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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Autoren: Don Winslow
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rannte.
    Jetzt denk nach, befahl er sich. Zum erstenmal in diesem Scheißjob, denk nach. Simms kann dich hier erwischen, das ist nicht gut. Du mußt die Distanz verringern, damit deine Pistole so gut ist wie sein Gewehr.
    Er sah hinauf, wo Li Lan den Berg hinaufhetzte. Es gab eine leichte Biegung, ein paar Felsen an der Bergseite.
    Wenn ich es dahin schaffe, schaffe ich es vielleicht.
    Er rollte sich auf den Weg und krabbelte auf allen vieren bergan. Seine Rippen schmerzten, aber er hielt nicht inne. Er sah nicht auf, er konnte Li Lan rennen hören, kleine Steine schlitterten zu ihm herunter. Renn, renn, renn, dachte er.
    Jetzt konnte er Simms unter sich hören. Er rannte auch. Scheiße. Ich muß es zu der Biegung schaffen. Mit ein paar Sekunden Vorsprung.
    Neal stand auf und rannte. Er schrie, als seine Rippen Feuer spuckten, und schrie wieder, als er die Biegung erreichte und sich hinter die Felsen warf. Er konnte Li Lan auf allen vieren sehen, dann stand sie auf, winkte mit den Armen und schrie, versuchte die drei Männer zu warnen, vom Rande des Gipfels wegzugehen.
    »Sie winkt!« sagte Xao. »Aber wo ist Carey?«
    »Vielleicht erholt er sich.«
    »Kann er von dort sehen?«
    »Ich bin sicher.«
    Ich hoffe es, dachte Xao. Ich hoffe es. Kommen Sie schon, Mr. Carey. Wo stecken Sie? 
     
    Wo steckst du, du mieser kleiner Bastard? fragte sich Simms. Die Chinesin klebte wie ein Käfer am Berg, aber Carey war verschwunden. Planst du einen kleinen Hinterhalt, ja?
    Simms sah die Biegung ungefähr vierzig Meter vor ihm.
    Okay, dachte er.
    Er verließ den Weg, schob sich auf dem Hosenboden die Schräge entlang. Dort war ein schöner Fels, auf dem er das Gewehr auflegen konnte, und er konnte hervorragend auf den Gipfel zielen. Die untergehende Sonne würde sie zu Silhouetten machen.
    Danach konnte er sich in Ruhe mit Carey beschäftigen. In Ruhe… wie schön. Ruhe – das war ein netter Plan.
    Simms kniete sich hinter den Fels.
    Was zum Teufel macht er da, fragte sich Neal, während er Simms’ Manöver beobachtete. Dann sah er Simms in Schußposition gehen, das Gewehr zur Hand nehmen, den Lauf auf den Fels legen. Er sah, wie Simms das Auge an das Zielfernrohr legte und den Gipfel beobachtete. Li Lan erreichte den Gipfel. Sie blieb stehen und winkte mit den Armen. Sie waren hundert Meter weit weg, liefen auf sie zu, die Arme zum Willkommensgruß ausgebreitet – perfekte Ziele. 
     
    Neal sah es auch. Pendleton trug einen schwarzen Umhang und sah aus wie eine riesige Fledermaus, als er auf Li Lan zurannte. Der Chinese war älter, kleiner, aber auch er schritt schneller aus, als sie ihnen entgegenlief.
    Er sah den Berg hinab und sah, wie sich das Gewehr ein wenig bewegte, als Simms zielte.
    Das, dachte Simms, nenne ich Ziele satt. Wollen mal sehen… Okay, wer zuerst kommt, geht zuerst. Er zielte sorgfältig. 
     
    Neal wußte, er konnte aus dieser Entfernung in tausend Jahren nicht Simms treffen, aber er versuchte es. Die Pistole zuckte in seiner Hand, als er abdrückte. Der Schuß lenkte Simms nicht ab. Er kicherte, als er seinem Ziel folgte, wartete, daß die beiden einander näher kamen, so daß er auch den zweiten Schuß leicht ansetzen konnte. Oder soll ich versuchen, sie beide mit einem Schuß zu erwischen? Nein, das wäre vulgär. Neal stemmte beide Beine gegen den Felsbrocken und preßte. Seine Rippen schmerzten und schrien, während er drückte, den Rücken gegen den Gipfel gepreßt. Dann gab der Felsbrocken nach. Rührte sich. 
     
    Jetzt reicht es, sagte sich Simms. Er begann, den Abzug zu drücken. 
     
    Der Felsbrocken rollte. Er sah ihn über den Weg hopsen und schneller werden, während er auf Simms zukullerte. Bitte, Gott… bitte, bitte.
    Er hörte den Schuß eine halbe Sekunde, bevor der Fels traf.
    Er sah auf, sah Pendleton stürzen.
    Als wäre er getroffen worden.
    Dann hörte er Li Lan schreien.
    Er sprang auf und rannte los. 
     
    Simms wollte gerade das Mädel abknallen, als der Schmerz durch seine Hände zuckte, weil ein riesiger Fels den Gewehrlauf traf und ihm das Gewehr entriß.
    Dieser Hurensohn, dachte er. Sie wollen es mir wirklich nicht einfach machen. Na ja, dann muß ich sie mit dem Messer erledigen. Er wünschte bloß, daß sie aufhören würde zu schreien. 
     
    Neal hörte sie schreien, als er den Gipfel erreichte.
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm, Pendleton in den Armen. Er hatte ein großes Loch im Rücken. Die beiden anderen Männer standen still wie Statuen vor dem
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