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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Meisterschaft, mit der sie ihr Reittier beherrschte.
    »Frieder, Cedric, nach rechts. Treibt ihn nach Mülheim. Marian, wir bleiben hinter ihm.«
    Die youngmen rasten los, querfeldein.
    Noch hielt sich Merten an den Karrenweg. Alyss dicht hinter ihm.
    Frieder stieß einen gellenden Schrei aus und überholte ihn.
    Merten sprang über einen Weidezaun nach links. Alyss’ Pferd flog hinterher. John und Marian blieben mit donnernden Hufen auf dem Weg, ein entgegenkommender Karren schwankte und kippte in den Graben. Cedric hatte Frieder erreicht, sie kamen Merten entgegen. Der versuchte, weiter nach links auszubrechen, und geriet in eine aufgebrachte Herde Schafe. Alyss verhielt ihr Pferd, John stieß einen wilden Kriegsruf aus und galoppierte auf Merten zu. Der schaffte es, aus dem Gewimmel der Schafherde zu entkommen, einen kläffenden Schäferhund und einen fluchenden Schäfer ließ er hinter sich. Zurück auf dem Weg gab er seinem Pferd die Sporen. Alyss setzte ihm nach, Marian folgte ihr, die youngmen blieben auf gleicher Höhe wie Merten, doch ritten sie weiter über die frisch bestellten Felder.
    Sie hatten ihn in die gewünschte Richtung gebracht. Schon zeichnete sich der Kirchturm von Mülheim am Himmel ab.
    Es war dennoch eine wilde Jagd, ihre Beute hetzte sein Pferd zu höchster Geschwindigkeit. Diesmal versuchte er nach rechts auszubrechen. Sprang über einen Bach, versuchte sein Heil in einem Gehölz, John überquerte den Bach ebenfalls, Marian ritt auf dem Weg weiter. Es war halsbrecherisch, der Boden feucht und schlammig. Mertens Ross strauchelte, fing sich wieder. John kam ihm näher, Marian und Alyss hatten ihm von vorne den Weg abgeschnitten. Das Gehölz war nun mehr Hindernis, Merten erkannte es wohl und zwang sein Pferd, die Richtung zu ändern. John gab ihm den Weg frei, und dicht über den Rücken gebeugt schaffte Merten es, wieder auf den Karrenweg zu kommen.
    Die youngmen warteten schon, trieben ihn weiter zum Ort hin. Doch sie ließen ihm einen Vorsprung. Mochte er sich sicher fühlen, mochte er noch hoffen, ihnen zu entkommen oder gar Hilfe zu finden.
    Wenn er klug war, würde er versuchen, in der Kirche Asyl zu finden.
    Das musste verhindert werden!
    John drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken. Es fiel in einen gestreckten Galopp.
    Es war, als hätten sich seine Gedanken auf die anderen übertragen. Zu fünft bildeten sie einen Pulk um Merten, der inzwischen immer wieder angstvoll über den Rücken spähte. Entgeisterte Passanten starrten ihnen nach, Hunde bellten, Federvieh stob auseinander, Marian setzte über ein verstörtes Hausschwein, Kinder liefen schreiend davon, als sie durch die Gassen der Ansiedlung donnerten. Marian verhinderte, dass der Flüchtende sich zur Kirche wenden konnte, und mit schrillem Geschrei hetzten Frieder und Cedric ihn weiter zum Ufer.
    Hier schließlich drängte John voran, stürmte direkt auf Mertens schäumendes Pferd zu. Das stieg, und John packte ihn am Wams und riss ihn aus dem Sattel. Ein paar Schritt weit schleifte er ihn über den steinigen Boden, dann hielt er, und seine Begleiter versammelten sich um ihn.
    John stieg ab und setzte dem benommenen Mann die Spitze seines Schwertes in den Nacken.
    Merten keuchte.
    »My Lady!«
    Alyss stieg ebenfalls ab und starrte mit dem Ausdruck größten Abscheus auf Merten. Auch die anderen verließen ihre Pferde und traten näher.
    »Mörder«, sagte Alyss leise. »Du hast meinen Sohn getötet. Dafür alleine wirst du büßen. Du hast noch weit mehr Menschen umgebracht. Auch das wird dir nicht verziehen. Du erbärmlicher Wurm hast mich entführen lassen. Du bist Geschmeiß unter Gottes Sonne, unter fauligem Gewürm nicht mehr als Auswurf, Abschaum der Menschheit, widerwärtiges Gekröse ohne Anstand, eine verrottete Seele.«
    »Alyss«, keuchte er.
    »Winselst du um Gnade?«
    »Gnade.«
    Alyss sah auf und schaute in die Ferne, den Lauf des Rheins hinunter. Dann wandte sie sich zu John, und er erkannte die Härte in ihren Augen. Er erkannte und verstand sie.
    In diesem winzigen Moment der Unaufmerksamkeit gelang es Merten, sich unter Johns Schwert wegzudrehen, und wie von der Sehne geschnellt sprang er auf Alyss zu. Sie ging durch den Aufprall zu Boden, er krallte seine Hände um ihren Hals. Marian riss an Mertens Wams, er ließ von ihr ab, aber sie war besinnungslos zusammengebrochen. Merten, ein Berserker in seiner Wut, schlug auch Marian nieder, trat John in den Bauch und versuchte, ihm das Schwert zu
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