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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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Vorbereitungen treffen.«
    »Dafür bleibt noch genug Zeit«, sagte Mauritius.
    Nichts von all den Gesten und Worten war beiläufig. Alles hatte Bedeutung. Wie der Thron, den einzunehmen sie abgelehnt hatte, weil dies weder der rechte Zeitpunkt noch der rechte Ort war; was sie sagte und tat, würde alles prägen, was später geschah.
    Sie nahm seine Hand und folgte ihm. Die Musik begann von Neuem, Flöten und Dudelsäcke und Trommeln fielen in einen vertrauten Rhythmus. Als sie vortraten, öffneten die übrigen Tänzer eine Gasse und bildeten einen Kreis um sie.
    Sie machten sie zu ihrem Mittelpunkt — und auch das war von Bedeutung. Sie unterdrückte den Impuls, sich zu ducken und davonzulaufen. Mauritius' Hand lag warm und kräftig in der ihren; sein Lächeln ermutigte sie, es zu erwidern. Averil hätte froh oder sogar überglücklich sein können. Sie hatte einen Sieg errungen. Sie war jung und stark, und sie würde bald Königin sein. In diesem Land des ewigen Sommers, wo jeder Atemhauch voller Magie war und Dunkelheit und Furcht keine Macht hatten. Ihre Füße flogen über das unsterbliche Gras. Blüten öffneten sich, wo sie es streifte — weiße Lilien und blutrote Rosen.
    Die Luft war voller Blütenblätter, weiß und rot und goldfarben. Sie verfingen sich in ihrem Haar und in ihren Röcken. Wenn sie darauf trat, verströmten sie einen übernatürlich süßen Duft.
    Mit jedem Schritt und jeder Drehung des Tanzes fühlte sich die Erde fester an. Als die Musik sich veränderte und ihr Körper herumwirbelte, um sich ihr anzupassen, überraschte es sie kaum, dass Mauritius plötzlich verschwunden war. An seine Stelle war Gereint getreten, groß wie eine Steinstatue und erstaunlich leichtfüßig.
    Dieser Tanz war schneller und wilder. Er brachte ihr Blut zum Singen. Sie verschmähte die öde graue Erde; sie wirbelte auf Strömen von Sternen dahin. Als sie zur Ruhe kam, waren alle Tänzer bis auf einen verschwunden. Noch immer wuchs grünes Gras unter ihren Füßen, und ein Kreis aus Bäumen umgab sie, deren Blätter Schattenflecke auf den Boden tupften.
    Gereint hielt ihre Hände umfasst. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen strahlten. Sie reckte sich so hoch sie konnte, aber es war nicht hoch genug. Sie musste ihn herunterziehen, um sich von ihm küssen zu lassen.
    Sie waren ganz allein an diesem Ort zwischen den Welten. Hier gab es keine Ehre, keine Pflicht, nicht einmal Zeit: nur sie beide, Körper an Körper, und die Erinnerung an all das, was sie zusammen getan hatten und was sie miteinander gewesen waren.
    Es würde niemals einen anderen Mann für sie geben. Sie hatte es von Anfang an gewusst und es sich lange vor diesem Moment eingestanden. Aber hier und jetzt, in der Klarheit dieses Augenblicks, befand sie sich in der Schwebe. Er regte sich nicht und sprach nicht. Damit verhielt er sich keineswegs passiv, ganz im Gegenteil. Von ihnen beiden hatte sie am meisten zu verlieren. Deshalb war es an ihr, eine Wahl zu treffen.
    Seine Lippen waren wie Wein, sie machten sie schwindelig. Ihre Knie wurden schwach, ihr Körper schmolz dahin mit einem wonnigen Schauder, der sie in seine Arme sinken ließ.
    Er hielt sich streng unter Kontrolle. Es fiel ihm unsagbar schwer, aber sie konnte spüren, dass er stolz darauf war. Langsam und schleppend erlernte er die Disziplin eines Ritters.
    Zur Hölle mit der Disziplin, dachte sie. Der Gedanke hallte in ihnen beiden wider und brachte Gereint zum Lachen. Sie küsste ihn ein weiteres Mal, langsam, jeden Moment auskostend.
    Dann glitt sie aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. Er warf ihr einen wehmütigen, aber verständnisvollen Blick zu. Auch jenseits der realen Welt hatte sie Verpflichtungen — genau wie er.
    »Ich werde immer bei Euch sein«, sagte er, »wo auch immer Ihr seid, was auch immer Ihr tut. Wir werden nie wieder getrennt sein.«
    »Nie wieder«, stimmte sie zu. Und wenn sie einen Ehemann nahm — was würde er dazu sagen?
    Nichts. Wenn ein König innerhalb der herrschenden Gesetze tun und lassen konnte, was er wollte, so sollte für eine Königin dasselbe gelten. Sie würde ihre Pflicht erfüllen, doch sie würde es auf ihre eigene Art tun und nach ihrem eigenen Zeitplan. Und Gereint würde an ihrer Seite sein.
    Erneut ergriff sie seine Hände, diesmal nur, um sie zu halten, was auch immer es sie kosten würde. Die Welt um sie herum nahm erneut Gestalt an, war erfüllt mit Musik und Gesang und Rosenduft.
    Morgen würden sie übers Meer segeln. In
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