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Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert
Autoren: Marie Rutkoski
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hätte, das Wetter zu kontrollieren, womit er eine gewaltige Macht über den gesamten europäischen Kontinent hätte ausüben können.«
    »Ja. Man sollte doch eigentlich meinen, dass irgendwer mir dafür dankbar wäre.«

    Sie erreichten eine Lichtung. Der Boden war felsig und uneben und der Platz nicht so groß wie der, den sie lieber benutzte, doch das Waldstück war noch Kilometer entfernt. Sie blinzelte in den Regen. Hier würde sie bleiben. »Na, Astro: Baum oder Ohr?«
    Er klammerte sich an ihrem Ohrläppchen fest. »Mir geht es hier sehr gut, danke. Ich glaube, es kann für mich nützlich sein zu lernen, wie man an einem Gefecht teilnimmt. Ich könnte ein Paar zusätzlicher Augen sein. Ich könnte dich warnen, wenn sich ein Feind nähert. Außerdem … es regnet.«
    »Zinn rostet nicht, Astro.«
    »Trotzdem ist der Rand von deiner Mütze kein schlechter Regenschirm.«
    Petra zog etwas von ihrer linken Hüfte. Es gab ein schabendes Geräusch und ihre geschlossene Faust beschrieb einen Bogen durch die Luft. Regentropfen klirrten auf etwas und bildeten eine waagrechte Linie vor ihr. Petras Finger hielten den Griff von etwas Langem, Dünnem und tückisch Scharfem. Es war ein Schwert, und ein unsichtbares noch dazu.
    Astrophil räusperte sich. »Um wieder auf den Punkt zu kommen …«
    »Mir wäre es lieber, du würdest das lassen.«
    »… der Prinz wird dich kaum mit kandierten Pflaumen für deine Tätigkeiten belohnen. Sobald er erfährt, wer du bist und wo du bist …«
    »Ich weiß doch, Astrophil. Warum meinst du wohl, sind Josef, Dita und David jetzt gerade schon halbwegs nach Sumava?«
    »John Dee ist ein loyaler Berater der Königin von England.«
    »Ich denke, sein offizieller Titel ist Anmaßender Spion«, entgegnete Petra scharf.

    »Er ist außerdem ein ehemaliger Botschafter am Hof des Prinzen von Böhmen. Ich versuche doch bloß, zu bedenken zu geben, dass er vielleicht über nützliche Informationen verfügt, die er dir weitergeben könnte. Kannst du es dir leisten, dich nicht einmal zu bemühen, sie zu bekommen? Dee hat versprochen, dir eines Tages zu helfen, wenn du ihn danach fragst. Du solltest versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, was der Prinz über dich weiß und was er mit dem Wissen anfangen mag.«
    »Selbst wenn - wenn - ich dir recht geben würde, habe ich doch keine Ahnung, wie ich in Dees Kopf anklopfen soll.Was soll ich denn tun, auf einen Berg steigen und schreien: ›He, Dee! Sprich mit mir, du nerviger feixender …‹«
    »Es ist ein Jammer, dass wir Neel nicht um Rat fragen können. Wenn seine Leute so viel von Geistmagie wissen, wie er behauptet, dann könnte er vielleicht einen von denen deswegen um Rat fragen.«
    »Neel ist irgendwo, wo es warm und sonnig ist, aber nicht hier.« Petra versuchte, gleichgültig zu wirken. Warum sollte ihr jemand fehlen, den sie nie wieder sehen würde? Es war so ungerecht. Gefühle wie Schuld und Angst und Sehnsucht nach Menschen sollten nur eine bestimmte Lebensdauer haben. Wie Fruchtfliegen.
    »Aber vielleicht …«, fuhr Astrophil fort.
    »Astrophil? Weißt du, was an Büchern so toll ist?«
    »Warum? Viele Sachen. Ich bin ja so froh, dass du gefragt hast. Sie haben viele wunderbare Eigenschaften. Sie wecken die Vorstellungskraft, informieren über die Geschichte …«
    »Und sie halten sich zurück. Wie bei diesem Thema. Ich möchte nicht über John Dee sprechen. Er hat meinen Vater und mich gefährdet. Und er hat mich auch noch dazu gebracht,
die magischen Kräfte der Uhr zu zerstören, und das alles nur seiner kostbaren englischen Königin zuliebe.«
    »Du hättest das doch sowieso getan, nachdem du gewusst hast, welches Chaos die Uhr anrichten kann.«
    »Ja, aber John Dee hat sich gemütlich in seinen kleinen Samtsessel gesetzt und nichts riskiert, während du, Neel und ich gefangen und getötet werden konnten. Dee ist immer auf seinen Vorteil bedacht, und jede Hilfe von ihm kommt mit so vielen Fallstricken einher, dass ich schon gefesselt wäre wie ein verschnürtes Schwein. Mit John Dee will ich nichts mehr zu tun haben, nicht einmal an ihn denken.«
    Astrophils grüne Augen glühten vor Enttäuschung. Doch er kannte Petra. Es wäre einfacher, einen Stein zu überreden, zu einer Blume heranzuwachsen, als Petra dazu zu bringen, auf einen Vorschlag zu hören, den sie hasste. »Also gut. Sollen wir damit anfangen, eine Reihe von Positionen durchzugehen? Ich habe mehrere Bücher über den Schwertkampf zurate gezogen. Das
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