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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit
Autoren: Peter V. Brett
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mehr, wie viele Male er Dämonen daran gehindert hatte, einen tödlichen Schlag zu führen, und ihren Opfern die Gelegenheit verschaffte, sich aufzurappeln und weiterzukämpfen.
    In dem Chaos taumelte eine Gruppe von Horclingen durch die Mittellinie und stolperte am zweiten Zirkel vorbei. Sie traten auf die Plane und stürzten auf die mit Siegeln bemalten angespitzten Pflöcke, die aus dem Boden der Grube aufragten. Die meisten Dämonen zappelten aufgespießt unter der tödlichen Magie, doch ein Horcling war diesem Schicksal entgangen und kletterte aus dem Loch heraus. Eine Axt köpfte ihn, ehe er sich wieder in den Kampf stürzen oder fliehen konnte.
    Doch der Strom der Horclinge ließ nicht nach, und nachdem sie die Grube entdeckt hatten, turnten sie an ihren Rändern entlang. Ein Aufschrei ertönte, und als der Tätowierte Mann sich umdrehte, sah er, dass vor dem Eingang zum Heiligen Haus ein heftiger Kampf tobte. Die Horclinge witterten die Kranken und Schwachen, die sich darin verschanzt hatten, und sie gierten danach, einzubrechen und mit dem Gemetzel zu beginnen. Mittlerweile waren auch die mit Kreide gezeichneten Siegel verschwunden, der nie versiegende Regen hatte sie weggewaschen.
    Die dicke Schicht aus Schmiere, die man auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Portal verteilt hatte, verlangsamte ein wenig den Ansturm der Horclinge. Mehr als einer rutschte aus und landete auf seinem Schwanz oder schlitterte in die Siegel des
dritten Zirkels hinein. Doch sie krümmten ihre Klauen, verschafften sich einen festeren Halt und flitzten weiter.
    Geschützt durch ihren Kreis verteidigten die Frauen das Portal mit langen Speeren, und eine Zeit lang konnten sie sich auch behaupten; doch die Spitze von Stefnys Speer blieb in der zähen Haut eines Dämons stecken, und als sie nach vorn gezerrt wurde, verfing sich ihr Fuß in der Schnur des Zirkels. Sofort gerieten die Siegel in Unordnung, und das Netz kollabierte.
    Der Tätowierte Mann rannte, so schnell er konnte, und sprang über die zwölf Fuß breite Grube hinweg, doch selbst er konnte das Abschlachten nicht verhindern.
    Als das Gemetzel vorbei war, stand er, nach Atem ringend, neben den überlebenden Frauen, unter denen sich überraschenderweise auch Stefny befand. Sie war von oben bis unten mit Dämonenblut beschmiert, doch ihr Kampfgeist schien nicht gebrochen, als sie mit wilder Entschlossenheit um sich blickte.
    Ein riesenhafter Baumdämon griff sie an. Gemeinsam rüsteten sie sich, die Attacke abzuwehren, doch der Horcling blieb außerhalb der Reichweite ihrer Speere und sprang an ihnen vorbei, um die Wand des Heiligen Hauses zu erreichen. Zwischen den aufeinandergeschichteten Steinen fanden seine Krallen mühelos Halt, und ehe der Tätowierte Mann nach seinem hin und her peitschenden Schwanz greifen konnte, war er so hoch hinaufgeklettert, dass man selbst mit einem Speer nicht mehr nach ihm stechen konnte.
    »Pass auf!«, schrie der Tätowierte Mann Wonda zu, doch das Mädchen war so darauf konzentriert, mit dem Bogen ihr Ziel anzuvisieren, dass sie den Warnruf nicht rechtzeitig hörte. Der Dämon packte sie und schleuderte sie über seinen Kopf nach hinten, als sei sie nichts weiter als ein störendes Hindernis. Der Tätowierte Mann rannte los und schlitterte auf den
Knien durch die Schmiere und den Schlamm, um Wondas blutenden, zerschmetterten Körper aufzufangen, ehe er auf den Boden prallte. Währenddessen hievte der Horcling sich durch das offene Fenster ins Heilige Haus.
    Der Tätowierte Mann hetzte zur Seitenpforte, doch als er um die Ecke bog, kam er schlingernd zum Stehen; der Weg war ihm versperrt durch ein Dutzend Dämonen, die benebelt vor seinen Siegeln standen, die er eigens angebracht hatte, um die Horclinge zu verwirren. Laut schreiend sprang er mitten unter das Rudel, doch er wusste, dass er es niemals rechtzeitig ins Haus schaffen würde.

    Die Wände des Heiligen Hauses hallten wider vor Schmerzensschreien, und das Gebrüll der dicht vor dem Eingang tobenden Dämonen zerrte an den Nerven der im Haus eingesperrten Menschen. Viele weinten hemmungslos oder wiegten sich, vor Angst zitternd, langsam vor und zurück; andere tobten und schlugen blindlings um sich.
    Leesha bemühte sich, die Leute zu beruhigen, sprach tröstend auf die ein, die noch am zugänglichsten schienen, und gab den anderen Beruhigungsmittel, damit sie sich in ihrer Raserei nicht selbst verletzten, und um zu verhindern, dass die Nähte der Wunden aufplatzten.
    »Ich fühle mich
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