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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse
Autoren: Aufbau
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unseren Kanuschürzen auf den Knien. Es regnete heftig. Verdruss, wenn er wirklich verdrießlich ist
     und nicht auf widerliche Weise vorgibt, das Gegenteil zu sein, ist eine enorm spaßige Angelegenheit, und Leute, die an der
     frischen Luft ordentlich durchweicht und abgestumpftwerden, sind stets zum Lachen aufgelegt. Aus dieser Perspektive kann sogar eine Portion Ei
à la papier
dem Vergnügen als eine Art Hilfsmittel dienen. Doch laden solche Scherze, auch wenn sie recht gut ankommen, nicht zur Wiederholung
     ein, und von diesem Moment an blieb der Spirituskocher, ganz Gentleman, im Transportkasten der
Cigarette
.
    Es ist fast unnötig, zu erwähnen, dass der Wind, als wir die Mahlzeit beendet hatten, an Bord gingen und die Segel setzten,
     ganz plötzlich nachließ. Den Rest der Strecke nach Vilvoorde breiteten wir weiterhin unsere Leinwand vor einer ungünstigen
     Brise aus, und mit einer gelegentlichen Böe und gelegentlichen Paddelschlägen trieben wir zwischen den friedlichen Bäumen
     von einer Schleuse zur nächsten.
    Es war eine schöne, grüne, üppige Landschaft, genauer, eine grüne Wasserstraße, die sich von Dorf zu Dorf zog. Alles machte
     einen gesetzten Eindruck, wie in Orten, die seit langem bewohnt sind. Kinder mit kurzgeschorenem Haar spuckten von den Brücken,
     unter denen wir durchfuhren, mit einer wahrlich zurückhaltenden Feinfühligkeit auf uns herab. Doch die Fischer, die sich auf
     ihre Schwimmer konzentrierten, waren noch zurückhaltender und ließen uns, ohne uns eines einzigen Blickes zu würdigen, vorbeiziehen.
     Sie hockten auf Sterlingblöcken und Strebepfeilern und den Uferhängen, ihrer sanftmütigen Beschäftigung zugewandt. Sie waren
     so gleichgültig, als gehörten sie zur unbelebten Natur. Sie bewegten sich nicht mehr als Angler auf einem alten holländischen
     Stich. Die Blätter raschelten, das Wasser wogte, doch sie blieben auf ihren Plätzen, als wären sie vom Staat gegründete Kirchen.
     Man hätte jeden ihrer unschuldigenKöpfe aufbohren können, nur um zu entdecken, dass sich unter ihren Schädeldecken nicht viel mehr als aufgerollte Angelschnüre
     befanden. Ich halte nicht viel von euren strammen Kollegen in Kautschukhosen, die sich mit einer Lachsangel in der Hand gegen
     Bergflüsse stemmen, doch jenen Menschenschlag, der tagaus, tagein seine brotlose Kunst an stillen, einsamen Gewässern betreibt,
     liebe ich sehr.
    An der letzten Schleuse, direkt hinter Vilvoorde, gab es eine Wärterin, die verständliches Französisch sprach und uns erklärte,
     wir seien immer noch ein paar Meilen von Brüssel entfernt. Genau hier begann es wieder zu regnen. Die Tropfen fielen in geraden,
     parallelen Linien, und von der Oberfläche des Kanals spritzte eine unendliche Vielzahl kleiner Kristallfontänen auf. In der
     Umgebung waren keine Betten frei. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Segel einzuholen und uns im Regen dem regelmäßigen
     Paddeln zu widmen. Die schönen Landhäuser mit Uhren und langen Reihen von Fenstern samt Fensterläden und die prächtigen alten
     Bäume, die in Gruppen und Alleen beisammenstanden, wirkten im Regen üppig und düster und verstärkten die Dunkelheit an den
     Kanalufern. Ich meine, von einigen Stichen denselben Effekt zu kennen: fruchtbare Landschaften, menschenleer und von vorüberziehenden
     Sturmwolken überhangen. Die ganze Zeit wurden wir von einem abgedeckten schäbigen Karren eskortiert, der den Treidelpfad entlangklapperte
     und in fast gleichbleibendem Abstand in unserem Kielwasser folgte.

Der königliche Rudersportclub
    In der Nähe von Laeken hörte es auf zu regnen. Doch die Sonne war bereits untergegangen, die Luft war eisig, und beide hatten
     wir keinen trockenen Faden am Leib. Nun, da wir uns fast am Ende der Allée Verte und direkt an der Schwelle von Brüssel befanden,
     wurden wir auch noch mit einem ernsten Problem konfrontiert. An den Ufern wartete eine lange Schlange Kanalboote darauf, durch
     die Schleuse zu kommen. Nirgendwo gab es eine passende Landestelle, nirgendwo war auch nur ein Stall in Sicht, in dem wir
     die Kanus über Nacht hätten unterbringen können. Wir krabbelten an Land und betraten ein
estaminet
, in dem ein paar traurige Gestalten mit dem Wirt zusammensaßen. Der Wirt behandelte uns ziemlich grob. Er kannte weder Kutschenhaus
     noch Scheune, nichts dergleichen, und als er merkte, dass wir nicht hereingekommen waren, um etwas zu trinken, zeigte er recht
     deutlich, dass er uns so schnell wie
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