Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
in der das Kloster sich befand. Außer Atem passierte er eine Statue der Fortuna und nahm auf einer der steinernen Bänke Platz. Er entrollte den Indulenzbrief und las ihn in Ruhe. Hatte er gehofft, dass von dem Dokument in seiner Hand eine Erleuchtung ausging und den Schleier der Trauer von ihm reißen würde, der ihn seit Wochen einhüllte, so wurde er enttäuscht.
    Er atmete tief durch und las den Brief ein zweites Mal.
    »Erschrecke nicht«, sagte eine sanft klingende Stimme vor ihm.
    Er schaute auf und traute seinen Augen nicht. Am Eingang des Pavillons stand Marie, an ihrer rechten Hand war Charles. Sie trug ein schlichtes rotes Kleid, auf dem Kopf eine schwarze Haube. Der Junge war in blaue Hosen und in ein gleichfarbiges Jäckchen gekleidet.
    Ungläubig riss Calzabigi seine Augen auf und streckte seine Hand zu den beiden Gestalten aus, als könne er sie über die Entfernung berühren.
    »Ich lebe«, fuhr Marie mit derselben engelhaften Stimme fort und legte ihre Hand auf ihren Bauch, genau dort, wo Calzabigi in Berlin das Blut hatte herausquellen sehen.
    »Aber … ich habe dich erschossen«, stammelte er, um zu testen, ob die Erscheinung verschwinden würde, wenn er sie ansprach.
    »Habt Ihr nicht. Es war alles ein Komplott«, entgegnete Marie.
    »Du lügst!«, entfuhr es Calzabigi. »Du bist bloß ein Geist. Ich sah dich verbluten!«
    »Es war nur Tierblut«, entgegnete die Erscheinung, die wie Marie aussah. »Aus einer Schweineblase, die ich bei mir trug und im Fallen mit einer Nadel aufstach. Eure Waffe gab lediglich einen Schreckschuss ab.«
    »Und … und … was sollte das für ein Komplott sein?«, stotterte Calzabigi, der noch immer nicht verstand, was hier vor sich ging.
    »Es war dieser Casanova. Er war besessen davon, Euch das Lottospiel auszutreiben, und er hat uns alle benutzt«, erklärte Marie traurig.
    Calzabigi wurde von einem Schwindel ergriffen, der alles um ihn herum auf den Kopf stellte.
    »Und welche Rolle hast du darin gespielt?«, brachte er hervor. Er spürte ein Gefühl in sich aufsteigen, welches er seit Wochen verdammt hatte.
    »Er versprach Charles und mir Geld und Freiheit. Zwei Dinge, die ich für das wertvollste Gut hielt und die ich mir an Eurer Seite in Berlin nicht mehr erhoffte. Doch als Ihr fort wart, habe ich gemerkt, dass ich mich geirrt habe.«
    Calzabigi schloss die Augen und zählte bis drei. Als er sie wieder öffnete, standen Marie und Charles noch immer dort.
    »Es tut mir leid, was ich Euch angetan habe«, flüsterte sie.
    Er überlegte, aufzustehen, doch er traute sich nicht. Immer noch befürchtete er, dass dies nicht real war. Er blickte auf den Ablass in seiner Hand. Dann schaute er vorsichtig zu Charles, der die ganze Zeit über still neben Marie gestanden hatte.
    »Bist du deswegen gekommen?«, fragte Calzabigi. »Um mich um Verzeihung zu bitten?« Seine Stimme zitterte bei diesen Worten.
    »Und um Euch mit uns zu nehmen«, entgegnete Marie entschlossen. »Ich bin Eure Gemahlin«, ergänzte sie.
    Jetzt erst fielen ihm an ihrem Dekolleté und an beiden Ärmeln ihres Kleides die Blüten getrockneter Rosen auf, die sie als Aufputz dort angebracht hatte.
    »Mich mitnehmen?«, fragte Calzabigi gerührt. »Wohin?«
    »Nach Hause«, entgegnete Marie mit tränenerstickter Stimme und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    Der Ablass rutschte von seinem Schoß und fiel zur Erde, als er sich mit einem Ruck erhob.
    Er war bereit, zu gehen.

83
    L AS V EGAS
    Trisha schwang sich auf einen der Barsessel.
    »Haben Sie Kokoswasser?«, fragte sie den Barkeeper erschöpft.
    Der deutete mit dem Kopf zwei Plätze weiter, wo ein Gast eine Plastikkokosnuss mit Strohhalm vor sich stehen hatte. Trisha schaute nicht in die gewiesene Richtung, sondern lächelte vor sich hin, während der Barkeeper zum Kühlschrank abtauchte.
    »Schmeckt gut, das Zeug, nicht?«, sagte der Mann mit der Kokosnuss.
    Trisha erstarrte zur Salzsäure. Langsam drehte sie den Kopf zur Seite und blickte in ein ihr wohlbekanntes Gesicht.
    »Henri!«, rief sie freudig und wollte schon aufspringen, um ihn zu begrüßen, als ihr etwas einfiel und das Strahlen in ihrem Gesicht gefrieren ließ.
    »Bist du mir noch böse?«, fragte sie besorgt.
    Henri nahm seine Kokosnuss und rückte auf den leeren Platz neben ihr.
    »Verbeeck hat mir alles erzählt«, sagte er und begann zu grinsen. »Scheint so, als könntest du nichts dafür!«
    Trisha lächelte erleichtert und schmiegte sich zum Zeichen der Versöhnung kurz an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher