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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse
Autoren: Aufbau
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kennen, anstatt amen zu allem zu sagen, was andere
     uns an Vorlieben vorschreiben wollen, bedeutet, die Seele am Leben zu halten. So jemand kann großzügig sein, er kann über
     die geschäftliche Bedeutung hinaus ehrlich sein, er kann seine Freunde mit einem frei gewählten, persönlichen Mitgefühl lieben
     und nicht nur als Zugabe zu dem Posten akzeptieren, der ihm zugeteilt wurde. Kurzum: Er kann sich von seinen Instinkten und
     seiner gottgewollten Natur leiten lassen, statt nur ein Rädchen im gesellschaftlichen Getriebe zu sein, das aus Gründen gefertigt
     wurde, die er nicht versteht, und zu Zwecken, die ihm gleichgültig sind.
    Denn wer würde es wagen, mir zu erzählen, dass das Geschäftsleben kurzweiliger ist als das Herumalbern mit Booten? Wer so
     etwas sagt, hat noch nie ein Boot gesehen – oder noch nie ein Büro betreten. Und mit Sicherheit ist das eine wesentlich besser
     für die Gesundheit. Ein Mann sollte sich um nichts Wichtigeres kümmern müssen als um seinen Zeitvertreib. Als Gegenargument
     kann nur die Geldgier dienen; kein anderer als »Mammon, er, der gebeugteste der Geisterschar, die aus dem Himmel fiel«, wagte
     eine Antwort zuriskieren. Es ist verlogenes Geschwätz, den Kaufmann und den Bankier als selbstlose Kämpfer im Namen der Menschheit darzustellen,
     die dann am nützlichsten sind, wenn sie sich in ihre Arbeit stürzen, denn der Mensch ist wichtiger als seine Dienste. Wenn
     mein königlicher Rudersportler so weit von seiner hoffnungsvollen Jugend abgefallen ist, dass er sich nur noch für seine Buchführung
     begeistern kann, dann wage ich zu bezweifeln, dass er noch ein ebenso netter Kerl sein und mit solch gütiger Anmut ein paar
     durchnässte Engländer begrüßen würde, die in der Abenddämmerung nach Brüssel paddeln.
    Als wir unsere nasse Kleidung gewechselt und ein Glas helles Ale auf das Wohl des Clubs getrunken hatten, begleitete uns einer
     der Rudersportler zu einem Hotel. Er hatte wohl keinen Hunger, aber nichts gegen ein Glas Wein einzuwenden. Begeisterung ist
     ziemlich ermüdend, und ich beginne zu verstehen, warum die Propheten in Judäa, wo man sie am besten kannte, unbeliebt waren.
     Drei geschlagene Stunden lang saß dieser vorzügliche junge Mann bei uns, um über Boote und Bootsrennen zu fachsimpeln, und
     bevor er ging, war er freundlich genug, Kerzen für unsere Schlafzimmer zu bestellen.
    Immer wieder versuchten wir, das Thema zu wechseln, doch es gelang uns nicht einen Augenblick: Der königliche Rudersportler
     zügelte sich, scheute, antwortete auf die Frage und stürzte sich erneut kopfüber in die anschwellende Flut seines Lieblingsthemas.
     Ich nenne es sein Lieblingsthema, doch in Wirklichkeit war er ihm mit Leib und Seele verfallen. Der Kapitän der
Arethusa
, der alle Wettrennen für Teufelszeug hält, befand sich in einem traurigen Dilemma.Er wagte nicht, sein Unwissen über die Ehre Altenglands preiszugeben, und plapperte über englische Clubs und englische Ruderer,
     von dessen Ruhmestaten er nie zuvor gehört hatte. Einige Male und insbesondere als es um die Frage der Rollsitze ging, hätte
     er sich um Haaresbreite verraten. Was den Kapitän der
Cigarette
anging, der in der Hitze seines Blutes Ruderrennen bestritten hatte, nun aber diese Ausrutscher seiner wilden Jugend verleugnete,
     so war sein Fall noch verzweifelter. Denn der königliche Rudersportler bot ihm für den folgenden Tag einen Platz in einem
     ihrer Achter an, um den englischen mit dem belgischen Schlag zu vergleichen. Ich konnte meinen Freund in seinem Sessel schwitzen
     sehen, wann immer die Sprache darauf kam. Und es gab noch einen anderen Vorschlag, der auf uns beide dieselbe Wirkung hatte.
     Anscheinend war der Europameistertitel im Rudern (wie die meisten anderen Titel) an ein Mitglied des königlichen Rudersportclubs
     gegangen. Und wenn wir nur bis nächsten Sonntag warteten, dann würde sich dieser infernalische Ruderer dazu herablassen, uns
     bis zur nächsten Etappe zu begleiten. Keiner von uns verspürte auch nur den geringsten Wunsch, die Rennpferde der Sonne gegen
     Apollo antreten zu lassen.
    Nachdem der junge Mann gegangen war, ließen wir unsere Nachtkerzen zurückgehen und bestellten Brandy-Soda. Die großen Wogen
     waren über uns hinweggerollt. Die königlichen Rudersportler waren so nette junge Burschen, wie man es sich nur wünschen konnte,
     für unseren Geschmack nur waren sie ein bisschen zu jung und ein klein wenig zu sportlich. Wir begriffen
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