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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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früheren Besitzer ihres Hauses handelte. Allerdings überraschte sie die Tatsache, dass die Tafel von der Bevölkerung St. Vincents gestiftet worden war.
    Die junge Frau zündete Kerzen für Edward und David an. Lange verharrte sie im Gebet vor dem Altar, schließlich stand sie auf und wollte gehen, doch irgendetwas hielt sie zurück und zwang sie, eine weitere Kerze anzuzünden. „Sie ist für dich, Joan Winslow“, sagte sie leise und befestigte sie in der Halterung.
    Als Janice kurz darauf die Kirche verließ, wurde sie vom lieblichen Duft der Sommerblumen empfangen, die rund um das alte Gebäude blühten. Hinter der Kirche führte ein mit Kies bestreuter Weg zum Friedhof. Sie nahm sich vor, ihn bei Gelegenheit zu besuchen und nach auf Joans Grab Blumen niederzulegen.
    Die junge Frau ließ ihren Wagen auf dem Parkplatz stehen und ging zu Fuß den steinigen, holprigen Weg hinunter, der ins Dorf führte. Von weitem hörte sie das Rauschen des Meeres. Je näher sie dem Dorf kam, umso intensiver wurde der Geruch nach Tang und Fischen.
    Schon bald erreichte sie die ersten Häuser von St. Vincent. Sie folgte der Hauptstraße, die gerade mal so breit war, dass mit einiger Mühe zwei Wagen aneinander vorbeifahren konnten. Eine schmale Treppe führte zum Fußgängerweg und von dort zu den einzelnen Geschäften. In den meisten von ihnen gab es Zeitungen, Postkarten, alle möglichen Andenken, Kleidung und kleinere Haushaltsgegenstände. Es dauerte ein Weilchen, bis Janice auch ein Lebensmittelgeschäft entdeckte. Es stand eingekeilt zwischen einem Fotoladen und einer Bäckerei, aus der ein geradezu verführerischer Duft nach frischem Brot und Gebäck kam.
    Janice entschied sich für das Lebensmittelgeschäft. Mit einem Gruß betrat sie es. Die Bewohner von St. Vincent waren durch die Touristen an Fremde gewöhnt, deshalb beachtete man sie nicht weiter. Erst, als sie an die Reihe kam und nachdem sie ihre Wünsche genannt hatte und fragte, wo Mrs. Harris wohnte, wurde man auf sie aufmerksam.
    „Mrs. Harris wohnt in dem kleinen Haus neben der Arche“, erwiderte die Besitzerin des Geschäftes. Sie sah sich Janice genauer an. „Sind Sie die Dame, die Seerose House gekauft hat? Ich weiß, das Amanda Harris das Haus für die neue Besitzerin in Ordnung gebracht hat.“
    Janice stellte sich vor. „Ich wollte mich bei ihr bedanken“, sagte sie.
    „Mrs. Harris ist für einige Tage zu ihrem Sohn gefahren, der in Bath lebt“, sagte eine der Kundinnen. „Gefällt Ihnen Seerose House, Mrs. Baker?“
    „Ja.“ Die junge Frau nickte. „Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Von meinem Garten habe ich einen wundervollen Blick auf das Meer.“
    „Mir wäre es allein dort ein wenig einsam“, meinte Mrs. Carter, der das Geschäft gehörte. „Außerdem...“ Sie seufzte auf und verdrehte dabei die Augen. „Der arme Mister Winslow“, fügte sie hinzu. „Wir haben von seinem Tod gehört. Ich kann mich noch erinnern, was für ein netter, lieber Mensch er gewesen ist.“ Sie packte Janices Einkäufe in eine große Papiertr agetasche.
    „Ich bin vorhin in der Kirche gewesen und habe die Gedenktafel für Joan Winslow gelesen“, sagte Janice. „Was ist pa ssiert?“
    „Es ist fast genau zehn Jahre her, dass Mrs. Winslow unten am Strand ermordet wurde“, erzählte eine der älteren Kundinnen. „Ehrlich, mir wäre es in diesem Haus etwas unheimlich. Gut, die Tat ist nicht im Haus passiert, dennoch...“ Sie schüttelte sich. „Immerhin hat Mr. Winslow noch einige Wochen nach dem Mord dort gelebt, während man im Krankenhaus von Bodmin um das Leben seiner Tochter kämpfte. Ich habe Maureen nur noch ein einziges Mal danach gesehen. Sie saß im Wagen ihres Vaters und wirkte wie eine leblose Marione tte.“
    Janice dachte an die Fotos, die sie auf dem Dachboden gefunden hatte. „Wo lebt Maureen jetzt?“
    „Soweit ich weiß, in einem Londoner Pflegeheim“, erwiderte Mrs. Carter. Sie lehnte sich an den Tresen und beugte sich leicht vor. „Keiner weiß genau, was damals passiert ist“, fuhr sie fort. „Es heißt, Mrs. Winslow wäre mit Maureen, die damals gerade fünf Jahre alt geworden ist, an den Strand hinuntergegangen, um mit ihr dort den Vormittag zu verbringen. Mr. Winslow wollte unterdessen als Überraschung für seine Tochter, deren Zimmer mit Bildern aus irgendeinem Buch bemalen. Er hat später ausgesagt, er hätte seine Tochter schreien gehört, hätte alles stehen- und liegengelassen und wäre zum Strand
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