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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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einen raschen Tod.

    Destino verspürte weder Schmerz noch Angst, nur Trauer, dass er jene Männer und Frauen verlassen musste, die ihn hierher, bis zum Ende, begleitet hatten. Sie würden um ihn trauern, obwohl er es nicht wollte. Er war bereit. Sein langes, langes Leben war merkwürdiger gewesen, als die meisten Menschen sich auch nur vorstellen konnten. Doch nun war sein Werk vollendet. Destino war sicher, dass die sechs Überlebenden ihre Versprechen einhalten würden. Sie würden daran arbeiten, den Weg der Liebe für die Welt zu erneuern, und es würde ein gemeinsames Werk sein.
    Die Zeit kehrte wieder.
    Auch seine Zeit war nun wiedergekehrt. Destino kehrte zurück zu Mutter und Vater im Himmel. Wieder war er von blauem Licht umgeben, umhüllt von einer allumfassenden Liebe.
    Und dann schloss der Mann, der im Laufe der Zeit unter vielen Namen bekannt gewesen war – Longinus, Fra Francesco, der Meister, Destino – zum letzten Mal in seinem irdischen Leben die Augen.
     
    RRRRRRRRRRRRR
     
    Florenz
    Gegenwart
     
    Destino hatte ein letztes Geschenk hinterlassen.
    Das Libro Rosso, das gesegnete Rote Buch, das zweitausend Jahre lang die heiligen Überlieferungen Jesu Christi und seiner Nachfolger bewahrt hatte, war vor Ausbruch des Feuers in Petras Wohnung gebracht worden.
    Es gab eine letzte Botschaft auf einer unter den Einband geschobenen Karte, die an Peter adressiert war. Darauf stand in schlichten Worten:
     
    Du bist weise wie König Salomon,
    denn du hast die Königin von Saba erwählt.
    Erneuere diese Lehre und bete darum,
    dass alle Menschen sie in Frieden aufnehmen
    und dass es keine Märtyrer mehr gibt.

    Berenger Sinclair schüttelte Pietro Buondelmonti die Hand, während Maureen seiner Frau, der Baroness Habsburg, Worte des Trostes sagte. Vittoria lag immer noch im Koma. Sie und Alexander waren bei der Explosion zwei Stockwerke tief vom Balkon gestürzt. Alexander lag mit zahlreichen Brüchen und Prellungen in einem Streckverband; es würde Monate dauern, bis er wieder gehen konnte. Vittoria hatte ein Schädeltrauma davongetragen. Ob sie vollends genesen würde, stand noch in den Sternen.
    Es war der Baroness und ihrem Mann schwergefallen, in Berengers Vorschlag einzuwilligen, aber sie wussten, dass es für Dante das Beste war. Nachdem die Bedingungen zur beiderseitigen Zufriedenheit festgelegt waren, unterzeichneten sie den Vertrag beim Notar. Dante Buondelmonti Sinclair sollte von seinem Onkel Berenger in dessen Château aufgezogen werden, bis seine Eltern genesen waren und sich wieder selbst um den Jungen kümmern konnten. Dante würde den Sommer bei seinen Großeltern in Österreich und Italien verbringen, wo er die Sprache, die Kultur und die Überlieferungen der drei Adelshäuser kennenlernen sollte, von denen er abstammte.
    Dante würde symbolisch der große Bruder von Serafina Gelis werden, der neugeborenen Tochter von Tamara und Roland Gelis. Die Kinder würden gemeinsam aus dem Libro Rossounterrichtet werden und in ihr Leben als Himmlische hineinwachsen.
    Das Vermächtnis des Dichterfürsten würde in der Zukunft gedeihen, und nur Liebe sollte sein Lehrmeister sein.

Kapitel sechsunddreißig
    Rom
    1521
     
    P apst Leo X. saß still in seinem Arbeitszimmer. Er war erleichtert, nach den vielen Tagen voller Krisensitzungen endlich Ruhe zu haben. Genüsslich nahm er einen herzhaften Schluck von dem schweren Rotwein in seinem Kelchglas, das paradoxerweise zwei ineinander verschlungene Eheringe zierten. Es war Leos Lieblingswein aus Montepulciano, den er sich fässerweise aus der Toskana kommen ließ. Der Pontifex konnte das wässerige Gesöff, das die Römer als Wein bezeichneten, nicht ausstehen und duldete es nicht an seiner Tafel. Warum Wasser aus der Gosse trinken, wenn man den Nektar der Götter haben konnte?
    Er lächelte und fragte sich, ob sein Lehrer Angelo Poliziano wohl über diese heidnische Anspielung gelacht hätte. Angelo wäre der Erste gewesen, der die Entwicklung der letzten Jahre gefeiert hätte – natürlich vorzugsweise mit Wein aus seiner Heimatstadt.
    In diesem Moment wurde leise an die Tür geklopft. Papst Leo seufzte tief. An diesem Abend war ihm nicht nach Gesellschaft zumute, und doch war es unumgänglich. Die Gicht machte dem Papst zu schaffen, und er fühlte sich nicht bemüßigt aufzustehen; deshalb rief er nur »Herein!« und hoffte, der Besucher möge jemand sein, der ihm nicht allzu sehr auf die Nerven fiel.
    Gott ist gütig, dachte Papst Leo erleichtert, als
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