie schüttelte energisch den Kopf, und ihr schmales, faltiges Gesicht bekam einen verbissenen Ausdruck der schieren Missbilligung. „Das ist nicht der Fall. Es
wird
nicht der Fall sein. Du solltest meinen Worten von vorhin vielleicht ein wenig genauer folgen und ihnen Glauben schenken. Wir haben im Zuge unserer Explorationen mehr als zweitausenddreihundert Sonnensysteme besucht. Wir haben fast sechshundertzwanzig besiedelbare oder annähernd bewohnbare Welten vorgefunden, genug Kolonisationsstoff für Jahrhunderte… und auf
keiner
dieser Welten, auf gar keiner davon, haben meine Kollegen oder ich irgendeinen Hinweis gefunden, dass es intelligentes Leben außer uns auch nur GIBT!“
    Ihre Stimme wurde grimmiger, und die Sehnen und Muskeln ihres dürren Halses modellierten sich kämpferisch unter der Haut, traten wütend hervor. Mit glühendem Blick hob sie ihre rechte Hand und mahnte. Ihre Stimme klang nun immer schärfer und wurde kräftiger, ein klares Zeichen dafür, dass sie dabei war, die Geduld zu verlieren und die gute, entspannte Laune, die sie während ihres Vortrages gezeigt hatte, zu verlieren. „Ich sage dir, Cinaari, wenn du denkst, irgend jemand dort draußen zwischen den Sternen werde sich irgendwann einmal auch nur einen
Deut
darum scheren, dass es uns gibt, dann irrst du dich. Dort draußen gibt es nichts und niemanden, kein intelligentes Volk, das wir kontaktieren können…
    Du redest also von einer… rein
hypothetischen
Angelegenheit! Ich behandle in meinen Vorlesungen jedoch FAKTEN, und zwar nur Fakten, damit das ein für allemal klar ist! FAKTEN!
Wenn
ich schon die großmütige Offenheit zeige, am Ende meiner Vorlesungen über… interessante Fragen zu diskutieren, dann sollten sie auch fundiert sein, …plausibel und vor allen Dingen SINNVOLL! Ich hätte nicht wirklich erwartet, dass jemand im vierten Semester, schon gar nicht jemand von
deiner
Intelligenz, solche dermaßen… unnützen… Gedanken hegt und dann auch noch
die Stirn hat, sie mir entgegenzuschleudern!
    Du brauchst gar keinen Versuch zu machen, irgendwelche Ausflüchte vorzubringen!“, rief Sianlee aufgebracht, so aufgebracht, dass die jüngeren Studentinnen richtiggehend Angst um ihr Wohlergehen bekamen. Schließlich war Sianlee schon hoch betagt, und Wutanfälle waren für sie bestimmt ebenso wenig gut wie für andere ältere Leute…
    Vaniyaa sah sie ängstlich und mit großen Augen an. Bitte, sie sollte sich nicht so sehr aufregen… bitte, bitte nicht!
    Sianlee tat ihr den Gefallen nicht, den Vaniyaas nervöse, sorgenvolle Gedanken unablässig wiederholten. Sie giftete vielmehr noch weiter. Allein ihr Alter und ihre fragile Gesundheit verhinderten wohl, dass die alte Forscherin noch erregter wurde. „Komm mir nie wieder,
nie wieder
, mit irgendwelchen… dümmlichen Gedanken über… unsinnige…
ERSTKONTAKTE
! Geh doch in die philosophische Abteilung, wenn du solche absurden Gedanken hegst… doch erwarte nicht, dass sie dir weiterhelfen! Angehende Sternenforscherinnen müssen… mit beiden Füßen… fest… auf dem Boden der
Tatsachen
bleiben…!“
    Dann schwieg sie erschöpft, rang nach Luft, zitterte an ihrem Pult – genau genommen klammerte sich Sianlee mehr daran fest, doch hätte sie das niemals zugegeben; da hatte sie ihren Stolz – und fügte nach einem langen Moment des Schweigens schnaufend und endgültig hinzu: „Die Stunde ist beendet.“
    Dieses Diktum duldete keinen Widerspruch. Es war zugleich auch das Signal an die KI-Routinen des Hörsaals, die Mikrofone abzustellen, so dass keine weiteren Fragen aus dem Publikum mehr gestellt werden konnten.
    Nach dem Abgang der alten Forscherin überschütteten fast alle Studentinnen die emotional völlig zerschmetterte Cinaari mit Vorwürfen und Vorhaltungen. Wie sie es denn nur hätte
wagen
können, Sianlee so in Rage zu bringen. Ob sie nicht daran gedacht hätte, dass die anderen auch noch Fragen hatten, die sie nun eine Woche lang
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