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Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Titel: Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht
Autoren: Random House
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einsetzte. 9
    Die hier dargestellten historischen Hintergründe haben in Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht nicht nur zur Entstehung von Philipp de Ronsard, sondern auch zu der des Geheimdienstchefs Lebrun geführt. Beide Männer sind fiktiv – ebenso wie eine Reihe anderer Figuren des Romans, zu denen auch Nicolas de Vardes und Madeleine zählen.
    Eine Vielzahl von Personen, die in dem Buch eine Rolle spielen, haben jedoch tatsächlich gelebt und sollen hier kurz erwähnt werden.
    Zu den historisch bekannten Persönlichkeiten gehört die Königsfamilie – allen voran die mächtige Catherine de Medici. 10 Die Königinmutter war nicht nur eine überaus gebildete Frau, sondern hegte tatsächlich eine große Leidenschaft für okkulte Wissenschaften wie die Astrologie und die Kabbala. In der alten Bibliothèque Nationale in Paris kann man noch heute einen medaillenförmigen Talisman von ihr bewundern, der über und über mit kabbalistischen Symbolen und Zeichen beschriftet ist und den sie angeblich bei sich trug. Catherine de Medici pflegte regen Kontakt mit Astrologen und Wahrsagern, und es soll nach Aussagen ihrer Zeitgenossen der Wahrheit entsprechen, dass man ihr sowohl den Tod ihres Gemahls vorausgesagt als auch prophezeit hatte, dass ihre drei Söhne alle König werden und ihnen schließlich Henri de Navarre auf den Thron Frankreichs folgen würde. Die letztere Weissagung wird von einigen Nostradamus und von anderen dem italienischen Astrologen Ruggieri zugeschrieben, der ebenfalls gelebt hat. 11 Welche Leidenschaft die Medici für die Astronomie und Astrologie hegte, kann man übrigens noch heute in Paris sehen. Neben dem Kuppelgebäude der Bourse de Commerce im Quartier des Halles gibt es noch immer eine einunddreißig Meter hohe astronomische Säule. Dieser schmale Turm, der früher einmal zu dem Hôtel de la Reine, einem Palais der Medici, gehörte, ist in den Jahren nach der Bartholomäusnacht entstanden und soll angeblich eigens gebaut worden sein, damit Ruggieri von dort seine astrologischen Beobachtungen machen konnte.
    Neben Catherine de Medici zählen weiterhin deren Kinder – Marguerite de Valois, genannt Margot, Charles IX. und Henri d’Anjou –, aber auch Jeanne d’Albret, die Königin de Navarre, und ihr Sohn, Henri, zu den bekannten historischen Persönlichkeiten des Romans. Henri de Navarre überlebte als einer der we nigen Hugenotten die Bartholomäusnacht, wurde jedoch gezwun gen, zum Katholizismus überzutreten. Fast drei Jahre verbrachte er damals am Hof in Gefangenschaft, bis ihm im Februar 1576 schließlich die Flucht gelang und er zu den Protestanten zurückkehrte. Als ihr Führer kämpfte er von da an gegen die Katholiken und sollte schließlich Jahre später – wie es die Prophezeiung, die man der Medici machte, vorhergesagt hatte – König von Frankreich werden. 12
    Auch der Admiral de Coligny, seine Familie und der Prinz de Condé gehören zu den einst real existierenden Personen dieses Romans. Der tiefe Glauben und ausgeprägte Gerechtigkeitssinn des Admirals sind dabei mehrfach in Quellen überliefert. Von seinen Gegnern wurde Coligny allerdings stets als das personifizierte Böse angesehen. 13
    Seine Erzfeinde, die Guise – der Herzog d’Aumale, der Kardinal de Lorraine, Anne d’Este und der junge Herzog Henri de Guise –, haben ebenfalls wirklich gelebt. Ihr maßloser Ehrgeiz, ihre Machtgier und ihr Hass auf Coligny werden von Zeitzeugen vielfach erwähnt. Henri de Guises Affäre mit Prinzessin Margot ist historisch belegt, genauso wie die Ungnade, in die er und seine Familie fielen, als der König und die Medici von den hochfahrenden Plänen der Guise erfuhren, den jungen Herzog mit Prinzessin Margot vermählen zu wollen. 14 Übrigens haben sich die Guise in den Jahren nach der Bartholomäusnacht tatsächlich zu den gefährlichsten Gegnern des Königshauses entwickelt.
    Zwei Nebenfiguren möchte ich hier im Nachwort ebenfalls noch erwähnen: Wolfgang von Zweibrücken, der, obwohl er ge sundheitlich angeschlagen war, die deutschen Truppen nach Frank reich geleitete und dort verstarb, kurz bevor er Coligny persönlich gegenübertreten konnte, und Ambroise Paré. Der königliche Chirurg, der an zahlreichen Feldzügen teilnahm, ist auf seine Weise in die Geschichte eingegangen – nämlich in die der Medizin. Er hatte im sechzehnten Jahrhundert ein bahnbrechendes Verfahren für Amputationen entwickelt, bei dem er u. a. zum ersten Mal die Arterien abband und den Patienten
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