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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Kordel. In der Mitte der Lilien aber blitzten grüne, sorgfältig geschliffene Steine auf.
    Als Frau Alyss sich erhob, ging ein Seufzen durch die Anwesenden.
    Tilo kniete nieder und verschränkte seine Hände, damit die Braut das Ross erklimmen konnte. Sie tat es mit Grazie, und Gislindis ordnete die Falten des Gewandes mit Sorgfalt. Frieder reichte ihr den weißen Handschuh und dann den weißen Falken, dessen Beine mit einer goldenen Kordel gebunden waren.
    Cedric aber führte das Messveech am Zügel, kniete vor ihr, vor Lore, dem Gassenbalch, der Ehrenjungfer, nieder und murmelte: »Hüpf drauf, Maid Lore.«
    Sie hüpfte natürlich nicht, sondern ließ sich wirklich hochheben. Ein bisschen verrutschte das Chapel dabei, aber Frau Catrin richtete es rasch wieder. Dann ergriff Frieder die Zügel des weißen Rosses und Cedric die der Eselin. Das Tor wurde geöffnet, Tilo und Lucien schritten voraus, Stöcke mit bunten Bändern in der Hand. Ihnen folgten Musikanten mit Pfeifen und Trommeln, danach kamen Herr Robert und Frau Catrin, die Jungfern und Gislindis.
    Und dann die Frau Herrin.
    Und dann sie, Lore auf dem Messveech, mit Cedric, der es führte.
    Und die Sänfte mit der wohledlen Frau.
    Und dann erst das Gesinde.
    Und die Glocken hallten über das Land.
    Wie eine Königin sah Frau Alyss aus, gekrönt und aufrecht, den Falken auf ihrer Hand.
    So wurde sie durch die Gassen geleitet, zum Rhein hinunter, und überall blieben die Menschen stehen und jubelten und klatschten ihr zu.
    Groß Sankt Martin war ihr Ziel, und dort erwarteten sie Herr John, Herr Marian und der hochwohledle Herr Ivo vom Spiegel und viele andere Menschen.
    Es bildete sich eine Gasse, durch die die Braut ritt, und die Musik verstummte, und das Gerede verstummte, und selbst die Glocken verstummten.
    Es lag lauter Freude auf ihrem Gesicht, als sie den Bräutigam erblickte. Und sie hob den Arm mit dem Falken, löste die goldenen Bänder und das Häubchen und sandte ihn gen Himmel. Klar klang ihre Stimme, als sie sagte:
    »›Ich zog mir einen Falken länger als ein Jahr.
    Als er von mir gezähmt und mir zu Wunsche war
    und ich um sein Gefieder die goldnen Bänder wand,
    stieg auf er in die Lüfte und flog ins andere Land.
    Fortan sah ich den Falken herrlich schwingen;
    er trug an seinem Fuße seidene Schlingen,
    es glänzte sein Gefieder um und um von Gold.
    Gott sende sie zusammen, die sich einander hold.‹« *
    Dann reichte sie ihren Handschuh Frieder, und Herr John trat vor, um seiner Braut vom Pferd zu helfen.
    Wie schön sie zusammen aussahen.
    Und Cedric half ihr selbst vom Messveech.
    Ene nette Jong.
    Und der Vater Abt trat vor die Brautpforte.
    Und alles war jut.
    * Der von Kürenberg, übersetzt von Andrea Schacht

Epilog
    Das Hauswesen blühte und gedieh unter den Händen seiner Herrin Alyss und des hoch angesehenen Handelsherrn John of Lynne. Der Wunsch des Allmächtigen ging neun Monate nach dem prächtigen Hochzeitsfest in Erfüllung. Sein Enkel wurde geboren, und seine Augen waren blau, die Haare golden. Er wurde getauft auf den Namen Thomas, in Gedenken an Johns Vater. Zwei Jahre später erblickte Jehanne das Licht der Welt und war dunkel wie ihre Mutter. Und noch zwei Jahre später gesellte sich Gauwin dazu, der erschreckend rote Haare hatte, mit einem Temperament, das dieser feurigen Farbe in nichts nachstand.
    Marian und Gislindis verbrachten drei Jahre in den südlichen Ländern und kehrten als geachtetes Paar nach Köln zurück, mit ihnen ihre Tochter Maria. Auch sie schenkten dem Allmächtigen noch drei weitere Enkel.
    Der Herr Ivo und Frau Almut lebten, abgesehen von gelegentlich notwendigen Donnerwettern, in Frieden mit sich und ihrer Welt bis ins hohe Alter.
    Lauryn wurde dem jungen Tuchhändler Tilo angetraut und führte ihm höchst erfolgreich die Bücher. Leocadie, Gemahlin des Ritters Arbo von Bachem, wurde am Hof König Sigmunds von allen Rittern angehimmelt, und zahllose Gedichte wurden auf ihre Schönheit verfasst. Hedwigis, nach drei kinderlosen Ehejahren, wurde ein so zänkisches Weib, dass ihre Familie sie schließlich in ein Damenstift einkaufte.
    Denise fand einen Gatten in ihrem Heimatland, Lucien hingegen ward bekehrt, schloss sich einem strengen Orden an und frönte der Askese.
    Frieder und Cedric zogen nach England und traten in den Dienst der Krone. Fünfzehn Jahre später aber kehrte Frederic Bowman, einst Frieder, nach Köln zurück, um ein Verbrechen aufzuklären, das alle Mitglieder des Hauswesens und
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