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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes
Autoren: Bethany Griffin
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Aprils unverkennbares Lachen.
    April sollte eigentlich den Sumpf beobachten und nach drohenden Gefahren Ausschau halten. Wieso steht sie hier vor der Tür zu dieser Kabine?
    Die Bettfedern quietschen, als ich versuche, mich aufzusetzen, und ich kann nicht verhindern, dass ich bei dem plötzlichen Schmerz in meiner Schulter nach Luft schnappe. Elliott streckt die Hand aus, um mir zu helfen, aber mein Ellenbogen trifft die verbrannte Stelle oberhalb seiner Rippen, und er stöhnt. Ich beiße die Zähne zusammen.
    »Versucht, euch ein bisschen zurückzuhalten«, ruft April. »Auf diesem Schiff sind Kinder.«
    »Es gibt hier nichts zurückzuhalten«, murmele ich, schwinge meine Beine seitlich aus dem Bett und stehe auf. Ich lasse das Tagebuch verborgen unter der Decke liegen und hebe Elliotts Hemd auf. Er zögert, als wolle er etwas sagen, aber schließlich nimmt er es.
    »Versprich mir, mir keine Betäubungsmittel mehr zu geben«, sage ich und sehe ihm in die sehr blauen Augen.
    »Ich verspreche es«, beginnt er, aber ich kann sehen, dass er keine Ahnung hat, wie ernst es mir ist.
    »Ich brauche das nicht«, sage ich zu ihm. »Ich bin stärker als vorher. Wir müssen so bald wie möglich in die Stadt zurückkehren.« Ich versuche, mir vorzustellen, wie es sein wird, wenn wir in eine Stadt kommen, die zugleich überflutet und niedergebrannt ist, während der Rote Tod die Menschen auf den Straßen getötet hat. Ich muss mich bereit machen. Ich muss tapfer sein.
    »Araby«, sagt Elliott. »Ich weiß, dass du dir Sorgen um deine Eltern machst. Deine Mutter …«
    Mutter. Ich hatte mich so auf Vater und seine Geheimnisse konzentriert. Dabei ist Mutter im Schloss des Prinzen eingesperrt. Und Elliott hätte ihren Namen nie ohne Grund erwähnt. Ich kneife die Augen zusammen.
    »Während du geschlafen hast, haben wir beschlossen, dass wir nicht in die Stadt zurückkehren.«

Drei
    A ls wir die Stadt verlassen hatten, wollten wir uns neu organisieren – wir wollten dafür sorgen, dass wir alle am gleichen Strang ziehen, wenn wir zurückkehren, um es mit Malcontents Rebellen-Armee und der Seuche aufzunehmen. Um meinen Vater zu finden, den einzigen Mann, der uns sagen könnte, wie wir das Sterben um uns herum aufhalten können.
    »Wir gehen stattdessen zu Prosperos Palast«, sagt Elliott. »Wegen der Waffen. Ich weiß, wo sie aufbewahrt werden. Kent und ich haben stundenlang darüber gesprochen. Wir können schnell eindringen, die Wachen überraschen, das Luftschiff beladen und uns dann mit meinen Männern zusammentun, um gegen Malcontent zu kämpfen.«
    »Wir kehren nicht in die Stadt zurück?« Das ist falsch. Wir müssen zurückkehren und Vater finden. Wir müssen April retten. Waffen können sie nicht heilen.
    Und ich war in Prosperos Palast gewesen. Wie sollen wir – selbst mit einem Luftschiff – hinein- und wieder herauskommen, wenn wir kaum Waffen haben? Viel wahrscheinlicher ist, dass Prospero uns alle gefangen nehmen und zum Spaß foltern wird.
    Ich lege eine Hand an meine Maske und hole tief Luft. Aber Elliott ist noch nicht fertig.
    »Wir werden später trotzdem in die Stadt zurückkehren, nur –« Er steht da, stellt einen Fuß etwas nach hinten, als würde er sich auf einen Angriff gefasst machen. »So wie wir geflohen sind, kann ich nicht mit leeren Händen zurückkehren.«
    Prospero versteckt sich weit weg von der Stadt in der Festung, wo er alles absolut vollständig unter Kontrolle hat, vor der Seuche. Dorthin zu gehen ist ein Selbstmordkommando. Beim letzten Mal, als Elliott und ich dort waren, sind wir nur mit Mühe und Not wieder herausgekommen.
    »Elliott –«
    »Wir mussten die Stadt verlassen«, fällt er mir ins Wort. »Aber wir sind jetzt nicht besser dran als in dem Moment, als wir weggegangen sind. Was können wir schon erreichen, wenn wir zurückkehren? Auf der einen Seite haben wir Prospero, auf der anderen Malcontent. Aber Prospero kümmert sich um nichts mehr – nicht solange der Rote Tod wütet. Mit seinen Waffen –«
    »Waffen, die er uns wahrscheinlich einfach so geben wird?« Meine Stimme wird lauter.
    »Er wird nicht mit einem Angriff aus der Luft rechnen. Wir können direkt über der Waffenkammer landen.«
    »Aber er wird uns kommen sehen. Das Schiff ist ziemlich auffällig.«
    »Nicht in der Nacht. Nicht während einer seiner Feiern. Ich werde mich in Prosperos Bau schleichen und ihm stehlen, was ich brauche, aber ich will mich nicht in die Stadt zurückstehlen müssen. Ich will
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