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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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Pferd die Sporen und verlor sich im dichten Wald. Ein Schwarm Vögel flog aus den Baumkronen auf. Hanna und Sigfrido setzten ihren Weg zum Schloss fort.
    König Ignacius empfing sie mit einer Freude, die sie all ihre Mühen vergessen ließ.
    Während die beiden mit Hannas Vater beim Abendessen saßen, erinnerte sich die Prinzessin mit Wehmut an ihre Freunde.
    ›Ich habe Nachricht, dass Scroom sich zurückgezogen und seine Armee aufgelöst hat‹, berichtete der alte Monarch. ›Doch niemand konnte mir erklären, warum er das getan hat. Weißt du vielleicht, was ihn dazu getrieben hat, den Weg des Friedens einzuschlagen?‹
    Hanna und Sigfrido zwinkerten sich verschwörerisch zu. Ihre Hände berührten sich leicht, wie um das Geheimnis zu besiegeln.
    ›Niemand weiß etwas Genaues‹, antwortete Hanna. ›Angeblich soll er sich in dem Moment anders besonnen haben, als er die Bücher in den Vulkan Hutlan werfen wollte.‹
    ›Ein Wunder!‹, rief der König. ›Ein wahres Wunder!‹
    Und so erinnert man sich bis heute an das Ereignis, das am Fuße des furchterregendsten Vulkans des Nordens stattgefunden hatte: Als ein Wunder, durch das Tausende von Büchern vor dem Verbrennen bewahrt wurden. Ein Wunder, das ein magisches Buch mit unsichtbarer Tinte bewirkt hatte.
    Am nächsten Tag suchte Hanna einen sichereren Ort in ihrer eigenen Bücherei für die beiden wertvollen Bücher. Dann verschloss sie den Raum und ordnete an, dass bewaffnete Soldaten die Tür Tag und Nacht bewachen und niemandem Zutritt gewähren sollten außer Sigfrido und ihr selbst, der Prinzessin. Noch wusste sie es nicht, aber sie hatte soeben eine ganz besondere Bibliothek ins Leben gerufen, die einzig war in der Welt: die Bibliothek der unsichtbaren Bücher. «
    Stille.
    Absolute Stille. Kein Mucks zu hören. Niemand sagt etwas.
    Wir tauschen verstohlene Blicke aus, wagen aber nicht zu sprechen. Niemand möchte die magische Stille unterbrechen, die sich im Zimmer ausbreitet. Niemand? Na ja …
    »Ich bin überwältigt«, sagt Lucía mit leiser Stimme. »Das ist das Schönste, was ich in meinem Leben gelesen habe.«
    »Ganz deiner Meinung«, sagt Julio Cortés. Er hat seine Brille abgenommen und putzt sie umständlich. »Es ist die beste Geschichte, die ich jemals gehört habe.«
    »Eine fantastische Geschichte«, sage ich und stehe auf.
    Ich gehe zu meinem Vater und umarme ihn fest und lange.
    »Ich hab dich lieb«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Ich hab dich so lieb!«
    Mama sieht zu uns rüber und lächelt. Sie ist glücklich. Und Javier ist es auch, das sehe ich.
    »Mann, du hast aber lange gebraucht!«, sagt er. »Hast du eine lange Leitung!«
    Julio nimmt die gebundenen Seiten in die Hand und blättert in aller Ruhe darin.
    »Das wird ein Erfolg!«, verheißt er. »Wenn die im Verlag das lesen … Sie werden begeistert sein!«
    Mama steht auf und umarmt jetzt ebenfalls Papa.
    »Siehst du? Du hast es geschafft!«, sagt sie und gibt ihm einen Kuss.
    »Das kann man wohl sagen!«, ruft der Verleger. »Dir ist ein außergewöhnlicher zweiter Teil gelungen. Übrigens habe ich nie daran gezweifelt. Du bist ein hervorragender Schriftsteller! Ich hatte immer Vertrauen zu dir.«
    »Vielen Dank, Julio, vielen Dank«, erwidert mein Vater. »Vertrauen ist das Wichtigste für einen Schriftsteller. Ohne Vertrauen kann man nicht arbeiten.«
    Lucía und ich sehen uns vieldeutig an.
    »Allerdings muss ich zugeben, dass ich Hilfe hatte«, fügt Papa hinzu. »Meine Familie hat mich wunderbar unterstützt. Vor allem César und Lucía.«
    »Sie haben dir geholfen?«, fragt Julio.
    »Klar! Sie haben meine Aufzeichnungen geordnet, den Text in den Computer eingegeben, Korrektur gelesen … Du weißt schon … was man eben so machen kann.«
    »Ja, ja, natürlich … Die Kinder von heute sind ziemlich fit in solchen Dingen, und wenn man sie ließe, würden sie ganz alleine so eine Geschichte schreiben«, sagt Julio und schwenkt die Seiten. »Helle Köpfe sind das!«
    »Aber es gibt noch einen anderen Grund zum Feiern«, fährt Papa fort. »Zum ersten Mal habe ich zwei Bücher in derselben Stadt geschrieben … Und auch wenn es mich einige Mühe gekostet hat, mich daran zu gewöhnen, ich habe es geschafft! Ich glaube, von nun an wird alles viel einfacher.«
    »Willst du damit sagen, dass du zwischendurch mal daran gedacht hast, das Projekt aufzugeben?«, fragt Julio entsetzt.
    »Ich will damit sagen, dass es mir gelungen ist, es zu Ende zu schreiben. Und dass ich
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