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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels
Autoren: Paul C. Doherty
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seinen Diener, der langsam wütend wurde, daran zu hindern, sich für ihn in die Bresche zu schlagen.
    Gurney und seine Frau lehnten sich in ihren Stühlen zurück. Alice warf ihrem Mann einen flehenden Blick zu, kein Wort zu sagen. Corbett konnte sich kaum halten. Er konnte Moncks selbstgefällige Geheimniskrämerei nicht ertragen und war gleichzeitig wütend über den König, der ihn hierhergeschickt und ihm kaum etwas erzählt hatte. Corbett fiel es schwer, daran zu glauben, daß er nur hier war, weil Moncks Diener ermordet oder weil die Frau eines Bäckers gehenkt worden war. Die Pastoureaux waren da schon etwas anderes. Sie waren gefährlich. Seine Spione in Frankreich hatten ihm berichtet, daß diese Fanatiker mit ihren seltsamen Träumen und unheimlichen Visionen von Stadt zu Stadt zogen, den Weltuntergang vorhersagten und gewalttätige Übergriffe auf Juden, Ausländer und die armen Ausgestoßenen der Gesellschaft anzettelten. Jetzt waren
    Gruppen von Pastoureaux, buchstäblich ganze Schiffe voll, in England eingetroffen. Anfänglich hielten sie sich noch ganz harmlos an unwirtlichen und wüsten Plätzen auf. Die Gruppe hier in Norfolk jedoch war immer größer geworden und hatte die Aufmerksamkeit der königlichen Bevollmächtigten auf sich gezogen. Anscheinend war Monck nach Norden geschickt worden, um einige Untersuchungen anzustellen.
    Corbett rückte unangenehm berührt auf seinem Stuhl hin und her und versuchte, die halblauten Unterhaltungen um sich herum nicht weiter zu beachten. Monck, der zufrieden war, seine Bedeutung ins rechte Licht gerückt zu haben, hatte jetzt mit seinen Gastgebern eine oberflächliche Unterhaltung über Getreidesorten, Dorfskandale und die Erlaubnis, Ale zu brauen, begonnen. Corbett betrachtete den schwarzgekleideten Bevollmächtigten eingehend. Dieser hatte eine Schwäche: Er trank gem. Er trank Burgunder, Bier und Ale, wie ein Pferd Gras frißt, ohne daß das irgendeine Wirkung zeitigte. Corbett fragte sich, ob er nicht als Meisterspion des Königs etwas mehr Zeit darauf verwenden sollte, sich mit Monck zu beschäftigen, um seine Gewohnheiten und vielleicht weitere Schwächen kennenzulernen. Corbett mußte lächeln - Maeve zog ihn immer mit seiner eigenen Geheimniskrämerei auf und damit, daß er auch noch das scheinbar Unwichtigste genauer Prüfung unterzog.
    Das Lächeln gefror ihm auf den Lippen. In dieser Angelegenheit war der König wirklich verschlagen und verschwiegen gewesen. Was hatte Monck in Wirklichkeit hier zu suchen? Einer von Corbetts Informanten im Schatzamt hatte berichtet, daß Monck mehrere Tage im Tower verbracht hatte, um Akten zu sichten und Informationen zu sammeln. Das war vor sechs oder sieben Wochen gewesen, nicht lange nach Michaeli. Monck war anschließend aus London verschwunden. Corbett hatte gerüchteweise gehört, daß er sich in Norfolk aufhalte, das aber unwichtig gefunden und nicht weiter beachtet. John de Warenne besaß dort Ländereien, und Monck hatte sich schon oft für den Earl als Verwalter betätigt. Corbett schloß halb die Augen. Er nahm seinen Becher von einer Hand in die andere. Warum ausgerechnet das Schatzamt? Gott wußte, daß es dort nichts zu holen gab. Edward befand sich in außerordentlichen Geldschwierigkeiten: Er mußte die Reste seiner Flotte finanzieren und außerdem einen verlustreichen Krieg gegen den schottischen Aufrührer William Wallace führen, der große Verluste verursachte. Corbett zuckte zusammen, als er Moncks kalte Finger auf seiner Hand spürte.
    »Hugh, Hugh, träumt Ihr?«
    Der Bevollmächtigte rieb sich die Augen und lächelte Sir Simon entschuldigend an.
    »Nein, nein, ich bin müde.«
    »Hoffentlich nicht zu müde, Hugh«, sagte Gurney. »Wir geben heute abend zu Euren Ehren ein Bankett. Ich habe Gäste geladen, Father Augustine, unseren Dorfgeistlichen, und Lady Cecily, die Priorin des Holy Cross Convent, und unseren Medikus, Selditch. Mein Gefolgsmann Catchpole wird ebenfalls erscheinen.«
    »In diesem Fall...«
    Corbett erhob sich gerade, als Maltote mit zerzaustem Haar, den Schlaf noch in den Augen, in den Raum stürzte und Corbett flehend anschaute.
    »Herr, es tut mir leid, ich wußte nicht, daß Ihr gekommen seid. Ich war nach oben gegangen und eingeschlafen.«
    Corbett lächelte beim Anblick der unschuldigen und offenen Züge seines Kuriers.
    »Mach dir keine Sorgen, Maltote.«
    Corbett gab Ranulf ein Zeichen, ihre Stiefel und Mäntel mitzunehmen. Er verbeugte sich in Richtung der anderen und
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