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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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von Platanen gesäumten Platz, der wie geschaffen für ihren Wagen schien. Sie stellte ihn dort ab, griff nach ihrer Handtasche und stieg mit Pu im Arm aus.
    Die junge Frau hatte das Haus möbliert gekauft. Von ihrem Makler hatte sie erfahren, dass es schon seit Jahren leer stand und sich sein Besitzer erst kurz vor seinem Tod entschlossen hatte, es zu verkaufen. Die letzten zehn Jahre seines Lebens, hatte er in London verbracht.
    Janice schloss die Eingangstür auf und trat ein. Auch wenn sie es sich nicht erklären konnte, erschien es ihr, als hätte dieses Haus nur auf sie gewartet. Sie fühlte sich nicht einen Augenblick fremd. Es war, als wäre sie von einer langen Reise z urückgekehrt.
    Langsam ging die junge Frau durch die einzelnen Räume. Überall herrschte peinliche Sauberkeit. Ein schwacher Duft nach Putzmitteln umgab sie. Der Makler hat ihr gesagt, dass eine Frau aus St. Vincent alles für ihren Einzug vorbereiten wollte. Deshalb wu nderte sie sich auch nicht darüber, dass auf dem Küchentisch und im Wohnzimmer zwei Blumensträuße auf sie warteten. Auch der Kühlschrank war gefüllt worden und an der Küchentür hing ein Zettel, auf dem ihr mitgeteilt wurde, dass das Telefon bereits funktionierte und der Fernseher angeschlossen worden war.
    Janice nahm sich vor, an einem der nächsten Tage Mrs. Harris aufzusuchen und sich dafür zu bedanken, dass sie sich um alles gekümmert hatte.
    Sie schenkte sich ein Glas kalte Milch ein und trank es im Stehen, dann öffnete sie die Tür zu dem großen Raum, der dem Wohnzimmer gegenüber lag. Sie wusste, dass der frühere Besitzer des Hauses Maler gewesen war und auch Bücher illustriert hatte. In diesem Atelier hatte er gearbeitet. Von der ersten Sekunde an, fühlte sie sich hier heimisch. Besonders gefielen ihr die großen Fenster, die zum Meer hinausgingen und auch ihr genügend Licht für ihre Arbeit geben würden.
    Nur wenig später, stieg die junge Frau die Holztreppe zum ersten Stock hinauf, um sich auch dort umzuschauen. Außer einem Bad und einem großen Schlafzimmer, das über dem Atelier lag und Halbbogenfenster besaß, gab es noch zwei weitere Räume. Das erste hatte vermutlich als Gästezimmer gedient. Es wirkte ziemlich unpersönlich, auch wenn das Bild, das über dem Bett hing, Janice faszinierte. Es zeigte die zerklüfteten Klippen, den Strand und das Meer. Im seichten Wasser stand ein kleines Mädchen mit langen blonden Haaren und hielt eine Stoffpuppe in den Armen.
    Die junge Frau öffnete die Tür des letzten Zimmers. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen und sie musste das Licht einschalten. Ungläubig starrte sie auf die bunten Wände. Sie konnte es nicht fassen und war überzeugt, dass ihr die Phantasie etwas vorgaukelte.
    David hatte sich für sein kleines Reich Szenen aus dem Buch ‚Pu, der Bär‘ gewünscht und dieses Zimmer, das eindeutig einem Kind gehört hatte, war mit ihnen bemalt. Eine der Zeichnungen war nicht vollendet worden. Sie zeigte, wie Pu völlig verzweifelt im Ausgang der Kaninchenhöhle hing, weil er sich so vollgefressen hatte, dass er weder vorwärts noch rückwärts kam.
    Janice betrat auf Zehenspitzen den Raum, blieb in seiner Mitte stehen und wagte kaum zu atmen. Sie spürte nicht, wie Tränen über ihre Wangen rannen. Sie sah nur die Bilder und glaubte die Stimme ihres Sohnes zu hören. Schritt für Schritt ging sie auf die Wand zu, auf der Pu dabei war, Honig zu stehlen. Sie hob die Hand und berührte den Bären.
    Ich kann hier nicht bleiben, es ist unmöglich, ich muss weg, dachte sie und spürte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann. Nein, sie konnte nicht weg. Nicht sie hatte sich das Haus ausgesucht, sondern das Haus sie. Irgendeine geheime Macht hatte sie dazu gebracht, Seerose House zu kaufen. Hatte sie nicht die Wä nde eines der Zimmer mit Szenen aus Davids Lieblingsbuch bemalen wollen?
    Janice schloss die Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Nach und nach wurde sie ruhiger. Als sie die Augen öffnete, hatte sie sich so weit gefasst, dass das Zittern in ihr aufgehört hatte und sie sich in Ruhe umschauen konnte.
    Ihr fiel auf, dass in den anderen Räumen des Hauses alles so wirkte, als sei es bis vor kurzem bewohnt gewesen, obwohl sie ja wusste, dass es seit zehn Jahren leer gestanden hatte, doch in diesem Zimmer war das anders. Es war eindeutig ein Kinderzimmer und dennoch gab es hier keine Spielsachen, keine Kinderbücher und die Decke, die auf dem weißlackierten Bett lag, war sicher
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