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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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ein.
    »Mir ist da gerade eine Idee gekommen«, sagt sie. »Eine sehr gute Idee, glaube ich.«
    Wir sehen sie an. Seit das mit Papas Krankheit angefangen hat, ist meine Mutter nicht mehr wiederzuerkennen.
    »Was wolltest du uns vorschlagen, Blanca?«, fragt Julio.
    »Etwas sehr Schönes … und Lustiges«, antwortet sie geheimnisvoll.
    Wir warten alle gespannt darauf, was sie uns sagen will.
    »Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt gleich eine Lesung von dem Magischen Buch veranstalten? Mit verschiedenen Rollen …«
    Wir sehen uns überrascht an.
    »Sehr gute Idee«, sagt Julio.
    »Jaaaaa!«, ruft Lucía.
    »Cool!«, stimme ich ein. »Superidee!«
    Auch Papa ist einverstanden. Er nimmt das Buch vom Tisch und reicht es seinem Verleger.
    »Hier«, sagt er, »fang du an.«
    »Ich? Aber ich weiß nicht, ob …«
    »Soll ich anfangen, Papa?«, biete ich an.
    »Na klar, César!«, antwortet mein Vater. »Das finde ich … super.«
    »Danke!«
    Ich nehme das Buch, schlage es auf und fange an zu lesen:
    » Prinzessin Hanna lebte glücklich und zufrieden in ihrem Palast …«
    Ich sehe zu Lucía hinüber. Sie lauscht gespannt.
    »…  Sie widmete sich jetzt dem Sammeln aller Arten von Büchern: neuen und alten, kleinen und großen, dünnen und dicken. Bücher waren zu ihrer großen Leidenschaft geworden  …«
    Ich lese das erste Kapitel zu Ende und gebe das Buch an Javier weiter.
    »…  Männer zu Pferde, in glänzenden Rüstungen, bahnten sich mit ihren Lanzen den Weg …«
    Jetzt ist Mama an der Reihe:
    »…  Scroom hat die Große Bibliothek überfallen und sämtliche Bücher in seinen Besitz gebracht. Und jetzt will er sie verbrennen. Alle! «
    Julio ist ganz aufgeregt, als er an der Reihe ist:
    »…  Hanna ging zu dem Baum, unter dem sie das unsichtbare Buch gelesen hatte. Und als sie an jenen glücklichen Tag dachte, fing sie bitterlich an zu weinen. «
    Dann ist Papa dran, dann wieder ich, dann Javier und immer so weiter, bis Papa endlich mit dem letzten Kapitel beginnt. Lucía und ich warten ungeduldig auf das Ende der Geschichte.
    »Letztes Kapitel!«, verkündet Papa. »Passt gut auf …
    » Scroom befahl seinen Soldaten, das Lager abzubauen. Er bat sie, mit den Büchern behutsam umzugehen, ja, er schlug ihnen sogar vor, sie zu lesen.
    Und so wurde Scrooms Armee zur gebildetsten Truppe, die es jemals auf Erden gegeben hatte. Die Soldaten wurden leidenschaftliche Leser und tauschten untereinander Bücher aus. Sie legten ihre Waffen ab und gingen mit Büchern bepackt nach Hause. Der Legende nach gewöhnten sie auch ihre Frauen, Kinder, Freunde und Nachbarn ans Lesen. Wissen und Wohlstand breiteten sich im ganzen Lande aus, das mit den Jahren zu einem der reichsten dieses Erdteils wurde.
    Scrooms Name stand von nun an für Kultur und Wissen. Er wurde über Jahrhunderte hinweg von vielen verehrt, doch das ist eine andere Geschichte. Fest steht, dass Nevalias magisches Buch ihn unsterblich machte.
    Die Bücher wurden ins Tal der Bücher zurückgebracht, und Scrooms lesende Armee baute die Große Bibliothek wieder auf. Damit hoffte der ehemalige Barbar, seine Schuld wiedergutmachen zu können.
    Hanna, Sigfrido und Nasshan ritten über die Grenze und gelangten so zur Höhle der Schreiber. Sie berichteten ihnen, was sich am Fuße des Vulkans Hutlan zugetragen hatte. Daraufhin entschlossen sich die Schreiber, ein weiteres Buch zu verfassen. Ein Buch, das auf sicherem Wissen beruhte, denn sie besaßen ja die Berichte aus erster Hand.
    Doch eine furchtbare Nachricht trübte die Freude aller: Nevalia hatte ihr Augenlicht verloren, weil sie ihre Augen beim Schreiben des magischen Buches zu sehr angestrengt hatte.
    Als Nasshan davon erfuhr, sprang er vom Pferd und eilte zu der geliebten Frau. Er fand sie tief im Inneren der Höhle, den erloschenen Blick auf eine Schwefelkerze gerichtet, die ihr Gesicht erhellte und ihren leblosen Augen Glanz verlieh.
    ›Nevalia … Wie geht es dir?‹, stammelte Nasshan und trat auf sie zu.
    ›Ich bin nicht mehr die, die du vor ein paar Tagen hier zurückgelassen hast‹, antwortete die junge Frau, über deren Wangen Tränen flossen. ›Ich bin nichts mehr.‹
    ›Du irrst dich‹, sagte der Jäger. ›Dein Buch hat bewirkt, dass Scroom sich eines anderen besonnen hat. Du bist wichtig für die ganze Menschheit! Man wird deinen Namen mit Ehrfurcht aussprechen …‹
    ›Ich bin eine blinde Frau, und du bist ein freier Mann. Ein Mann, der seine Freiheit mehr liebt als sein
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