Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen
Autoren: Carol Coffey
Vom Netzwerk:
Lücke in der Bergkette fielen, bemerkte sie auch das Blut auf dem Gesicht ihres Vaters, und aus seiner Nase, die schief und krumm aussah, drangen gurgelnde Laute. Vielleicht war er gestürzt? Sie ekelte sich vor Blut und benetzte ihm zitternd das Gesicht mit Wasser, um das Blut abzuwaschen, immer auf der Hut, dass ihre guten Schuhe und das gute Kleid nicht nass wurden, aber so hatte es keinen Zweck. Sie kniete sich auf den Boden, hob seinen Arm hoch und zerrte an seiner Schulter, bis sie seinen Oberkörper umgedreht hatte, legte beide Hände um seinen Kopf und tauchte ihn ins Wasser, schüttelte ihn kräftig hin und her, um das Blut richtig abzuwaschen. Er gab noch mehr gurgelnde Laute von sich, und Tess war besorgt, dass er aufwachen und sie schelten könnte, aber er rührte sich nicht. Hübsche Blasen stiegen aus seinem Mund an die Wasseroberfläche. Neugierig betrachtete Tess die Blasen, bis sie aufhörten. Als sie den Kopf ihres Vaters wieder herausziehen wollte, fiel sein Arm nach vorne ins Wasser. Sie versuchte, ihn wieder auf den Rücken zu drehen, aber er war schwer wie ein Stein, und sie konnte ihn keinen Millimeter mehr bewegen. Als sie ausrutschte und ihre guten Schuhe nass wurden, fing sie an zu
weinen, weil sie wusste, dass Kate wieder mit ihr schimpfen würde.
    Sie hörte ein Geräusch, und als sie aufblickte, sah sie in der Dämmerung einen Mann vor sich, den sie im ersten Moment für Seán hielt. Sie starrte ihn an, und er versuchte, sein Gesicht mit einer Hand zu verdecken. Er fragte sie, wer ihre Mutter sei. An seinem Schneidezahn war eine Ecke abgebrochen, was Tess unheimlich fand, und an seinen aufgeschürften und schmutzigen Händen klebte Blut. Tess hatte Angst vor diesem Fremden, der mit aufgerissenen Augen erst ihren Vater und dann sie anstarrte, und brachte keinen Ton heraus. Dann packte der Mann sie am Kleid und drängte sie ins Schilf und sagte, sie dürfe niemandem verraten, dass sie ihn gesehen hatte, und außerdem solle sie hier stehen bleiben, bis er verschwunden war. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass er ihr Kleid blutig gemacht hatte und dass sie jetzt noch mehr Ärger mit Kate bekommen würde. Tess’ Kinn fing an zu zittern, als sie sich an alles erinnerte und bekümmert feststellte, dass damals niemand ihre gute Tat gewürdigt hatte. Schließlich hatte sie versucht, ihrem Dad im Wasser das Gesicht zu waschen, damit er nicht mehr so schmutzig war. Es war immer nur von dem Stein die Rede, mit dem sie ihn geschlagen haben sollte, was überhaupt nicht stimmte, weshalb sie auch nicht antworten konnte. Die Männer, die sie damals befragt hatten, waren so aufgebracht, dass sie erst recht eingeschüchtert war und gar nichts mehr sagen konnte. Sie wusste, dass das mit ihrer Krankheit zusammenhing, aber das konnte kaum jemand verstehen. Nur Leroy, Dr. Cosgrove, Dermot und Kate wussten, wie man fragen musste, damit sie die Frage verstand und sie beantworten konnte.
    Kate hatte gesagt, sie wollten einen Neuanfang machen und die Vergangenheit vergessen, was Tess für eine ausgezeichnete
Idee hielt. Sie warf das Bild von ihr und Kate und Dermot ins Wasser und sah ihm nach, wie es vom tiefblauen Wasser davongetragen wurde. Ihr Plan hatte funktioniert, und ihre Liste war abgearbeitet. Zu Hause am Hoftor schaukelte ihr »Landder-Schmetterlinge«-Schild sanft in der Brise. Die rothaarigen Raupen waren verschwunden, und sie hatte für Kate einen neuen Bräutigam gefunden, der ihr die Schwester nicht wegnehmen wollte. Tess blickte zu Boden und sah zu ihrer Überraschung direkt vor ihren Füßen eine Raupe, ein ungewöhnlicher Anblick um diese Jahreszeit. Sie bückte sich und nahm das kleine Insekt in die Hand und ließ es über ihre Handfläche kriechen.
    »Es wird dir bestimmt gefallen, ein Schmetterling zu sein«, flüsterte sie, bevor sie das verängstigte Tier an einem sicheren Ort absetzte.
    Sie sah hinauf in den klaren, blauen Himmel. Es versprach, ein wunderbarer Tag zu werden.

Epilog
    É amonn McCracken wurde des Mordes an Michael Byrne für schuldig befunden und zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.
    Sam Moran berichtete über den Fall und eroberte mit einer Exklusiv-Serie über McCrackens Beziehung zu den Byrnes die Schlagzeilen.
    Jimmy Kelly zog wieder in die alte Kate, in der er aufgewachsen war, nachdem Tess Byrne sie für ihn hatte instand setzen lassen.
    Liam Kelly fasste im Baugewerbe in London Fuß und kehrte nicht nach Irland zurück.
    Nach der Geburt ihres Sohnes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher