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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Autoren: David Macinnis Gill
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Gegenüber dem Mädchen, gegenüber meinen Davos. Sogar gegenüber meinem Vater.
    »Mimi?«, frage ich zögerlich, weil ich die Wahrheit – die Tatsache, dass meine Herzmassage vergebens ist – nicht hören will. »Irgendwas Neues?«
    »Nichts.«
    »Chief«, sagt Vienne, die hinter mir aufgetaucht ist. »Darf ich helfen?« Sie geht in die Knie und prüft den Puls des Mädchens.
    »Spar dir den Atem«, sage ich, wohl wissend, dass wir am Ende sind. »Sie hat zu viel von der Brühe geschluckt.«
    »Wie viel ist zu viel?«
    »Ein paar Zentiliter.«
    »Das ist nicht genug, um sie umzubringen.« Vienne nimmt ihren Helm ab und fährt sich mit der Hand durch das blonde Haar. »Da stimmt was nicht, Chief. Ihre Hautfarbe passt nicht zu einer Ertrunkenen, und ihr Mund riecht metallisch. Sie wurde unter Drogen gesetzt.«
    »Drogen?«, sage ich laut. Dann: »Mimi?«
    »Die Sensoren in deiner Symbipanzerung sind nicht für medizinische Diagnosen geeignet.« Schniefend fügt sie hinzu: »Ich bin kein Medibot.«
    »Man kann nie wissen«, sage ich zu Vienne. »Verpassen wir ihr eine Dosis Epinephrin, um die Herztätigkeit anzukurbeln.« Ich öffne einen Beutel an meinem Gürtel, lege den Injektionsschlauch an die Brust des Mädchens und drücke auf den Knopf. »Fünf, vier, drei ...«
    »Hieharg!« , schreit das Mädchen. Ihre Lider öffnen sich flatternd, und sie schlägt mit den gefesselten Händen zu und erwischt mich voll am Kinn.
    Ich lande auf dem Hinterteil. Drehe mich um. Versuche, mich auf die Beine zu stemmen, aber das Mädchen ist viel zu schnell über mir. Sie hockt sich breitbeinig auf meinen Rücken, wirft ihre dünnen Unterarme um meinen Hals und drückt zu. Offenbar will sie meine Luftröhre zerquetschen.
    »Runnervonmir«, presse ich hervor, und mein Gesicht läuft rot an. »Ich hab dir ... geholfen.«
    Die Antwort des Mädchens besteht darin, noch mehr Druck auszuüben. Ihre Technik ist wie aus dem Lehrbuch. Geradewegs dem Kampfschultraining entsprungen. Das ist kein Mädchen aus der besseren Gesellschaft, das ist eine Soldatin. Ihre Mutter wird mir eine Menge zu erklären haben.
    Vienne zieht ihre Armalite aus dem Futteral. »Wir sind die Rettungstruppe, Miss Bramimonde. Dieser Regulator ist mein Vorgesetzter, und er hat gerade sein Leben riskiert, um Ihres zu retten.«
    Sie grunzt. Drückt weiter zu. Mein Mund öffnet sich, als wäre ich ein Fisch, der aus seinem Aquarium gehüpft ist. »Hil ... mieeee.«
    Vienne drückt die Mündung der Armalite an den Kopf des Mädchens. »Diese Waffe ist mit Explosivgeschossen geladen, die große, hässliche, infektiöse Löcher hinterlassen, nicht so kleine Stiche wie die Nadelwerfer. Geben Sie auf, Soldatin!«
    Etwas macht Klick. »Oh«, sagt das Mädchen. Nachdem sie sich von meinem Hals gelöst hat, erhebt sie sich und salutiert vor mir. »Regulator Odori-Ebi meldet sich zum Dienst.«
    Dann geben ihre Knie nach. Ihre Augen verdrehen sich in den Höhlen. Als sie nach vorn kippt, fange ich sie in der Armbeuge auf.
    »Hervorragend zugepackt, Chief«, sagt Vienne, als ich das Mädchen erneut auf die Plattform bette.
    Ich rede mir gern ein, ich hätte sie aufgrund meiner überragenden Kraft aufgefangen, aber es lag wohl eher daran, dass sie in den Wochen ihrer Gefangenschaft nicht viel zu essen bekommen hat. »Mir ist aufgefallen, dass du es nicht eilig hattest, sie von mir runterzuholen.«
    »Du kennst doch das Sprichtwort – was uns nicht umbringt, macht uns härter.«
    Vorsichtig betaste ich meinen Hals, wo sich bereits ein Bluterguss bildet. »Komisch, ich fühle mich nicht härter.«
    »Das liegt daran«, sagt Vienne und tätschelt meine Schulter, woraufhin ich spontan zusammenzucke, »dass sie weit davon entfernt war, dich umzubringen.«
    Ich bringe die nächste Epi-Dosis zu dem Jungen, ehe ich Mimi bitte, das Transportmittel herzurufen. »Kannst du zufällig den Standort des fetten Kerls bestimmen?«
    »Postules Signatur ist nicht mehr innerhalb der Reichweite.«
    Das überrascht mich nicht. Ich knie mich über den Jungen. Er hat strähniges schwarzes Haar, und sein koboldhaftes Gesicht hat sich durch die Medis blau verfärbt. Wie tief die Mächtigen doch gefallen sind, denke ich. Wenigstens einen Teil unserer Aufgabe haben wir erledigt. Wir können den Jungen und Ebi zu ihrer Mutter nach Hause bringen, unseren Lohn kassieren und uns endlich etwas zu essen besorgen.
    Wie alt ist der Junge? Ein Fünfer? Ein Sechser vielleicht, wenn er genauso zierlich gebaut ist wie
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