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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen
Autoren: Val McDermid
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abgestellten Autos sind Schwulenpärchen zugange und ficken sich in die Ärsche. Kein Wunder, daß der Chief Temple Fields als Sodom und Gomorrah bezeichnet.«
    »Wissen Sie, in dem Zusammenhang habe ich mir oft eine Frage gestellt: Es ist ziemlich klar, was die Leute in Sodom getrieben haben, aber können Sie mir sagen, was die Sünde der Leute in Gomorrha war?«
    Merrick sah verwirrt aus. Das steigerte seine Ähnlichkeit mit einem traurig dreinblickenden Labrador in beunruhigendem Maße. »Jetzt kann ich Ihnen nicht folgen, Ma’am«, sagte er.
    »Macht nichts. Es wundert mich, daß Mr.Armthwaite nicht dafür gesorgt hat, daß die Sitte diese Leute wegen anstößigen Verhaltens eingebuchtet hat.«
    »Er hat es vor ein paar Jahren mal versucht«, erwiderte Merrick.
    »Der Polizeiausschuß hat ihm dafür jedoch die Eier gegrillt. Er hat sich dagegen aufgelehnt, aber man hat ihm mit dem Innenministerium gedroht. Und nach der Holmwood-Three-Sache war ihm klar, daß er sich bei den Politikern schon tief in die Nesseln gesetzt hatte, und so hat er dann ganz schnell den Schwanz eingezogen. Aber das wird ihn nicht davon abhalten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder in die Scheiße zu treten.«
    »Na, da wollen wir hoffen, daß unser freundlicher Nachbarschaftskiller uns diesmal ein paar Spuren mehr hinterlassen hat, sonst wird unser geliebter Chef sich auf ein neues falsches Ziel stürzen, um den Tritt in die Scheiße ja nicht zu verpassen.« Carol straffte die Schultern. »Okay, Don, wir starten sofort mit der Befragung von Tür zu Tür, und heute abend klappern wir die Straßen ab und reden mit den Leuten vom einschlägigen Gewerbe …«
    Ehe Carol ihre Anweisungen abschließen konnte, wurde sie von einer Stimme hinter der Absperrung unterbrochen. »Inspector Jordan? Penny Burgess von der
Sentinel Times …
Inspector? Was haben Sie herausgefunden?«
    Carol schloß für einen Moment die Augen. Sich mit den widerspenstigen Betbrüdern unter ihren Kollegen auseinanderzusetzen, war eine Sache, sich mit den Medien auseinanderzusetzen, war eine andere und unendlich viel schwieriger. Sie wünschte, sie wäre im Hinterhof bei der gräßlichen Leiche geblieben, atmete dann jedoch tief durch und ging auf die Absperrung zu.
     
    »Jetzt noch mal, damit ich das auch richtig kapiere – Sie wollen, daß ich für die Dauer der Ermittlungen in diesen Mordfällen zu Ihnen an Bord komme, aber Sie wollen nicht, daß ich das irgend jemandem sage?« Der Ausdruck der Belustigung in Tonys Augen verbarg seinen Ärger über das widerstrebende Zögern der leitenden Polizeibeamten, den Wert der Arbeit, die er für sie leisten konnte, vorbehaltlos zu akzeptieren.
    Brandon seufzte. Tony machte es ihm nicht einfach, aber warum sollte er auch? »Ich möchte jeden Hinweis in den Medien vermeiden, daß Sie uns bei der Sache unterstützen. Ich hätte nur dann eine Chance, Sie formell in die Ermittlungen einzuschalten, wenn ich den Chief Constable davon überzeugen könnte, daß Sie weder ihm selbst noch seinen Cops den Glorienschein des Erfolgs nehmen würden.«
    »Und daß die Öffentlichkeit nicht erfahren würde, daß Derek Armthwaite, die Hand Gottes, Hokuspokus-Typen wie mich um Hilfe gebeten hat«, sagte Tony, und die Schärfe in seiner Stimme verriet mehr, als er beabsichtigt hatte.
    Brandon verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln. Es war interessant, zu sehen, daß man die glatte Oberfläche des Psychologen ankratzen konnte. »Sie sagen es, Tony. Technisch gesehen ist es eine operative Sache, und er darf regulär nicht in meine Befugnisse eingreifen, es sei denn, ich verstoße gegen die strategische Planung der Polizeiführung oder des Innenministeriums. Und es ist offizielle Strategie der Stadtpolizei von Bradfield, die Hilfe von Experten in Anspruch zu nehmen, wenn das angemessen erscheint.«
    Tony lachte verächtlich. »Und Sie gehen davon aus, daß er mich als ›angemessen‹ akzeptiert?«
    »Ich gehe davon aus, daß er es nicht auf eine weitere Konfrontation mit dem Innenministerium oder dem Polizeiausschuß ankommen lassen will. In achtzehn Monaten ist seine Pensionierung, und er ist ganz wild darauf, in den Ritterstand erhoben zu werden.« Brandon konnte selbst nicht glauben, daß er das alles sagte. Er machte solche illoyalen Äußerungen nicht einmal seiner Frau gegenüber, ganz zu schweigen von Leuten, die ihm praktisch fremd waren. Was war an diesem Tony Hill, das ihn dazu brachte, sich ihm gegenüber so schnell zu
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