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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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hätte dies als schweren Affront auffassen können, aber es schien, als hätte Averil sie richtig eingeschätzt. Sie runzelte die Stirn, nicht jedoch vor Zorn. »Natürlich wird es das nicht sein. Prydain erhebt keinen Anspruch auf sein Schwesterkönigreich. Wir bleiben Verbündete und nach Möglichkeit auch Freunde: gleichgestellt. Niemals Lehnsherr und Vasall.«
    Averil hätte sie am liebsten gebeten, einen Schwur darauf zu leisten, unterließ es jedoch. Dann hätte sie sich verletzt gefühlt und zu Recht. »Gleichgestellt gefällt mir sehr gut«, sagte Averil, »Freundschaft wäre mir noch lieber.« »Dann werdet Ihr die Bürde auf Euch nehmen?«, fragte Peredur. Averil hätte ihn gern ignoriert. Sie mochte ihn genauso wenig wie eh und je, allerdings musste sie ihn respektieren. Sie wäre sich selbst untreu gewesen, wenn sie es nicht getan hätte.
    Über seine Worte musste sie nachdenken. Törichterweise hatte sie gehofft, ihr würde noch etwas Zeit bleiben, aber in dieser von Magie regierten Welt konnte ein derart großer Sieg nicht einmal dem unbedeutendsten Wald- und Wiesenzauberer verborgen bleiben. Mittlerweile wusste die ganze Welt, dass Clodovec tot war.
    »Wenn ich das Amt übernehme, kann ich nicht hierbleiben«, sagte sie. Mag die See im Winter auch noch so rau sein, ich muss zurück nach Lys. Gibt es hier ein Schiff, das mich hinbringen kann?«
    »Für eine der drei großen Retter von Prydain werden sich hundert Schiffe um die Ehre streiten«, erklärte der gehörnte König.
    »Wenn Ihr geht, wird die Rose Euch begleiten«, sagte Mauritius. Averils Hände waren kalt. Sie faltete sie zusammen und presste den schweren Wollumhang vor die Brust. Das Atmen fiel ihr schwer.
    Gereint regte sich nicht, dennoch hatte sie das Gefühl, als wäre er hinter sie getreten, um die vertraute Wand zu errichten, die sie vor der Welt schützte. Sie seufzte und gönnte sich einen kurzen Moment der Ruhe.
    Es war nur ein winziger Hauch, aber er hatte eine magische Wirkung. Sie ließ den Blick über alle Anwesenden schweifen, studierte jeden Einzelnen. Hinter ihr war der Tanz zur Ruhe gekommen.
    Ein weiteres Mal durchlief sie ein Schauer der Angst. Sie war dabei, sich an ein Land zu binden, von dem mehr als die Hälfte zerstört war, an eine Armee seelenloser Soldaten, an Verschwörer der Schlangenmagie, an Magier der Orden und eine Kirche mit korrumpierten oder ihrer Seelen beraubten Priestern und an einen Königshof, der von all dem so vollkommen isoliert war, als würde er einer anderen Welt angehören. Sie war ein junges Mädchen, ein Kind, eine gehegte Blume der Insel. Vielleicht war sie dazu geeignet, in Quitaine zu regieren, unter der schützenden Hand ihres Landvogtes und seiner Berater, und selbst nach all dem, was sie getan hatte, seit sie die behütete Welt der Priesterinnen verlassen hatte, zweifelte sie, ob sie dazu geeignet war, in Lys zu regieren.
    Sicherlich war sie nicht weniger geeignet als Clodovec. Sie hob das Kinn. »Morgen«, sagte sie, »wenn es aufhört zu schneien, werden wir abreisen.«

Kapitel 36
    Niemand erhob die Stimme gegen Averils Entscheidung. Mauritius kniete fast nieder und verbeugte sich so tief, als sei sie bereits Königin. »Die Rose ist an Eurer Seite, Herrin«, sagte er.
    Sie zog ihn hoch und küsste ihn auf beide Wangen. »Ohne Euch könnte ich es niemals schaffen«, entgegnete sie.
    Sein Lächeln erreichte kaum seine Lippen, nur sein warmherziger Blick machte ihr das Herz leichter. Er verbeugte sich erneut und deutete auf den Lilienthron. »Der gehört Euch, Herrin und Königin. Werdet Ihr ihn einnehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Nicht bevor wir nach Lutece kommen.« Ihre Entscheidung wurde nicht von allen gutgeheißen. Sie durchlebte einen Augenblick des Zweifels, ein kurzes Aufwallen von Bedauern. Hätte sie es tun sollen? Hätte sie diesen Thron einnehmen sollen, um es denen schwerer zu machen, die ihn für sich beanspruchen wollten?
    Vielleicht, aber ihr Herz riet ihr zu warten. Für alles gab es eine Zeit. Wenn sie sich auf diesen Thron unter dem Hügel in Prydain setzte, durch ein riesiges Meer von dem Land und der Magie von Lys getrennt, würde sie dadurch Schnüre von Zeit und Schicksal auftrennen, die fest miteinander verstrickt sein sollten.
    Eiluned verstand, Mauritius ebenso. Die Übrigen waren nicht so wichtig. »Also morgen«, sagte der Ritter. Er streckte ihr die Hand entgegen. »Möchtet Ihr tanzen, Herrin?«
    »Wir sollten gehen«, sagte sie, »und
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