Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition)
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
ihnen gewesen. Nach Abzug der Summe für das Flugticket hatte er noch genügend Geld übrig gehabt, um Pandita in ein Krankenhaus zu bringen. Den ganzen Flug über hatte er gebetet, dass er nicht zu spät kommen würde, und wieder schienen seine Gebete erhört worden zu sein. Nie würde er den Blick des Arztes vergessen, als er ihm die Geldscheine auf den Schreibtisch gelegt hatte. Er hatte in seinen Augen gelesen, dass der Mann glaubte, das Geld wäre gestohlen, aber der Arzt nahm es dennoch. Keine Woche später hatte Panditas Zustand sich rapide gebessert, und nach zwei Wochen wurde sie als geheilt entlassen. Und auch die anderen hatten die Malaria überstanden. Von dem restlichen Geld waren sie essen gegangen, und die Dollar, die danach noch übrig waren, hatte er zurück in die Dose getan und vergraben. Kurz darauf hatte ihn Pervez aus dem Internetcafé angesprochen und ihm einen neuen Job vermittelt. Ein Mann, der bei Pervez das Programmieren gelernt hatte, hatte eine Firma gegründet und suchte aufmerksame Burschen, die Zahlen in den Computer eingaben. Er war zu der Adresse gegangen und hatte den Job bekommen. Der Wohnung der MHADA, die er diesem Notar hatte überschreiben müssen, trauerte er nicht nach. Einmal war er auf dem Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle an der Bauruine vorbeigekommen und hatte gesehen, dass die Bauarbeiten weiterhin stockten.
    Er saß nun auf einem Hocker vor der Hütte und blickte sich um. Hier kannte er jeden, und jeder kannte ihn. Gegenüber spielte Pandita mit Nachbarskindern. So sehr er sich auch in dieser Umgebung heimisch fühlte, über kurz oder lang musste er hier herauskommen. Nicht, weil er und Janni es hier nicht mehr aushielten, aber sie mussten es für die Kinder tun. Wenn jede Generation einer Familie die nächste Stufe der Leiter erklomm, würde das eigene Fleisch und Blut irgendwann weit oben landen. Darum ging es doch. Vielleicht konnte er sich in der neuen Firma zum Abteilungsleiter hocharbeiten und dann doch irgendwann eine Wohnung anmieten. Er griff sich an den Rücken. Seine Niere würde er erst einmal behalten, als Versicherung für schlechte Zeiten. So saß er gedankenverloren da und begann beinahe einzuschlummern.
    »Mr. Pradeep Kottayil?«
    Er schaute auf. Von der Seite hatte sich ihm unbemerkt ein junger Mann genähert. Skeptisch musterte er ihn. Der Fremde machte einen ordentlichen Eindruck und trug einen Anzug, der durch die immer noch aufgeweichten Wege im Slum bis zu den Knien mit Schlamm bespritzt war. In der Hand trug er eine Aktentasche.
    »Das bin ich«, antwortete Pradeep vorsichtig. Sein Gehirn ratterte, um zu erraten, was der Mann von ihm wollen konnte. Vielleicht kam er von der MHADA wegen der Lotterie.
    »Mein Name ist Baldeeph Singh. Ich komme von der AXIS-Bank. Wir haben Sie angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Daher bin ich nun persönlich gekommen.«
    Pradeep erinnerte sich an das Konto, das er eröffnet hatte, um den Einsatz für die MHADA-Lotterie einzuzahlen.
    »Ja, das stimmt. Ich habe ein Konto bei Ihnen«, erklärte er. »Aber wir bekommen hier selten Post, wie Sie sehen.«
    Der Mann lächelte verständnisvoll.
    »Ich weiß, dass das Konto leer ist. Sie können es schließen«, sagte Pradeep mit entschuldigendem Bedauern. »Ich habe es ganz vergessen.«
    »Darum geht es nicht«, entgegnete Singh und schaute sich um, als würde er sich versichern wollen, dass niemand lauschte. »Vielleicht ist es besser, wir unterhalten uns drinnen.« Er zeigte auf die Hütte hinter Pradeep.
    Der nickte verwundert, erhob sich, klemmte den Hocker unter den Arm und bat den Bankangestellten, einzutreten.
    Janni begrüßte Singh nicht weniger überrascht. Wenig später saßen sie in der Hütte beisammen, der Besucher auf dem Hocker, Pradeep und Janni auf einem gemütlichen Teppich, der den Boden bedeckte.
    »Vielleicht ist es besser, sie schließen ihn«, sagte der Bankangestellte und deutete auf den Vorhang, der zusammengeschnürt neben dem Eingang hing. Pradeep wechselte mit Janni einen fragenden Blick, stand kurz auf und zog den Vorhang zu, bevor er wieder Platz nahm.
    »Also«, begann der Vertreter der AXIS-Bank mit gedämpfter Stimme zu sprechen, »Sie haben ein Konto bei uns eröffnet. Und nun ist es so, dass es keineswegs leer ist, wie Sie vorhin sagten.« Er schluckte und schaute auf seine Aktentasche.
    »Nicht?«, fragte Pradeep.
    »Vielmehr beträgt der aktuelle Kontostand etwas über eine Million«, fuhr Singh fort.
    Pradeep sah ebenso wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher