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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse
Autoren: Aufbau
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diesen ehrenwerten
     Beruf nicht ausstehen kann, ihn jenen auszureden, die ihn von Herzen mögen? Angenommen, eine Speise wäre nicht nach meinem
     Geschmack und Sie würden mir erzählen, es sei das Leibgericht aller anderen – was sollte ich daraus schließen? Vermutlich,
     dass ich es nicht aufessen sollte, wenn mein Magen dagegen ist.
    Ehrwürdigkeit ist auf ihre Art etwas Gutes, doch ist sie innerhalb einer Gesamtbetrachtung nicht das Wichtigste. Ich würde
     keinen Augenblick wagen anzudeuten, dass es sich um eine Geschmacksfrage handelt, aber ich denke, ich könnte so weit gehen,
     Folgendes zu behaupten: Wenn ein Beruf zugegebenermaßen unangenehm, unbequem, unnötig, überflüssig und nutzlos ist, dann kann
     er so ehrenwert sein wie die Kirche von England, aber je eher ein Mann ihn aufgibt, desto besser für ihn und alle Beteiligten.

Auf dem Sambre-Kanal nach Quartes
    Gegen drei Uhr nachmittags begleitete uns das gesamte Personal des
Grand Cerf
zum Flussufer. Der Omnibusfahrer zeigte einen gequälten Ausdruck. Armer Käfigvogel!Erinnere ich mich denn nicht an die Zeit, als ich selbst am Bahnhof herumgeisterte, um einen Zug nach dem anderen, vollbesetzt
     mit Reisenden, in die Nacht ziehen zu sehen und auf den Fahrplänen die Namen ferner Orte mit unbeschreiblicher Sehnsucht zu
     lesen?
    Wir hatten die Festungsanlagen noch nicht verlassen, als es zu regnen begann. Es herrschte Gegenwind, der in wilden Sturmböen
     wehte, und auch die anderen Aspekte der Natur waren nicht gnädiger als die Machenschaften des Himmels. Wir durchquerten einen
     öden Landstrich, der spärlich mit Buschwerk bedeckt, dafür aber nett mit Fabrikschornsteinen durchzogen war. Wir landeten
     an einer schmutzigen Wiese mit einigen Baumstümpfen und rauchten dort eine Pfeife, als sich das Wetter zwischendurch besserte.
     Doch der Wind war so heftig, dass wir kein Feuer machen konnten. Es gab keine natürlichen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung,
     nur ein paar schäbige Werkstätten. Eine Kinderschar, angeführt von einem großen Mädchen, stand da und beobachtete uns während
     unseres ganzen Aufenthalts aus nächster Nähe. Ich frage mich wirklich, was sie über uns dachten.
    Bei Hautmont war die Schleuse beinahe unpassierbar. Die Landestelle war steil und hoch, und die Rampe lag weit entfernt. Ein
     gutes Dutzend schmutziger Arbeiter half uns. Sie lehnten jede Bezahlung ab, und – was noch viel besser ist – sie lehnten sie
     freundlich ab, ohne das Gefühl zu vermitteln, beleidigt zu sein. »So ist das hier bei uns auf dem Land Brauch«, sagten sie.
     Und es ist ein sehr anständiger Brauch. In Schottland, wo einem ebenfalls ohne Gegenleistung geholfen wird, lehnen die zuvorkommenden
     Leute dein Geldab, als ob man versucht hätte, ihre Stimme für eine Wahl zu kaufen. Wenn jemand sich zu ehrenamtlicher Tätigkeit bereit erklärt,
     sollte er noch ein wenig mehr geben und darauf achten, dass allen die Würde erhalten bleibt. Doch in unseren wackeren Sachsenländern,
     wo wir siebzig Jahre im Schlamm schuften und der Wind uns von der Wiege bis zur Bahre in den Ohren heult, vollbringen wir
     unsere guten und bösen Taten selbstherrlich und beinahe aufdringlich, und sogar unsere Almosen spenden wir demonstrativ und
     als Kriegserklärung gegen das Unrecht.
    Nach Hautmont kam die Sonne wieder zum Vorschein, der Wind flaute ab. Ein paar Ruderschläge entfernten uns von den Eisenhütten
     und brachten uns in ein Schlaraffenland. Der Fluss schlängelte sich zwischen niedrigen Hügeln, so dass die Sonne abwechselnd
     hinter uns und direkt vor uns stand, und der Fluss war eine einzige Fläche aus unerträglichem Glanz. Auf beiden Seiten säumten
     Wiesen und Obstgärten die Ufer, während am Rand des Flusses Riedgras und Wasserlilien wuchsen. Die Hecken waren hoch und rankten
     sich um die Stämme der Ulmen. Die Felder, da sie häufig sehr klein waren, versprachen eine Reihe von schattigen Plätzen entlang
     des Stromes. Es gab keine großen Aussichten, manchmal ragte der Gipfel eines Hügels mit seinen Bäumen über die nächste Hecke
     und bildete den Mittelgrund zum Firmament, doch das war alles. Der Himmel war wolkenlos. Nach dem Regen war die Luft von beglückender
     Reinheit. Der Fluss mäanderte zwischen den kleinen Hügeln wie ein schimmerndes Band aus Spiegelglas, und das Eintauchen der
     Ruder ließ die Blumen am Ufersaum schwanken.
    Auf den Wiesen wanderte Vieh, das mit schwarzen und weißen Flecken phantastisch gemustert
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