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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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Frivolitäten bestätigten und deshalb Wasser auf die Mühlen der Reformer waren. Begriff der Papst denn nicht, in welch schwieriger Lage sich die Kirche befand? Merkte er denn nicht, dass die Zukunft des Katholizismus von den Abtrünnigen bedroht wurde?
    Niemand außer den Eingeweihten des inneren Zirkels konnte wissen, dass Leo X. die Bedrohung sehr wohl erkannte. Jene, die ihn der Unfähigkeit bezichtigten oder über seine mangelhafte Führung schimpften, ahnten nicht einmal, wie klug und zielgerichtet jede Entscheidung des Papstes war. Tatsächlich hatte er einen sorgfältig entworfenen Plan in die Tat umgesetzt, dessen Anfänge in die Zeit zurückreichten, als er mit vierzehn Jahren zum jüngsten Kardinal in der Geschichte der Kirche ernannt worden war. Sein Mitspieler in diesem Komplott war sein Cousin, Kardinal Giuliano, jener verdrießliche Knabe, der sein Leben lang einen Groll gegen eine Kirche hegen sollte, die stillschweigend die Ermordung seines Vaters während des Hochamts am Ostersonntag gebilligt hatte. Dennoch waren Papst Leo und Giuliano nicht die Begründer der Verschwörung, sondern nur die letzten in einer langen Reihe von Agenten.
    »Schicke unseren vertrauenswürdigsten Boten nach Wittenberg«, sagte der Papst nun zu Giulio. »Luther soll die Nachricht bekommen, dass er seine Arbeit gut gemacht hat und dass wir überaus dankbar sind. Er hat dem Orden hervorragende Dienste geleistet. Aber zuerst stoße mit mir an. Lass uns einen letzten Trinkspruch auf den Mann ausbringen, der dies alles so furchtlos begonnen hat, Lorenzo il Magnifico, ein wunderbarer Vater undder größte Dichterfürst, der je gelebt hat. Wir haben unser Versprechen gehalten.«
    »Auf Lorenzo«, sagte Giulio und hob sein Glas. »Und im Gedenken an meinen Vater Giuliano. Auf dass solche Verbrechen nie mehr mit dem Segen eines Papstes begangen werden!«
    Und Leo X., der erste Papst aus dem Hause Medici, trank mit seinem Vetter, dem Kardinal aus dem Hause Medici, der als Knabe von einer korrupten Kirche zur Waise gemacht worden war. Als Papst Clemens VII . sollte er Leo X. auf den Thron des Petrus folgen.
    Schließlich waren sie Medici.

Epilog
    England
    1527
     
    Ich suche keine andere.
     
    A n ne las den Brief erneut, flüsterte die Worte vor sich hin und genoss jede der von Leidenschaft erfüllten Silben.
     
    Von nun an, das versichere ich Euch, wird mein Herz Euch allein gehören. Ich wünschte, auch mein Körper würde der Eure sein! Dies kann von Gott bewirkt werden, so er es will. Ich bete jeden Tag dafür in der Hoffnung, dass mein Gebet erhört wird.
    Ich wünschte, die Zeit wäre kurz, aber ich fürchte, es wird lange dauern, bis wir uns wiedersehen.
    Von der Hand dessen geschrieben, der nach seinem eigenen Willen der Eure war, ist und immer sein wird.
     
    Der liebeskranke Freier, der gelobte, Anne auf ewig zu gehören, beendete seinen Brief mit einem Satz in mittelalterlichem Französisch, der aus der Liebeslyrik der Troubadoure stammte: » Aultre ne cherse .«
    Ich suche keine andere.
    Anne seufzte, so schön war der Brief. Aber es lag auch Schmerz in ihrem Seufzer, denn so glühend sie die Liebe dieses Mannes erwiderte – nach den Gesetzen seines Landes war er unerreichbar für sie. Er war verheiratet, hatte ein Kind und war deshalb tabu. Dennoch schrieb er: »Dies kann von Gott bewirkt werden, so er es will.« Es war, als wollte er ihr versichern, ihrer beider Liebe seistark genug, dass Gott zu ihren Gunsten in den Lauf der Dinge eingriff.
    Anne nahm ihr Stundenbuch vom Nachttisch. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie darin blätterte. Es war ein Meisterwerk flämischer Kunst, ein Sonderdruck, den Anne von ihrer Lehrmeisterin Margarete von Österreich erhalten hatte. Doch es waren weder die kunstvolle Gestaltung noch der Erinnerungswert des Büchleins, die ihr nun ein Lächeln auf die Lippen zauberten, sondern die handschriftlichen Notizen an den Rändern. Anne und ihr Liebhaber hatten sich eine schlaue Methode ausgedacht, einander während der Messe heimliche Botschaften zu senden: Sie benutzten ihre Gebetbücher. Die letzte Nachricht ihres Liebsten war auf einer Seite geschrieben, die Jesus nach der Geißelung zeigte: der Schmerzensmann, gequält und blutend. Die Zeilen lauteten in Annes bevorzugtem Französisch:
     
    Wenn Ihr meine Liebe so innig in Euer Gebet einschließt, wie ich Euch anbete, wird man mich nicht vergessen, denn ich gehöre Euch auf ewig.
     
    Seine Botschaft war deutlich: Ich
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