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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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seiner Brust, geborgen in seinen Armen, von seinem Herzschlag umgeben.
    »Ein guter Mann«, sagte ihre Mutter. »Er macht deine Züge weich und deine Augen glänzen.«
    »Ja, Mama. Ein guter Mann.«

43. Kapitel
    G ewaschen und in sauberer Kleidung stand John am nächsten Morgen bereit. Im Badehaus hatte man sein Kinn geschabt, seine Haare gewaschen, zu glänzendem Gold gebürstet. Über dem weißen Hemd trug er ein blaues Wams, darauf gestickt das Wappen, das er als Siegel seines Standes trug – den silbernen Falken auf blauem Grund. Frieder und Cedric, ebenfalls in ihren Sonntagskleidern, begleiteten ihn auf seinem schweren Gang.
    Lord Ivo vom Spiegel würde ihn prüfen und befinden, ob er würdig war, seine Tochter zu heiraten. Obwohl John den Vater seiner Lady verehrte und bewunderte und auch wusste, dass seine strenge Art ein verständnisvolles Herz verdeckte, war er nicht ohne Furcht. Denn sehr wohl wusste er um seine eigenen Verfehlungen, seine Mängel und Verirrungen. Sollte der Lord seine Werbung ablehnen, würde er ihm gehorchen, fortgehen und nie mehr wiederkehren. Doch das Licht in seinem Leben würde erlöschen.
    »Er ist nicht so grimmig, wie er gerne tut, Master John«, sagte Frieder, der an seiner Seite ging.
    »Ich weiß, mein Freund. Doch er hat die Macht, mich zu zerstören.«
    »Aber, Master John, auch Ihr seid ein machtvoller Mann«, begehrte Cedric auf.
    »Ein Wurm im Vergleich zu dem Allmächtigen, Cedric. Und kaum wert, meine Augen zu ihm zu erheben.«
    »Ihr habt Angst?«
    »Oh ja.«
    »Lasst sie ihn nicht spüren, Master John«, riet Frieder.
    »Ich will es versuchen. Wir sind da. Betet für mich, youngmen !«
    Der Herr wartete auf sie im Saal des großen Hauses, einem prachtvollen Raum, in dem das Sonnenlicht durch die Glasscheiben das Silbergeschirr auf den kunstvoll geschnitzten Borden schimmern ließ, die Teppiche in ihren Edelsteinfarben leuchteten und der Duft von Maiglöckchen aus zierlichen Körben drang. Lieblich jedoch war nur ihr Frühlingsgruß, der Herr des Hauses dräute in schiefergrauer Seide am Kamin, gestützt auf den silberbeschlagenen Knauf seines Ebenholzstockes. Weiß umgab das Haar über seinem Haupt und seinem Kinn, doch Brauen und zwei Strähnen rechts und links im Bart zeugten von früherer Schwärze und zeichneten ein Bild größten Grimms.
    »Lasst uns alleine«, waren seine ersten grollenden Worte, und lautlos verließen seine Begleiter John. Und der stand alleine dem Schicksal gegenüber.
    »My Lord, ich entbiete Euch meinen demütigen Gruß.«
    »Ach was, Falkner. Demut erkenne ich nicht in Eurer Haltung.«
    John beugte die Knie.
    »Ihr habt Euch die Freiheit genommen, meiner Tochter schönzutun.«
    »Ja, my Lord. Ich habe Eurer schönen Tochter mein Herz geschenkt.«
    »Geschmeidige Worte, Falkner. Worte kosten nichts. Ich habe einst den Fehler begangen, auf geschmeidige Worte zu hören. Ich werde es nicht wieder tun. Sollte noch einmal in diesem Leben jemand meiner Tochter einen Schmerz zufügen, so werde ich dafür sorgen, dass ihm die Haut in Fetzen abgezogen wird. Ich werde seine Glieder ausrenken lassen und seine Knochen brechen. Ich werde seinen blutenden Kadaver den Schweinen vorwerfen. Ich werde seine Seele verfluchen, auf dass sie in den dunkelsten Teil der Hölle gesperrt und nimmermehr für alle Ewigkeit das Licht schauen wird. Ich werde dafür sorgen, dass kein Mensch auf diesem Erdenrund noch Achtung vor ihm empfindet. Er wird ausgestoßen aus der Gemeinschaft wie ein Aussätziger, zitternd wird er verharren in seinem Elend, er soll sich schämen und zuschanden werden, von Ungeziefer befallen, von der Krätze zerfressen. Verstehen wir uns, Falkner?«
    John hatte sich unter der Wucht der immer lauter donnernden Worte flach auf den Boden ausgestreckt, die Arme wie schützend um seinen Kopf gelegt. Mit bebender Stimme antwortete er: »Ja, my Lord.«
    »Euer Vater ist gestorben.«
    »Ja, my Lord. Doch er starb in Frieden mit mir.«
    »Ihr habt ihn beerbt?«
    »Nein, my Lord. Ich habe das Erbe meinem Bruder überlassen.«
    »Ihr besitzt ein Haus in Eurer Heimat?«
    »Nein, my Lord. Ich habe das kalte Haus meiner Schwester überlassen.«
    »Ihr besitzt ein Haus in Deventer.«
    »Nein, my Lord. Ich habe es Master Robert und Frau Catrin geschenkt.«
    »Ihr seid obdachlos.«
    »Nein, my Lord. Ich besitze noch eine Hütte in den Bergen, in der ich meine Falken zähme.«
    »Und das haltet Ihr für ein passendes Heim?«
    »Nein, my Lord.«
    John traute sich
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