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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen
Autoren: Val McDermid
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den Ordner heftete. Dankbar für großartige Einblicke bla, bla, bla … Kaffee und diese absolut köstlichen Kekse bla, bla, bla … Einräumen der Möglichkeit zu informellen Fragen bla, bla, bla … Erinnere Sie daran, alle Vorlagen an Dr.Hill zu geben, und zwar bis zum bla, bla, bla …
    Das Geräusch davonschlurfender Schritte überlagerte den Rest von Rasmussens Gequassel. Wenn es die Wahl zwischen den Dankesworten eines Ministerialbeamten und einer Tasse Kaffee gab, war die Entscheidung nicht schwer zu treffen, nicht einmal für die anderen Beamten des Innenministeriums. Tony atmete tief durch. Jetzt war die Zeit gekommen, den Dozenten hinter sich zu lassen und zum charmanten, informierten Kollegen zu werden, der stets eifrig zum Zuhören und zur Anpassung bereit war und seinen neuen Kontaktpersonen das Gefühl geben mußte, daß er wirklich auf ihrer Seite stand.
     
    John Brandon erhob sich und trat einen Schritt zurück, um den anderen Leuten in seiner Reihe das Verlassen ihrer Sitze zu ermöglichen. Tony Hills Vortrag war nicht so informativ gewesen, wie er gehofft hatte. Die Ausführungen hatten ihm zwar eine Menge über das Erstellen von psychologischen Verbrecherprofilen gesagt, aber fast nichts über den Mann Tony Hill, außer vielleicht, daß er selbstsicher, jedoch nicht arrogant zu sein schien. Die letzte Dreiviertelstunde war nicht dazu geeignet gewesen, ihn darin zu bestärken, daß das, was er vorhatte, die richtige Handlungsweise war. Aber er sah keine Alternative. Dicht an der Wand entlang bewegte Brandon sich gegen den Strom, bis er auf Höhe von Rasmussen angekommen war. Die Abstimmung mit den Füßen hatte den Ministerialbeamten veranlaßt, seine Rede abrupt abzubrechen und sein Lächeln abzuschalten. Als Rasmussen sich bückte, um seine Papiere an sich zu nehmen, die er auf dem Stuhl abgelegt hatte, schlüpfte Brandon an ihm vorbei und ging auf Tony zu, der gerade die Verschlüsse seiner abgeschabten Gladstone-Tasche zudrückte.
    Brandon räusperte sich, dann sagte er: »Dr.Hill?« Tony schaute mit höflichem Interesse zu ihm hoch. Brandon schob alle Bedenken zur Seite und fuhr fort: »Wir haben uns noch nicht kennengelernt, aber Sie beackern dasselbe Feld wie ich. Ich bin John Brandon …«
    »Der Assistant Chief Constable der Kripo Bradfield?« unterbrach Tony und lächelte ihn an. Er hatte genug von John Brandon gehört, um zu wissen, daß er ein Mann war, den er auf seiner Seite haben wollte. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Mr.Brandon.«
    »John, sagen Sie John«, bat Brandon hastiger, als er beabsichtigt hatte. Er stellte mit einiger Überraschung fest, daß er nervös war. Da war etwas an Tony Hills ruhiger Selbstsicherheit, das ihn verwirrte. »Haben Sie noch Zeit für ein kurzes Gespräch?«
    Ehe Tony antworten konnte, drängte sich Rasmussen zwischen sie. »Entschuldigen Sie«, unterbrach er ohne den geringsten Anflug von Bescheidenheit, und er hatte wieder sein breites Lächeln aufgesetzt. »Tony, darf ich Sie bitten, mit in die Cafeteria zu kommen. Ich bin sicher, unsere Freunde von der Polizei werden sehr interessiert daran sein, mit Ihnen noch ein wenig in gelockerter Atmosphäre plaudern zu können. Begleiten Sie uns doch, Mr.Brandon.«
    Brandon spürte, daß sich seine Nackenhaare sträubten. Die Situation war bereits schwierig genug, und nun würde er auch noch darum kämpfen müssen, das mit Hill geplante vertrauliche Gespräch in einem Raum voller kaffeetrinkender Polizisten und neugieriger Mandarine aus dem Innenministerium überhaupt führen zu können. »Ich hätte gern vorher noch allein mit Dr.Hill gesprochen.«
    Tony sah Rasmussen an und bemerkte, daß sich die parallelen Falten zwischen seinen Augenbrauen leicht vertieften. Normalerweise hätte es ihn gejuckt, Rasmussen zu ärgern, indem er auf dem Gespräch mit Brandon bestanden hätte. Es machte ihm stets Spaß, Wichtigtuern eins auszuwischen und ihre Überheblichkeit als Hilflosigkeit bloßzustellen. Aber heute hing zu viel vom Erfolg seines Zusammenseins mit anderen Polizeibeamten ab, und so entschloß er sich, auf diesen Spaß zu verzichten. Er wandte sich demonstrativ von Rasmussen ab und sagte zu Brandon:
    »John, fahren Sie nach dem Mittagessen nach Bradfield zurück?« Brandon nickte.
    »Würden Sie mich dann mitnehmen? Ich bin mit dem Zug gekommen, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich auf dem Rückweg gern auf den Kampf mit den Unzulänglichkeiten der Britischen Eisenbahn
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