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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch
Autoren: Elisabeth Raffauf
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14-jährige Astrid macht den Mund auf, wenn ihr etwas nicht passt. Sie setzt sich ein für Schwächere. Wenn es sein muss, schwingt sie auch schon mal um der Gerechtigkeit willen die Fäuste. Ihr Vater ist weg, die Mutter braucht selbst sehr viel Unterstützung. Da bleibt nicht viel Platz zum Kindsein. Da muss gehandelt werden. Sie hat den »Auftrag«, eine »Super-Frau« zu sein, angenommen. Dabei wünscht sie sich, dass ihre Mutter nicht immer am Computer sitzt und sich fremde Männer nach Hause einlädt, sondern dass sie ihr Grenzen setzt und sich um sie kümmert. »Wenn uns unsere Eltern keine Grenzen setzen«, hat sie einmal in der Gruppe gesagt, »dann gehen wir eben an die Grenzen der Nation: Rauchen, Saufen, Stehlen.« Sie wünscht sich, dass ihr Vater einer gewesen wäre, bei dem sie selbst auch mal den Kopf anlehnen kann und der sie beschützt. In der Realität ist es andersherum. Sie kümmert sich um ihre Mutter und um den Kontakt zu ihrem Vater. Als wir die Mädchen in der Gruppe fragen, wer ihr Vorbild sei, nennt Astrid sich selbst. »Ich bin mein Vorbild«, sagt sie. Aber sie bezahlt einen Preis. Sie gerät in gefährliche Situationen und sucht doch immer wieder einen sicheren Halt. Sie ist schon weit. Gleichzeitig braucht sie jemanden, der sie unterstützt und schützt. Auch »Heldinnen « müssen mal ausruhen. | 31 | | 32 |

Kap03

    Elternträume
    A ls Jugendliche habe ich eine Zeit lang gedacht, dass ich, wenn ich einmal Kinder bekommen würde, lieber einen Jungen hätte als ein Mädchen. Ich hatte die Vorstellung, dass es mit Jungs leichter geht. Sie sind unkomplizierter, klarer und vor allem: Sie haben keine prämenstruellen Beschwerden und Launen. Als ich dann knapp zwanzig Jahre später schwanger war, hab ich mir eher ein Mädchen gewünscht. | 33 |
    Warum eigentlich? Vielleicht war es die vorbewusste Gewissheit, dass mir ein Mädchen vertrauter und damit näher ist: »Da kann man nicht so viel falsch machen. Ich kenne die Gefühle, die Ängste, ich kann besser Anleitung geben, besser verstehen, wenn sie lacht, wenn sie weint oder wenn sie Liebeskummer hat, und sie besser auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben unterstützen.« Vielleicht hatte ich aber auch die weniger altruistische Vorstellung, dass ich etwas, das mir vertraut ist, auch besser im Griff habe.« Oder beinhaltete diese vorbewusste Gewissheit auch die Heilung alter Wunden und die Erfüllung eigener Wünsche? Was ich übrigens okay. finde, solange man sich darüber im Klaren ist, dass es da ein bisschen um Selbstheilung und nicht um Wohltätertum an den Kindern geht. Egal, | 34 | welche Voreinstellung man hat, sie hat eine Wirkung. Wenn es um Selbstheilung geht, so gab es vielleicht den Wunsch, vermeintliche Fehler meiner Eltern zu korrigieren. Es einmal besser zu machen – und damit auch bei mir Ungerechtigkeiten, die mir in der Kindheit widerfahren waren, wiedergutzumachen.
    Wenn werdende Eltern sich über das Geschlecht ihres Kindes austauschen, dann äußern sie nur manchmal leise den Wunsch, lieber einen Jungen oder ein Mädchen haben zu wollen. Deutlichere Wünsche für ein bestimmtes Geschlecht werden eher der Außenwelt, also Verwandten, Bekannten und Freunden, zugeschrieben. Die Eltern selbst – wie ich übrigens auch – versehen ihren Wunsch selbstverständlich immer mit dem Zusatz: »Hauptsache gesund.«
    In einem Forum der Zeitschrift »Eltern« haben Mütter folgende Korrespondenz geführt:
    Wieso muss es unbedingt ein Mädchen sein?
    m    AntoniaG85 schreibt:
    Ich habe Ende Januar Geburtstermin … Von allen Seiten schallt es mir seither entgegen: »Hoffentlich wirds ein Mädchen! «
    …
    Die werdenden Omas wünschen sich ein Mädchen, weil man für die so hübsche Kleider kaufen kann bzw. noch Puppen und Klamotten von der eigenen Tochter (mir oder Schwägerin) rumliegen. In hübsch Rosa samt Glitzer natürlich. *würgs*
    Sämtliche Jungsmütter in meinem Bekanntenkreis seufzen hingerissen und tippen bei wirklich sehr aktiven Kindsbewegungen auf ein Mädchen, weil die im Bauch angeblich umtriebiger als Jungs wären. Außerdem versichern sie mir ihren Neid, sollte es tatsächlich so kommen.
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    Ich verstehs nicht.
    Mir ist es völlig egal, was es wird. Ich nehme es mit und ohne Penis. Von mir aus kann es auch zwölf Finger haben, solange das Kleine nur einigermaßen gesund aus mir herausploppt.
    Wenn beim großen Ultraschall das Geschlecht zu erkennen ist, dann werd ich schön die Klappe halten. Ich will einfach
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