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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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dass spricht Bände über den Glauben des Künstlers.
    Botticelli war Lorenzo als seinem Bruder und Förderer treu ergeben; deshalb bin ich überzeugt, dass er während der Zeit, in der er nachgewiesenermaßen den Piagnoni angehörte, im Grunde als Doppelagent tätig war, so wie ich es im Roman dargestellt habe. Seine Kunst bezeugt sein Thema, immer und immer wieder.
    Vor Kurzem war ich wieder in Florenz, und seitdem beschäftigt mich die Legende der Felicitas. Als ich vor dem Bild der Heiligen und ihrer sieben Söhne stand, verspürte ich das Gleiche wie Tammy: Abscheu. Hinzu kam, dass das jüngste Kind, das tot auf dem Schoß der Mutter liegt, meinem jüngsten Sohn wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Deshalb schrieb ich den Prolog, um Felicitas’ Fanatismus hervorzuheben und nicht, um sie als Märtyrerin darzustellen. Es ist eine grausame Geschichte, die ich anfangs stark abmildern wollte – bis ich Internet-Recherchen über Felicitas anstellte und feststellen musste, dass heutige Fanatiker eifrige Adepten dieser Verrückten sind. Ich entdeckte das Posting einer Mutter, die einen geradezu aberwitzigen Vorschlag machte,den Gedenktag der heiligen Felicitas zu feiern: Man solle sieben Spielsachen des Kindes nehmen, sie vor seinen Augen zerstören und ihm sagen, dass Felicitas viel Schlimmeres erleiden musste und dass dies nun einmal die Opfer sind, die Gott von uns verlange.
    Schon beim letzten Satz wird mir ganz anders. Ich kann nicht glauben, dass eine Frau, die auch nur halbwegs bei Verstand ist, ein solches Opfer für eine Lektion der Liebe hält, die Gott von seinen Kindern verlangt. Dass Kinder in der heutigen Zeit noch solchem Fanatismus ausgesetzt sind, bestärkte mich in meiner Entschlossenheit, Felicitas’ Geschichte in ihrer ganzen Grausamkeit zu erzählen, und ich hoffe, sie bringt die Menschen zum Nachdenken. Bei mir jedenfalls war es so – und das wiederum führte mich zu einem wichtigen Thema meines Buches, denn Felicitas und Savonarola lassen die Gefahren eines Fanatismus erkennen, der über die Toleranz triumphiert. Manche Worte Felicitas’ sind wörtlich aus Aufzeichnungen der frühen Kirche entnommen.
    Ich muss gestehen, ich habe mich während meiner Recherchen hoffnungslos in Lorenzo il Magnifico verliebt. Ich wusste, dass ich große Teile meines Romans in Florenz würde schreiben müssen, weil ich von der Energie dieses Mannes umgeben sein musste. Während der letzten Phase meiner Arbeit verging kein Tag, an dem ich Lorenzo nicht auf irgendeine Weise »besucht« habe. Auf meinem Morgenspaziergang kam ich an seiner Statue im Hof der Uffizien vorbei. Manchmal betrat ich das Museum einzig aus dem Grund, um das Vasari-Porträt Lorenzos anzuschauen (mein Lieblingsporträt). Leider hängt es an einer ungünstigen Stelle hinter Glas und blendet so, dass man nicht viel erkennen kann. Dennoch finde ich es wunderbar, dass Lorenzos Porträt neben einem Bild von Cosimo hängt. Schließlich habe ich mir eine Kopie des Vasari gekauft, habe sie rahmen lassen und auf meinen Schreibtisch gestellt, und auf Reisen hatte ich sogar eine Postkarte des Porträts bei mir.
    Ich besuchte häufig den Palazzo Medici auf der Via Larga (heute Via Cavour), um ein wenig Zeit in der Gozzoli-Kapelle, dem letzten bekannten Aufbewahrungsort des Libro Rosso, und in Lorenzos Gemächern zu verbringen, die mittlerweile zu einer multimedialen, interaktiven Touristenattraktion geworden sind. Zuerst fand ich das ärgerlich, kam dann aber zu dem Schluss, dass jeder Versuch, Geschichte interessant und interaktiv zu machen, zu begrüßen ist und dass Lorenzo, würde er noch leben, wohl selbst dafür wäre.
    Bei meinen regelmäßigen Besuchen in den Uffizien kam es mir bald so vor, als würde ich zu lieben Freunden gehen. Oft begann ich meinen Rundgang am »Lucrezia-Donati-Punkt« und ging in den Hauptsaal der Botticelli-Ausstellung, um ein wenig mit Sandro zu »plaudern«. Mit der Zeit wurde mir klar, dass Lorenzo und seine Colombina mich drängten, ihre Geschichte auf eine möglichst menschliche Weise zu erzählen, umgeben von den Personen, die sie am meisten liebten. Und diese waren zufälligerweise die größten Künstler und Denker der Renaissance. Außerdem wohne ich jedes Mal, wenn ich Florenz besuche, in der Antica Torre Tornabuoni, damit ich in derselben Umgebung bin, in der sich das liebende Paar und der Orden so oft aufhielten. Ich versichere Ihnen, dass ihre Seelen auf der Dachterrasse des Turms zu spüren sind, der sich
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