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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege
Autoren: Ricarda Martin
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wurde weiß wie eine Wand.
    »Was hat Lavinia dir gesagt?« Ihre Stimme war ein kaum hörbares Flüstern.
    Anabells Blick war fest mit Susans verbunden, als sie leise, aber jedes einzelne Wort betonend, sagte: »Dass du meine Mutter bist.«
    Susan schloss die Augen, der Boden schwankte unter ihren Füßen. Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie Anabell fortfuhr: »Ich hatte keine Ahnung davon. Zuerst war es ein Schock, doch dann … Darum bin ich gekommen. Ich zürne weder dir noch meiner … meiner Mutter. Ich möchte nur wissen, warum.«
    Susan nickte schwach.
    »Das verstehe ich, und natürlich werde ich versuchen, dir alles zu erklären. Einst habe ich einen sehr großen Fehler gemacht, der mit nichts zu entschuldigen ist. Das Einzige, was vielleicht dafürspricht, ist, dass du ein sorgenfreies und gutes Leben führen konntest. Ein Leben, das ich dir niemals hätte bieten können.«
    »Das hat Mama auch gesagt.« Zum ersten Mal lächelte Anabell, doch bevor sie weitersprechen konnte, hörte Susan die Türglocke anschlagen, Schritte im Flur, und gleich darauf wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen.
    »Ma, wo versteckst du dich? Schöne Ostern …« Jimmys Blick fiel auf Anabell. »Verzeih, Ma, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«
    Susan stand auf, und auch Anabell erhob sich. Anabell sagte leise: »Ich sollte besser wieder gehen. Keinesfalls möchte ich ein Familienfest stören.«
    Susan griff nach ihrer Hand und hielt sie fest, und Jimmy runzelte die Stirn, nachdem er Anabell ins Gesicht gesehen hatte.
    »Ich kenne Sie«, sagte er. »Irgendwo habe ich Sie schon einmal gesehen, obwohl Sie nicht zum Bekanntenkreis meiner Eltern gehören.«
    Hinter Jimmy drängten nun seine Frau Harriet, die Zwillinge und auch Daniel in das Wohnzimmer. Daniel erfasste die Situation sofort. Obwohl er Anabell nur zweimal gesehen hatte, wusste er, um wen es sich handelte. Seine Augen weiteten sich, aber Susan signalisierte ihm mit einem Blick, jetzt keine Fragen zu stellen. Sie legte einen Arm um Anabells Schultern.
    »Wir haben einen neuen Gast, meine Lieben.« Sie sah Anabell an. »Nein, eigentlich ist es kein Gast, denn Anabell wird künftig bei uns leben.«
    Anabell runzelte überrascht die Stirn.
    »Keinesfalls möchte ich euch zur Last fallen.«
    »Last?«, unterbrach Susan und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich könnte mir keine schönere
Last
vorstellen. Das heißt, wenn du überhaupt bei uns bleiben möchtest.«
    Anabell zögerte nur einen Moment, dann sagte sie: »Ja, das möchte ich. Nicht nur, weil ich nicht weiß, wohin ich sonst gehen sollte, sondern weil ich finde, es ist an der Zeit, dass wir einander kennenlernen. Ich denke, wir haben uns viel zu erzählen, darum wäre ich sehr dankbar, wenn ich wenigstens die nächste Zeit bei euch bleiben kann, bis ich weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll.«
    Susan umarmte ihre Tochter, und dieses Mal erwiderte Anabell ihre Umarmung.
    »Bleib für den Rest deines Lebens … mein Kind. Von heute an beginnt für dich ein neues … ein anderes Leben.«

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    Nachwort und Danksagung
    D
as Lied der Lüge
ist ein historischer Roman, der – obwohl einige historische Persönlichkeiten und Ereignisse in der Handlung eine wesentliche Rolle spielen – auch als Roman gelesen werden soll. Nach bestem Wissen und Gewissen habe ich mich bemüht, mich an die historischen Fakten zu halten und um diese herum meine Geschichte aufzubauen. Manchmal war es jedoch notwendig, ein paar Details zu verändern und/oder hinzuzufügen, damit der Ablauf der fiktiven Handlung stimmig bleibt. Als in meinem Kopf die erste Idee zu diesem Roman entstand, hatte ich natürlich ein Grundwissen über die Handlungszeit, ebenso über Sarah Bernhardt, Emmeline Pankhurst und über die Suffragetten-Bewegung sowie über das Schiffsunglück der
RMS Titanic
. Doch erst bei meinen intensiven Recherchen bemerkte ich, wie interessant diese Zeit und diese Personen wirklich waren, und ich versuchte, aus den vielfältig gesammelten Informationen einen stimmigen Roman zu schreiben.
    An dieser Stelle möchte ich Ihnen ein paar Hintergrundinformationen geben, die von allgemeinem Interesse sind:
     
    Die Schauspielerin
Sarah Bernhardt
(1844–1923) wurde als Tochter einer niederländischen Jüdin in Paris geboren (über den Vater gibt es nur Spekulationen) und wuchs in Frankreich auf. Sie gilt als erste große Diva des Theaters, denn Sarah Bernhardts Darstellung war zur damaligen Zeit nicht nur einzigartig,
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