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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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schwarzen Streifen – sie legte sich das Tuch um den Hals und betrachtete sich im Spiegel. Es hing ein Parfüm daran, schwach, Vanille oder ein anderer entfernter Duft, den sie nicht benennen konnte, und das aus dem Spiegel zurückblickende Mädchen war hübsch, ein unbekannter Eigensinn lag in ihrem Blick, das Haar war glatt. Jane nahm das Tuch ab und war wieder sie selbst, schob es gefaltet in die Tasche ihres Rocks und wandte sich abermals ihrer Arbeit zu, stapelte Bettwäsche, Kissenbezüge und Handtücher im Flur oben vor der Hintertreppe, da hörte sie es an der Haustür klopfen.
    Es war gegen Abend, der Himmel wie sanftblauer Staub im Fenster, gerade noch zu sehen, als Jane nach unten stieg. Abgesehen von ihr war niemand im Haus. Sie ging den Korridor entlang, vorbei am Empfangstischchen mit dem metallenen Briefkorb und der Vase. Es klopfte erneut, jetzt heftiger, so als sei jemand sauer. »Immer mit der Ruhe«, murmelte sie, verärgert darüber, dass derjenige nicht warten konnte, dann zog sie die Tür auf und es war Carl Dyer, der dort auf den Verandastufen stand, hinter ihm der Himmel zart entflammt in der blassen, schwebenden Eile der untergehenden Sonne, die Kappe auf dem Kopf nach hinten geschoben, wie er sie gerne trug, die Hände in die Hosentaschen gestopft, wandte er sich gerade ab, als wäre er zu dem Schluss gekommen, es würde niemand öffnen, da erblickte er Jane und erstarrte.
    »Wie geht es dir, Jane?«, sagte er, dieses Dunkle, das seine Stimme immer bekam und auf das sie nie so recht vorbereitet war, dieses Dunkle, wenn er ihren Namen sagte, so als hätte er ihn schon tausendmal ausgesprochen, ihren Namen.
    Und er stand einfach da, stand in seiner freien, unbekümmerten Schönheit auf der Veranda, in seinen Augen dieses krude Licht, das ihr vertraut war, wenn sein Blick in einer besonderen Weise über sie huschte. Er roch nach Wind, nach Arbeit, er roch nach Meer, sein Hemdkragen war geöffnet, sie sah die Höhlung unter seinem Kehlkopf, das hellere Schimmern von Schweiß auf dem Knochen.
    »Willst du dann also mitkommen?«, fragte er.
    »Wohin?«
    »Mit mir.«
    Er sagte es einfach so und das war alles, so als müsste sie einfach wissen, was er meinte, seine Stimme mit dieser Dunkelheit darin, die sie so liebte. Und sie wusste es. Und sie ging mit.

Brunnen
    LUCE
    Oktober 1957
    Schweißgebadet wachte er auf. Träume eines Toten. Das Zimmer fühlte sich beklemmend an, plötzlich zu eng. Er legte sich wieder hin – es war ein altes Bett, die Federn quietschten –, knipste die Lampe an und lag einfach da, beobachtete durch das geschlossene Fenster, wie die Umrisse der Äste kratzten und knackten. Lautlos. Lampenlicht zog Kreis um Kreis auf der Haut der Wand.
    ***
    Erste Schrammen der Dämmerung und er denkt an sie. Ada. Große Überraschung. Er kann nicht an sie denken. Und kann es nicht lassen.
    Er steht auf und rasiert sich, die scharfe Klinge arbeitet sich langsam über sein Kinn, sein Gesicht erscheint unter Schaum und Creme, irgendwie unvertraut. Einmal rutscht die Klinge ab, Blut quillt als dünner, feiner Strich unter seinem Ohr hervor. Mit einem Handtuch tupft er es ab.
    Der Wind hat über Nacht aufgefrischt, eine Kaltfront zieht durch. Eine Böe fängt sich an der Tür, rüttelt daran. Er schaut auf. Nichts, niemand dort.
    Als er sich seinen Kaffee macht, kommt ihm der Gedanke, dass Ada ihn morgen, wenn er sie unten in der Hütte trifft – vorausgesetzt sie taucht auf –, nach dem Buch fragen wird, nach dem in Plastik geschlagenen Buch aus der Bibliothek, das sie letzte Woche in seinem Auto vergessen hat. Und er wird ihr sagen müssen, dass er es nicht mehr hat – eine Lüge erfinden oder ihr einfach gestehen, dass er es Jane geschenkt hat, als sie es mit dem Fuß vor dem Beifahrersitz umdrehte. Ada wird ihm mit Sicherheit heimleuchten, weil er etwas Geliehenes weitergegeben hat, das er nicht weitergeben durfte.
    Er kennt sie. Sie wird wegen der kleinen Sache über ihn herfallen. Seit Wochen steht es zwischen ihnen schon auf des Messers Schneide, so scheint ihm. Sie wird nach dem kleinsten Anlass suchen, um sich zu streiten, egal was, um sich ein für alle Mal von ihm zu befreien.
    Silas hätte ihr gedroht, erzählte sie ihm letzte Woche, als sie sich trafen. Hätte von irgendwas Wind gekriegt.
    Sie hat sich das Haar schneiden lassen. Alles auf eine Länge, es schwingt bis auf ihre Schultern, die Farbe von Lampenruß. Ihre Haut ist blass geworden, die Bräune fort. Als sie
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