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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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sich, fast brutal, und sie zuckt zurück, die alte Furcht in ihr aufgeschreckt, sein Ellenbogen wie ein Flüstern, verhängnisvoll, streift ihren, als er vorbeirauscht. Dann ist er fort. Sie dreht sich nicht um. Sie sieht nicht zu der Falte in der Menge, mit der er verschmolzen ist.
    »Vergiss es, Swig«, sagt jemand. Carl Dyer. Seine Stimme ist jetzt an Steuerbord, ihr am nächsten. Er macht eine Leine fest, belegt die Klampe, holt sie durch, damit sich der Knoten bekneift. Er blickt zu ihr auf und lächelt.
    »Wie geht’s dir, Jane?«, sagt er.
    »Gut, danke«, bringt sie hervor. »Und dir?«
    »Noch am Leben.«
    Sie lacht.
    »Die Katze aber nicht mehr«, sagt er.
    »Ja, hab ich auch gehört.«
    Er wirft ihr noch ein Lächeln zu, dann wendet er sich wieder seiner Arbeit zu.
    Zwei Tage später hört sie, wie Nate Wilkes ihrem Großvater Gid erzählt, dass Silas Varick sternhagelvoll versucht hat, ein Stinktier loszuwerden, das sich auf seinem Hof herumtrieb, er ging los, goss Benzin über das Tier und setzte es in Brand, das Stinktier lief direkt in den Hühnerstall, der daraufhin in Flammen aufging, alle Hühner waren drin, das Ding brannte komplett nieder.
    »Wäre zu leicht gewesen, das Tier einfach abzuknallen«, bemerkt Nate Wilkes. »Das ist ein richtiger Krawallbruder. Nicht ganz frisch unterm Pony.«
    Gid zuckt mit den Schultern. »Sie treibt ihn dazu.«
    Diese Geschichte erinnert Jane an den Varick-Jungen, an jenen Abend am Kai, der Sohn dieser Frau, Ada.
    Und ich sah im Drehn so klar eines Kindes
    Vergessene Morgen …
    Durch die Parabeln
    Von Sonnenlicht
    Diese Zeilen lassen sie nicht los, Bruchstücke, Worte, die am Gesicht des Jungen kleben. Sonderbar vertraut. Dieser Junge mit den blassen Augen voller Leere. Und sie überlegt. Grübelt über die Geschichte mit dem Stinktier und dem abgebrannten Hühnerstall, über den jungen Varick und seine Mutter. Es sind Gedankensplitter, die in ihr herumrasseln, vage, während sie Tomaten im Garten pflückt, die verfaulten über die Steinmauer wirft, während sie den Knoblauch flicht, die Spiegelscherben im Mais ausrichtet, die die Krähen abschrecken sollen.
    Der Junge mit den Augen voller Leere; hinter dieser Leere: eine Welt.
    Sie sieht ihn in jenem Sommer noch einmal, am folgenden Samstag, unten am Anleger mit einem Freund, ihre Gestalten heben sich von dem weißen Gleißen des Flusses ab, der sich hinter ihnen im Spätnachmittag erstreckt. Sie kommen die Straße von Point herauf, während Jane hinuntergeht. Als der Varick-Junge sie erkennt, bleibt er stehen, wieder dieser Blick, wenn auch nicht ganz so hart. Kurz starrt er sie an, dann murmelt er dem Freund neben sich etwas zu, huscht davon.
    Und wieder überlegt sie, blickt hinüber zur Reihe von Schuppen, hinter denen er verschwunden ist. Sie fragt sich, ob das, was sie an jenem Abend am Kai in seinem Gesicht gesehen hat, die vagen Umrisse einer Wahrheit, ob sie etwas anderes waren, als sie tatsächlich gesehen hat. Es lässt sie nicht los. Ein oder zwei Tage denkt sie darüber nach, dann nicht mehr.
    Vögel ziehen davon. Die Stadt leert sich. Die Luft wacht langsam auf, findet zu sich selbst zurück, das Marschland steht vor der Wende; das Licht hat sich verändert, nähert sich dem langen, schärferen Schmerz des Herbstes.
    Es ist Ende September, noch warm im Altweibersommer, als Mrs. Andrews, der die Pension gehört, Jane anruft und ihr erklärt, sie hätte noch Gäste, die am Wochenende abreisen wollten, aber sie selbst müsse nach New Hampshire; ihre Schwester, die dort wohne, hätte einen Schlaganfall gehabt, es gehe abwärts mit ihr. Ob es Jane etwas ausmachen würde, an den nächsten drei Vormittagen vorbeizukommen und das Frühstück zuzubereiten und dann am Wochenende, wenn die letzten Gäste ausgezogen seien, ein bisschen aufzuräumen, das Haus wieder in Ordnung zu bringen? Und Jane hatte zugesagt, ja sicher, das wäre überhaupt kein Problem.
    Spät am Sonntag war sie so gut wie fertig, entfernte die letzten Spuren der Gäste aus den Zimmern. Sie waren fort, alle, zurückgegangen dorthin, woher sie gekommen waren, alle außer dem Ingenieur, der blieb noch, sie fragte sich, wie lange noch. Schon bald, vermutete Jane, wäre auch er weg, zöge weiter, zum nächsten Auftrag, zum nächsten neuen Highwayabschnitt, in die nächste Stadt. Sie zog die letzten Betten ab, leerte die Papierkörbe; fand das Halstuch einer Frau unter einem Sekretär, Seide, petrolfarben, durchzogen von einem zackigen
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