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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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„Gute Nacht, Doktor Thornberry“, sagte sie schläfrig.
    „Gute Nacht, Mrs. Baker“, erwiderte er und schaltete das Licht aus. Fast lautlos verließ er das Zimmer. Als er die Tür hinter sich schloss, dachte er, um was für eine nette Frau es sich bei Janice Baker handelte. Erschrocken fragte er sich, ob er etwa dabei war, sich zu verlieben. Nein, sagte er sich dann, nein, ich werde mich niemals mehr verlieben können. Gähnend ging er zu seinem Zimmer.
    5. Kapitel
      „Ich glaube nicht, dass es richtig ist, was du tust, Janice“, meinte Andrew Baker, der für zwei Wochen mit seiner Familie nach England gekommen war. Er saß seiner Schwägerin am Kamin im Wohnzimmer seiner Eltern gegenüber. „Meinst du nicht, dass es noch zu früh ist, um allein zu leben?“
    Janice wusste, dass es Andrew gut meinte. Seit sie aus der Reha-Klinik entlassen worden war, wohnte sie bei ihren Schwiegereltern in Canterbury. Es gab nichts, was ihre Schwiegereltern nicht für sie getan hätten. Sie versuchten, sie vor allem und jedem zu behüten und zu beschützen. Die junge Frau wusste zwar, dass sie es gut meinten, dennoch sehnte sich danach, mit sich und ihren Geda nken allein zu sein.
    „Ich werde es schaffen, Andrew“, sagte sie. „Irgendwann muss ich damit anfangen, auf eigenen Beinen zu stehen.“ Sie strich über ihre Knie. Es erschien ihr wie ein Wunder, dass sie tatsächlich wieder richtig laufen konnte. Und sie hatte auch kaum noch Schmerzen. Nur bei Regenwetter konnte sie kaum auftreten, weil die Nässe ihre Fuß- und Bei nnerven reizte.
    „Erlaube mir wenigstens, dich zu begleiten“, bat Andrew. „Du kennst dieses Haus nur vom Prospekt, hast es noch nicht gesehen. Du weißt nicht, was dich erwartet, Janice. Ich will ja deinem Makler nichts unterstellen, nur es gibt in jedem Beruf schwarze Schafe und in diesem Fall wäre es besser, wenn du jemanden hättest, der bei dir ist.“
    „Andrew, es ist nicht so, dass ich dir nicht dankbar für deine Fürsorge wäre, aber du musst bei deinen Eltern und deiner Familie in Canterbury bleiben“, antwortete die junge Frau. „Du hast nur vierzehn Tage Urlaub und da wäre es nicht richtig, wenn ich dir von dieser Zeit auch noch ein paar Tagen stehle.“ Sie lächelte ihm zu. „Bitte, glaube mir, ich werde allein zurechtkommen. Ihr macht euch alle ganz umsonst Sorgen.“
    Ireen Baker, die in diesem Moment ins Zimmer kam, hatte Janices letzte Worte noch gehört. Sie trat zu ihrer Schwiegertochter und legte den Arm um ihre Schultern. „So gut wir verstehen können, dass du die Einsamkeit suchst, Lovely, so groß ist auch unsere Angst, du könntest deine Kräfte überschätzen. Es wird nicht einfach für dich sein, in dem Haus, das du dir gekauft hast, völlig allein zu leben. Denk an die langen Abe nde, die stillen Nächte...“
    Janice fühlte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Entschlossen kämpfte sie dagegen an. „Edward und David kann mir niemand zurückgeben“, sagte sie. „Ich brauche Zeit, um zu mir selbst zu finden. Gut, seit jenem schrecklichen Unfall sind fast vier Monate vergangen, aber ich bin ständig von anderen Menschen umgeben gewesen, dadurch bin ich nicht dazu gekommen, auch einmal Atem zu h olen.“
    Sie dachte daran, dass sie es bis jetzt nicht geschafft hatte, ihre Wohnung in Mayfair zu betreten. Ihre Schwiegermutter hatte für sie die notwendigsten Sachen zusammengepackt und nach Canterbury gebracht. Da es sich um eine Eigentumswohnung handelte, war es nicht nötig, sie auszuräumen. Janice wusste noch nicht, ob sie die Wohnung verkaufen oder vermieten sollte, auf jeden Fall hatte es Zeit, bis sie sich darüber klar war, ob sie überhaupt jemals nach London zurückkehren wü rde.
    Simon Baker, der in seinem Lehnsessel saß und in der Times blätterte, legte die Zeitung beiseite. „Natürlich kann dir niemand E dward und David zurückgeben“, bestätigte er, „uns jedoch auch nicht, Janice. Ich halte es für einen großen Fehler, sich in seinem Schmerz zu vergraben und alle anderen Leute, die es gut mit einem meinen, vor den Kopf zu stoßen.“
    Seine Frau warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du müsstest Janice gut genug kennen, um zu wissen, dass sie uns nicht kränken will.“
    Janice fühlte sich von den Worten ihres Schwiegervaters zutiefst getroffen. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihn ihre Abreise verletzte. Sie stand auf und trat zu ihm. „Du weißt, wie gern ich euch habe“, sagte sie und legte eine Hand auf seine
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