Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch
Autoren: Elisabeth Raffauf
Vom Netzwerk:
17-jährige Mädchen hatte noch keinen Sex und fast jedes zweite Mädchen mit Migrationshintergrund ebenso wenig. Bei | 22 | den 14-jährigen Mädchen ist die Zahl derjenigen, die schon Geschlechtsverkehr hatten im Vergleich zum Jahr 2005 von 12 % auf 7 % gesunken. 1
    Vorauseilender Gehorsam, den Mädchen die Pille zu besorgen, ist genauso wenig sinnvoll wie Verbote, einen Freund zu haben. Hilfreicher ist es, wenn Eltern sich offenhalten können für das, was ihre Töchter bewegt. Wenn sie klar unterscheiden können zwischen ihren eigenen Ängsten, die mit denen ihrer Tochter nichts zu tun haben, und dem, wo ihre Tochter gerade steht. Diese Sicherheit können Eltern haben, wenn es ein Vertrauensverhältnis gibt. Den Kindern Vertrauen entgegenzubringen heißt, dass die Eltern ihnen etwas zutrauen, was sie nicht überfordert, und dass sie respektvoll mit ihnen umgehen. Alle Kinder vertrauen ihren Eltern, wenn sie auf die Welt kommen, das ändert sich erst – und selbst dann nur sehr langsam –, wenn sie darin enttäuscht werden. Wenn Eltern diesen Vertrauensbonus, den die Mädchen ihnen wie selbstverständlich entgegenbringen, nicht verspielen, sondern ihre Töchter ernst nehmen mit ihren Sorgen, wenn sie sie nicht auslachen oder verraten, wenn sie ihnen etwas anvertrauen, ist das eine gute Basis. So können Eltern Sicherheit darüber erlangen, dass sie mitbekommen werden, wenn ihre Tochter etwas beschäftigt oder beunruhigt. Sie erfahren, dass sie weiß, dass sie sich und wann sie sich an sie wenden kann.
2.  Es gibt immer mehr Teenagerschwangerschaften
    Die 16-jährige Juno ist schwanger. Sie wollte einmal ihren 17-jährigen Verehrer Bleeker verführen und schon ist es passiert. Dreimal macht sie einen Schwangerschaftstest, aber das Ergebnis bleibt dasselbe. Die ganze Schule weiß schon darüber Bescheid. Es wird geredet. Und es wird ausgeschmückt, unter | 23 | den Mitschülern, unter den Eltern und unter den Lehrern. Juno überlegt abzutreiben, das wird wohl das Beste sein. Aber die Vorstellung, dass das Wesen in ihrem Bauch schon Fingernägel hat, schreckt sie zurück. Sie bringt es nicht übers Herz. Sie wird das Kind austragen, und sie wird sich selbst um eine gute Familie für ihr Baby kümmern. Junos Vater steht zu ihr. »Du weißt, dass ich immer da bin, um dich zu lieben und dir zu helfen, ganz egal, wie tief du im Dreck steckst«, versichert er seiner Tochter, die selbstbewusst eine Familie für ihr Kind sucht. Sie macht das allein, beziehungsweise mit Unterstützung ihrer Freundin, weil sie den Vater des Babys, der eine überstrenge Mutter hat, nicht in Schwierigkeiten bringen will. Juno schafft es, sie findet ein Ehepaar, das ihr gefällt, bringt das Baby gesund zur Welt – im Kreißsaal unterstützt von ihrer Freundin und ihrer Stiefmutter. Direkt nach der Geburt übergibt sie das Baby der von ihr ausgewählten Mutter, obwohl deren Mann sich in der Zwischenzeit von ihr getrennt hat – und kommt dann mit Bleeker, dem Vater ihres Kindes, zusammen.
    Die amerikanische Autorin und Oscarpreisträgerin Diablo Cody hat sich die Geschichte von der selbstbewussten Juno, die so glücklich endet, ausgedacht. Der Kanadier Jason Reitmann führte Regie des gleichnamigen Films. 2
    Die meisten Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren empfinden die Vorstellung, in diesem Alter Mutter zu werden, als eine Katastrophe, weil sie sich komplett überfordert fühlen. In den Medien sind schwangere Jugendliche etwas Spektakuläres. »Zwölfjährige bringt Kind auf Klassenfahrt zur Welt«, titelt Spiegel-Online am 29. März 2011. 3 Die Geschichte der zwölfjährigen Niederländerin, so stellt sich kurze Zeit später heraus, ist eine Missbrauchsgeschichte: Sechs Tage später weiß Spiegel-Online: Der Vater des Kindes ist ihr eigener Vater. 4 | 24 |
    Es gibt Mädchen, die tatsächlich schon mit 10 Jahren schwanger werden. Aber die dahinter stehenden Ereignisse haben nicht immer mit der Frühreife eines Mädchens zu tun. Die Geschichten sind oft tragisch und sie handeln von Vergewaltigung, Unbedarftheit und zerstörter Kindheit. Und deshalb sind sie auch sehr selten. Aber Zeitungen und das Fernsehen stellen sie dann reißerisch heraus mit dem Effekt, dass viele Menschen den Eindruck gewinnen: »Immer mehr junge Mädchen sind ungewollt schwanger.« Was nicht stimmt, denn die Zahl der Teenagerschwangerschaften ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes und der Bundeszentrale für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher