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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange
Autoren: Sophie Oliver
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sind gar nicht so verschieden. Ewiges Leben hin oder her. Wenn man es genau betrachtet, regiert das Kain-und-Abel-Prinzip doch die Welt. Alles dreht sich um Macht, Neid und Ehrgeiz. Und um das Buhlen um Liebe.“
    Nachdenklich sah Emmaline sie an. „Das mag für die Menschen zutreffen. Aber nicht für uns. Wir befinden uns momentan in einer Ausnahmesituation. Sobald wieder Normalität in den Familien einkehrt, wird unsere Aufgabe wieder oberste Priorität haben und nicht irgendwelche Rivalitäten.“
    „ Das sehe ich nicht so. Worum geht es hier eigentlich? Um einen Mann, der besessen ist von einem anderen Mann und diesem Gewalt angetan hat. Um eine Frau, die krankhaft ehrgeizig ist und nach Macht strebt und alle gegeneinander ausgespielt hat. Das klingt für meine Ohren ziemlich menschlich…“
    „ Unsere Gesellschaft funktioniert seit Jahrtausenden. Unsere Regeln garantieren uns ein reibungsloses Zusammenleben – wenn wir uns an sie halten. Und das tun wir, meistens. Wenigstens deutlich besser als die Menschen, die ihre Gesetze ständig übertreten und unbeherrscht sind. Die Situation, in der wir uns momentan befinden, ist eine Ausnahme. Eine nicht zu tolerierende Verfehlung. Wir werden ein Urteil verhängen und es vollstrecken und danach wird alles wieder gut sein.“
    „ Glaubst du das wirklich?“
    „ Ich möchte es gerne glauben. Ich möchte daran glauben, dass wir aus unseren Fehlern lernen und besser sind, als die Menschen. Was sollte unsere Existenz rechtfertigen, wenn nicht die Tatsache, dass wir rechtschaffener sind?“
    „ Die Zeitjäger stehen also über den Dingen des Herzens, denkst du?“
    In diesem Moment kam Adam die Treppe herauf. „Wie lange noch?“ rief er Michele über den Maschinenlärm hinweg zu.
    „ Wir sind gleich da. Du kannst den anderen sagen, dass wir in fünfzehn Minuten anlegen werden.“
    Adam lächelte Emmaline kurz zu und verschwand wieder unter Deck.
    „ Ich glaube, gegen das, was wir fühlen, ist niemand immun, meine Schwester.“, Lily nickte zu der Stelle, an der Adam gerade noch gewesen war. „Und irgendwann wirst du dich ihm stellen müssen.“
    „ Was soll das heißen? Ich werde Nathaniel heiraten. Adam weiß das. Es gibt nichts zu klären.“
    „ Oh doch! Zwei Brüder, die um die Liebe einer Frau kämpfen waren schon oft genug der Anfang einer Katastrophe.“
    Emmaline sah Lilian aufmerksam an. „Ich denke nicht, dass es deswegen zu Streit kommen würde. Und falls doch, würde ich es mit aller Kraft verhindern.“
    „ Du musst Adam sagen, dass du ihn nicht liebst. Er muss es von dir hören, um es zu glauben.“
    „ In den wenigen Monaten, die du bei uns bist, scheinst du uns alle sehr aufmerksam beobachtet zu haben, Lilian Hope. Aber momentan geht es hier weder um mich, noch um Nathaniel oder um Adam – sondern einzig und allein darum, Victor und Ilaria zu finden.“

72.

    „ Mein Gott, es steht ja immer noch!“
    Sisto wies auf das riesige Amphitheater, das über dem Hafen von Pula thronte.
    Er wartete ungeduldig darauf, dass Michele die Yacht in der Marina anlegte.
    „ Ich will an Land gehen! Es ist vierhundert Jahre her, seit ich zuletzt hier war. Mal sehen, was sich alles verändert hat. Nathaniel, würdest du mit mir kommen? Wir sollten uns mit den Brüdern und Schwestern hier treffen und alles Weitere besprechen. Die anderen bleiben hier. Das Boot ist bis auf weiteres unser zuhause.“
    Nathaniel stand neben Emmaline an der Reling und genoss den beeindruckenden Anblick des römischen Baus. Er küsste sie, bevor er Sisto von Bord folgte und winkte ihr zu, als er die Mole entlang lief.
    Sie blickte ihm noch lange nach, auch als er längst schon in den Gassen der Stadt verschwunden war, dann ging sie unter Deck. Obwohl der Hafen zu dieser Jahreszeit wie ausgestorben war und weder Spaziergänger noch Hafenarbeiter in der Nähe waren, schloss sie sämtliche Türen und Jalousien.
    Lily und Michele waren oben auf der Brücke und Tristan und Adam hatten sich offenbar in ihre Kabinen zurück gezogen.
    Sie nahm eine Flasche Weißwein aus dem Weinschrank und setzte sich in die weitläufige Sitzlounge auf dem Vordeck, von der aus sie einen ungestörten Blick aufs Meer hinaus hatte, ohne selbst von Land gesehen zu werden.
    Nach den Anstrengungen der letzten Monate erschien Micheles Boot ihr wie das Paradies.
    „ Hast du vor, das alles alleine zu trinken?“, Adams amüsierte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    „ Eigentlich schon. Aber wenn du dir ein Glas
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