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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman
Autoren: Kathleen McGowan
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ich feierlich als ernsthafter Student der Geschichte«, Maureen hielt kurz inne und ließ ihre Studenten das Gesagte gehorsam wiederholen, »mich jederzeit daran zu erinnern, dass alle Worte, die je zu Papier gebracht worden sind, von Menschenhand stammen.«
    Wieder legte sie eine kurze Pause ein, bis die Studenten die Worte nachgesprochen hatten. »Und wie alle Menschen, so wurden auch diese Schreiber von ihren Gefühlen, ihren Ansichten und ihren politischen und religiösen Neigungen bestimmt. Demzufolge besteht alle Geschichte sowohl aus Fakten als auch aus Meinungen, und in vielen Fällen ist sie sogar vollkommen erfunden, um damit ein geheimes Ziel zu erreichen.
    Ich schwöre feierlich, allem gegenüber offen zu sein, solange ich in diesem Raum sitze. Dies soll unser Schlachtruf sein: ›Geschichte ist nicht, was geschehen ist. Geschichte ist das, was niedergeschrieben wurde.‹«
    Maureen nahm ein Buch vom Podium vor ihr und hielt es hoch, sodass alle es sehen konnten.
    »Hatte jeder Gelegenheit, sich ein Exemplar dieses Buches zu besorgen?« Allgemeines Kopfnicken und bestätigendes Murmeln folgten dieser Frage. Bei dem Buch in Maureens Hand handelte es sich um ihr eigenes Werk: HER story. Ein Plädoyer für die meistgehassten Heldinnen der Geschichte. Dieses Buch war der Grund dafür, dass Maureen jedes Mal den Saal vollbekam, wann immer sie beschloss zu unterrichten.
    »Heute Abend werden wir mit einer Diskussion über dieFrauen des Alten Testaments beginnen, die weiblichen Vorfahren christlicher und jüdischer Traditionen. Nächste Woche wenden wir uns dann dem Neuen Testament zu, wobei wir den Großteil der Stunde einer einzigen Frau widmen werden: Maria Magdalena. Wir werden die verschiedenen Quellen und Belege zu ihrem Leben untersuchen und sie sowohl als Frau als auch als Jüngerin Christi betrachten. Bitte, lesen Sie die entsprechenden Kapitel zur Vorbereitung.
    Außerdem werden wir einen Gastdozenten haben: Dr. Peter Healy, den einige von Ihnen vielleicht aus anderen geisteswissenschaftlichen Kursen kennen. Denjenigen von Ihnen, die bis jetzt noch nicht das Glück hatten, eines seiner Seminare zu besuchen, sei gesagt, dass er auch als Father Healy bekannt ist. Er ist Jesuit und international anerkannter Experte für Bibelwissenschaften.«
    Der hartnäckige Student in der ersten Reihe hob erneut die Hand; nur diesmal wartete er nicht, bis Maureen ihn aufrief, sondern fragte direkt: »Sind Sie und Doktor Healy nicht miteinander verwandt?«
    Maureen nickte. »Doktor Healy ist mein Cousin. Er wird uns die Beziehung Jesu zu Maria Magdalena aus kirchlicher Perspektive erklären und uns erzählen, wie sich die Einschätzung im Laufe von zweitausend Jahren verändert hat«, fuhr Maureen in dem Bemühen fort, wieder zum Thema zurückzukommen, um rechtzeitig fertig zu werden. »Es wird ein interessanter Abend werden; also versuchen Sie, ihn nicht zu versäumen.
    Heute Abend wollen wir jedoch mit einer unserer Urmütter beginnen. Wenn wir Bathseba das erste Mal begegnen, ›reinigt‹ sie sich gerade von ihrer ›Unreinheit‹ …«

    Maureen stürmte aus dem Seminarraum hinaus, rief Entschuldigungen über die Schulter und schwor, nächste Woche längerzu bleiben. Normalerweise hätte sie noch gut eine halbe Stunde verweilen und mit der Gruppe diskutieren können, die immer nach einer Sitzung blieb. Sie liebte es, auf diese Art Zeit mit ihren Studenten zu verbringen, denn jene, die blieben, waren stets mit ihr auf einer Wellenlänge. Das waren die Studenten, die sie zu ihrer Lehrtätigkeit motivierten. Den Hungerlohn, den man ihr dafür zahlte, hatte sie gewiss nicht nötig. Maureen lehrte, weil sie den Kontakt zu offenen und engagierten Menschen brauchte, mit denen sie über ihre Theorien reden konnte; das empfand sie als ausgesprochen stimulierend.
    Ihre Absätze klapperten auf dem Pflaster, während Maureen die Alleen des Nordcampus hinuntereilte. Sie wollte Peter nicht verpassen, nicht heute Abend. Maureen verfluchte ihren Sinn für Mode und wünschte, sie hätte sich passenderes Schuhwerk ausgesucht, mit dem sie den Sprint zu seinem Büro hätte schaffen können, bevor er ging. Wie immer war sie makellos gekleidet, wandte sie doch für ihre Kleidung genauso viel Sorgfalt auf wie für jedes andere Detail in ihrem Leben. Das perfekt geschnittene Designerkostüm passte ihr hervorragend, und das Waldgrün des Ensembles betonte das Grün ihrer Augen. Ein paar Highheels von Manolo Blahnik verliehen ihrem
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